Verkehrssicherheit Wildunfall: Todeskampf am Straßenrand

Saarbrücken/Kleinblittersdorf · Saarbrücken ist mehr als der Asphaltdschungel in der City. Wo Straßen die Wälder durchschneiden, kreuzen sich die Wege von Mensch und Wild. Das kann lebensgefährlich werden.

 In der dunklen Jahreszeit wächst die Unfallgefahr. Rehe, Füchse und Wildschweine kreuzen die Landstraßen – mit oft fatalen Folgen.

In der dunklen Jahreszeit wächst die Unfallgefahr. Rehe, Füchse und Wildschweine kreuzen die Landstraßen – mit oft fatalen Folgen.

Foto: picture alliance / dpa/Arno Burgi

Die Spanne zwischen Morgengrauen und Abenddämmerung wird in diesen Herbsttagen rasch kleiner. Damit wächst die Unfallgefahr. Etwa zwischen Dorf im Warndt und dem Kreisverkehr bei Velsen, wo jetzt für Fahrer noch mehr Vorsicht geboten ist. Oder auf der Landstraße, die Sitterswald mit Bliesransbach und dem Mandelbachtal verbindet.

Zwischen den Ortsschildern von Sitterswald und Auersmacher lockt ein besonders verführerisches leeres, langes Straßenstück. Der tadellose Asphalt ist in ausgedehnte Felder und Obstbaumwiesen gebettet. Runterschalten und kräftig Gas geben? Vorsicht! Auf den vier-, fünfhundert Metern bis zum nächsten 50er-Schild vor dem Ortseingang sind nur 70 Sachen erlaubt. Zwei Schilder stehen, wo der Tritt aufs Gaspedal lockt.

Die beiden roten Warn-Dreiecke signalisieren aus gutem Grund, das besser bleiben zu lassen: Vorsicht, Wildwechsel! Die Waldränder sind nahe. Von dort rennen Mal um Mal Rehe und Wildschweine über die Straße. Oder sie bleiben unvermittelt wie gelähmt im Scheinwerferlicht stehen, während das Auto scheinbar unaufhaltsam näherkommt. Bis die Bremsen kreischen. Wer dann zu schnell ist, riskiert sein Leben und das der Tiere.

Auch in Saarbrücken existieren – siehe oben – jenseits des City-Asphaltdschungels genug Gefahrenzonen, wo sich die Wege von Mensch und Tier kreuzen. Die Unfallzahlen zeugen davon. Falk Hasenberg vom Landespolizeipräsidium hat sie auf SZ-Anfrage aus der landesweiten Statistik herausarbeiten lassen.

Demnach gab es im gesamten Saarland seit dem Jahresbeginn bis zum 31. Oktober 3395 polizeilich registrierte Wildunfälle. Bei 41 dieser Unfälle kamen Menschen zu Schaden. Fünf erlitten schwere, 39 leichte Verletzungen (die Saarbrücker Zeitung berichtete).

Auf Saarbrücken entfallen in den ersten zehn Monaten dieses Jahres 166 Wildunfälle. Darunter sind vier Verkehrsunfälle mit Personenschaden. Zwei Schwer- und zwei Leichtverletzte nach Kollisionen mit Wildtieren verzeichneten die Statistiker seit Januar.

Damit haben sich die Zahlen im Vergleich zu den ersten zehn Monaten des Jahres 2017 leicht erhöht. Damals ereigneten sich 160 Wildunfälle auf dem Saarbrücker Stadtgebiet. Ein Mensch erlitt schwere Blessuren, und es gab einen Leichtverletzten.

Polizeisprecher Hasenberg verbindet die Zahlen mit dem Hinweis, dass es diese Unfälle eben nicht nur im Dämmerlicht gibt, wie es jetzt immer früher kommt und immer später weicht. „Wildunfälle können zu jeder Tages- und Jahreszeit geschehen. Auch in Bereichen, an denen kein Warnschild ,Wildwechsel’ aufgestellt ist“, mahnt der Polizist.

Dabei lassen sich die Gefahren für Mensch und Tier durch ein paar einfache Verhaltensregeln für Verkehrsteilnehmer deutlich verringern. „Nehmen Sie im Wald sowie an unübersichtlichen Wald- und Feldrändern den Fuß vom Gas.“

Außerdem ist erhöhte Vorsicht geboten, wo neue Straßen durch Waldgebiete führen. Denn diese Routen durchschneiden oft uralte Wege des Wildes.

Aber was tun, wenn ein Tier bereits an oder auf der Straße ist? Hasenberg rät: „Blenden Sie ab, bremsen Sie kontrolliert, und hupen Sie.“ Vor allem: „Rechnen Sie mit Nachzüglern.“ Ein Reh ist selten allein. Und nicht immer kommen Mensch und Tier noch in letzter Sekunde aneinander vorbei.

Falls der Zusammenstoß unausweichlich ist, empfiehlt der Polizist: „Halten Sie das Lenkrad fest, und leiten Sie eine Vollbremsung ein. Ein kontrollierter Aufprall ist besser als ein unkontrolliertes Ausweichen.“

Und danach? „Da ein Wildunfall ein Unfall wie jeder andere auch ist, gelten für den Fahrer die gleichen Pflichten.“ Nämlich: Unfallstelle absichern, Verletzten helfen und dann so schnell wie möglich die Polizei verständigen. Die wiederum kennt den jeweiligen „Jagdausübungsberechtigten“, der wegen des angefahrenen Tieres zu informieren ist.

Polizeisprecher Hasenberg ist sicher, dass es in vielen Fällen gar nicht erst so weit kommen muss, sofern Menschen die Wildwechselschilder immer ernst nehmen. Und wenn sie am Gaspedal Vorsicht walten lassen.

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