Die Schwestern vom Heiligen Geist verabschieden sich aus Dudweiler Nach 152 Jahren geht nun eine Ära zu Ende

Dudweiler · Die Schwestern vom Heiligen Geist verabschieden sich aus dem Krankenhaus St. Josef. Weil Nachwuchs fehlt, löst der Orden die Niederlassung auf.

 Dieses Foto entstand im Dezember 2016 zum 150. Konventsjubiläum der Schwestern vom Heiligen Geist im Dudweiler Krankenhaus St. Josef. Die Zweite von rechts ist Schwester Oberin Solina.  

Dieses Foto entstand im Dezember 2016 zum 150. Konventsjubiläum der Schwestern vom Heiligen Geist im Dudweiler Krankenhaus St. Josef. Die Zweite von rechts ist Schwester Oberin Solina.  

Foto: Thomas Seeber

Vor 152 Jahren kamen sie nach Dudweiler. Sie kamen, als die Not am größten war. Und nun? Verabschieden sich die Schwestern vom Heiligen Geist. Der Konvent (von lateinisch conventus: Zusammenkunft) wird aufgelöst. Und es gibt kein Zurück. Weil nur noch sechs Frauen übrig sind.

Schwester Oberin Solina ist mit 67 die Jüngste, die älteste Ordensschwester ist 95. Die Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken (cts) dankt den frommen Frauen für ihr segensreiches Tun über all die Jahre mit einem Festgottesdienst in der Kapelle des Krankenhauses St. Josef. Er beginnt dort am Dienstag, 19. März, um 10 Uhr. Die Öffentlichkeit ist dazu ebenfalls eingeladen.

Wer jemals als Patient oder Besucher besagte Klinik betreten hat, der ist wohl auch den Schwestern begegnet. Vor allem in früheren Jahren, als sie noch sehr viel zahlreicher vertreten waren.

Schwester Solina hat die wichtigsten Eckpunkte zusammengetragen: 1857 wurde die Ordensgemeinschaft (Kongregation) der Schwestern vom Heiligen Geist in Koblenz gegründet, die erste Filiale folgte neun Jahre später in Dudweiler. Denn im Saarland herrschte zu dieser Zeit größte Armut. Vor allem Bergleute und Arbeiter sowie ihre Familien waren bei Krankheit, Unfall, Invalidität und im Todesfall nicht abgesichert.

Kinder hatten zumeist keine Möglichkeit, die Schule zu besuchen. Und der Lohn der kleinen Leute reichte kaum zum Überleben.

Vom Staat war keine wesentliche Hilfe zu erwarten, und so sprang die Kirche ein. 1866 ging die neue Filiale in Betrieb mit dem Ziel, Armut und Bildungsnotstand zu beseitigen. Ein gemietetes kleines Haus im ältesten Ortsteil von Dudweiler diente zunächst als „Klösterchen“.

Der Krieg 1870/71 stellte die Schwestern vor neue Herausforderungen. Sie leiteten ein Behelfslazarett, pflegten rund 70 verwundete Soldaten sowie 400 an Typhus, Ruhr und Pocken erkrankte Menschen. Einige Jahre später kauften die frommen Frauen ein Haus, um dort Waisenkinder zu betreuen. Es dauerte nicht lange, da wurde es aufgestockt. Da aber auch der Bedarf wuchs, Kranke aufzunehmen, wurde ein größeres Anwesen benötigt. Die Einweihung war 1899.

Nach großer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg kam der Wiederaufbau, sodass nun schon knapp 50 Schwestern ihren Verpflichtungen nachgehen konnten: in Kindergärten, in der Nähschule und der Gemeindeseelsorge, in der ambulanten Pflege und selbstredend im Krankenhaus. Die Spezialisierung in der Klinik schritt voran, es gab nun immer neue Fachabteilungen, wodurch sich die Anzahl der Schwestern im Konvent vergrößerte.

1969 waren es 54. Als es danach jedoch immer weniger wurden, stellte man auch weltliche Mitarbeiter ein. Der Mangel an Schwestern verschärfte sich weiter. Die Ordensleitung suchte Unterstützung. Vor 25 Jahren übernahm die Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken (cts) erst die Geschäftsführung und 2011 das ganze Krankenhaus. Es folgten weitreichende Umbau- und Sanierungsarbeiten.

Mit Schwester Oberin Solina haben wir diese Woche gesprochen. Ihr sei ja schon die ganze Zeit über bewusst gewesen, sagt sie, dass die Auflösung des Konvents irgendwann bevorstehe. Doch jetzt sei sie Realität. Sie schließt die Augen, verstummt. Offenkundig ist sie tief bewegt. Und traurig.

Es geht eine Ära in der Stadt zu Ende. Solina selbst wird im cts-Altenheim Kleinblittersdorf zu finden sein, jedoch nicht als pflegebedürftige Hausbewohnerin. Andere Frauen um sie herum werden jedoch die Dienste einer solchen Einrichtung in Anspruch nehmen. „Alles liegt in Gottes Hand“, sagt die Schwester Oberin. Auch die Zukunft von Menschen, die ihm innig dienen.

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