Sicherheitskonzept in Saarbrücken Polizei: Der Christkindlmarkt ist sicher

Saarbrücken · Geklauter Weihnachtsbaum, Betrunkener in Zelle, gesuchte Jugendliche gefasst: Alles nur Kleinigkeiten, sagt ein Saarbrücker Sprecher.

 Streifengang während des Christkindlmarktes auch in der Diskonto-Passage.

Streifengang während des Christkindlmarktes auch in der Diskonto-Passage.

Foto: Matthias Zimmermann

Verstärkte Streifengänge der Polizei und Betonquader gegen Amokfahrten: Damit wollen die Verantwortlichen des Saarbrücker Christkindlmarktes den Besuchern ein Gefühl geben, hier gut aufgehoben zu sein. Zuletzt stieg dieses Bedürfnis, nachdem es in Straßburg nahe des dortigen Weihnachtsmarktes bei einem Anschlag Tote gab. „Da haben wir die Polizeipräsenz kurzfristig in Saarbrücken erhöht“, sagt Bertram Stoll. Er ist als Leiter des Ermittlungs- und Servicedienstes bei der Polizeiinspektion Stadt (einst St. Johann) dafür verantwortlich, Sicherheitskonzepte bei Großveranstaltungen zu koordinieren.

Jetzt, nachdem französische Spezialkräfte den mutmaßlichen Attentäter getötet haben, habe die Polizei in der Landeshauptstadt den Personaleinsatz wieder zurückgefahren. Was indes nicht bedeute, dass die ohnehin seit vergangenem Jahr höheren Standards ausgehebelt sind. „Nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin haben wir seit 2017 ein verstärktes Sicherheitskonzept.“ Dies sei nach wie vor so, sichert Stoll zu.

Wie viele Kollegen konkret im Einsatz sind, darüber bewahrt er Stillschweigen. Aus einsatztaktischen Gründen, wie es dazu in der Regel heißt. Die Polizei will sich seitens potenzieller Straftäter nicht in die Karten schauen lassen.

Was Zwischenfälle während des Christkindlmarktes betrifft, zeigt sich Polizeibeamter Stoll entspannt: „Bislang ist alles ruhig verlaufen.“ Die Lage sei mit der des Vorjahres zu vergleichen, die ebenfalls nicht aus dem Ruder gelaufen sei. Auch am Samstag, 8. Dezember, als der Markt wegen der Einkaufsnacht ebenfalls bis Mitternacht geöffnet hatte, sei alles problemlos verlaufen. Allerdings findet er ein paar außergewöhnliche Zwischenfälle, die seine Kollegen in den Akten vermerkt haben:

■ Offensichtlich viel zu durstig: Eine Streife hat auf dem Saarbrücker Christkindlmarkt einen Mann aufgegriffen, der nicht mehr in der Lage war, sich selbst zu helfen. In den Unterlagen heißt es: „koordinativ nicht mehr in der Lage“ zu gehen. Er sei bereits gestürzt. Der Quierschieder hatte auch keine Begleiter mehr, die ihn hätten den sicheren Weg nach Hause weisen können. Die Polizisten hielten es für das Beste, ihn über Nacht mit auf die Wache zu nehmen. Dort schlief der 55-Jährige seinen Rausch aus. Am nächsten Tag ging’s dann wieder heim.

Die Alkoholkontrolle zeigte erstaunliche Werte: 3,21 Promille hatte der Mann intus.
■ Mit geschmückter Tanne auf der Flucht: Vier Männer aus Völklingen sind den Ermittlern aufgefallen, als sie mit ihrem Audi nahe des Saarbrücker Stadtgrabens unterwegs waren. Was den Ordnungshütern so ungewöhnlich vorkam: Aus dem Kofferraum ragte die Spitze eines Nadelbaumes. Damit nicht genug: Er trug ein festliches Kleid. Der Baum war komplett geschmückt mit Schleifen und einer Lichterkette. Als die Polizisten den Wagen stoppten, war der Rädelsführer zuerst einmal auf und davon.

Dafür befragten die Streifenbeamten die drei übrigen Insassen, was es mit dem für das Auto viel zu großen Weihnachtsbaum auf sich hat. Es stellte sich heraus: Ihr geflüchteter Kumpan hatte kurzerhand die Tanne geklaut, die eigentlich vor ein Schnellrestaurant am St. Johanner Markt gehörte. Die Männer bekamen einen polizeilichen Auftrag: Sie  mussten das Schmuckstück wieder auspacken, zurückbringen und dort aufstellen, wo es zuletzt für Glanz auf dem Christkindlmarkt sorgte. Den 29 Jahre alten Haupttäter  machten die Ermittler wenig später ausfindig.

■ Untersuchungshaft nach Fahrradklau: Der Diebstahl eines Rades hat eine Jugendliche hinter Schloss und Riegel gebracht. Sie hatte sich den Drahtesel eines Saarbrückers geangelt und wollte damit türmen. Polizisten stoppten die 16-Jährige. Dieser Diebstahl hätte den Teenager prinzipiell nicht hinter Gitter gebracht. Doch die Saarbrückerin hatte bereits etwas auf dem Kerbholz, war zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Die bezahlte sie aber nicht. Daraufhin hatte ein Richter Untersuchungshaft angeordnet. Dieser Haftbefehl wurde ihr nun zum Verhängnis, als sie auf dem gestohlenen Rad erwischt wurde. Nebenbei hatte ihr Vater sie vor einem Monat als vermisst gemeldet.

Bertram Stoll nennt diese Vorkommnisse Einzelfälle. Schlägereien oder vermehrte Taschendiebstähle seien ihm und seinen Kollegen bislang nicht untergekommen. So werde es bis zum Ende des Christkindlmarktes beim Sicherheitskonzept bleiben, welches sich bewährt habe.

So wie die großen Betonblöcke in der Bahnhofstraße, von der Europa-Galerie kommend. Habe es im vergangenen Jahr noch Probleme mit Lieferanten gegeben, die sich nicht an die Sperrzeiten für Durchfahrten gehalten haben sollen, habe dies die Polizei damit nun auch in den Griff bekommen, sagte Bertram Stoll.

Der Christkindlmarkt in Saarbrücken hat noch bis einschließlich Sonntag, 23. Dezember, 11.30 bis 21 Uhr, geöffnet. Die Budenbetreiber in der Bahnhofstraße sind länger vor Ort und bieten noch bis Sonntag, 30. Dezember, ihre Waren an.

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