Runder Geburtstag Die „Mutter“ einer ganzen Kita 

Püttlingen · Luzia Thiel, auch als streitbare Püttlinger Lokalpolitikerin bekannt, feiert heute ihren 80. Geburtstag.

 Luzia Thiel im Jahr 2000 gewissermaßen inmitten ihres Projektes, der selbstverwalteten Kindertagesstätte in der Püttlinger Espenstraße, für die sie leidenschaftlich gekämpft hatte. Heute wird Luzia Thiel 80 Jahre alt.

Luzia Thiel im Jahr 2000 gewissermaßen inmitten ihres Projektes, der selbstverwalteten Kindertagesstätte in der Püttlinger Espenstraße, für die sie leidenschaftlich gekämpft hatte. Heute wird Luzia Thiel 80 Jahre alt.

Foto: Becker & Bredel

(et) „Der Wert einer Idee liegt in ihrer Umsetzung.“ In dieser Hinsicht hat Luzia Thiel ganze Arbeit geleistet. Am heutigen Freitag feiert die Begründerin der Kindertagesstätte Espenstraße und ehemalige Fraktionsvorsitzende der SPD Püttlingen ihren 80. Geburtstag.

Um Luzia Thiel zu verstehen, muss man in die 1980er Jahre zurück gehen: „Damals war ich, als alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, berufstätig, gleichzeitig politisch tätig und ziemlich ratlos, wie ich das alles unter einen Hut bekommen sollte.“ Jammern ist jedoch Thiels Sache nie gewesen, eher das tatkräftige Handeln. Mit Gleichgesinnten und mit Rückenwind durch den Vorstand des SPD-Stadtverbandes Püttlingen – und gegen viele Widerstände – wurde der Selbsthilfeverein Kita gegründet, mit Thiel als erste Vorsitzende. Luzia Thiel blickt zurück: „Bürgermeister Robert Jeanrond aus Kleinblittersdorf hat uns damals auch kräftig geholfen, indem er uns Räume der Lebenshilfe Obere Saar zur Verfügung gestellt hat.“ Hier begann die erste Gruppe der selbstverwalteten Kita Püttlingen ihre Arbeit, eine stetige Vorwärtsbewegung setzte ein. Erst kürzlich feierte der Verein sein 30-jähriges Bestehen, längst in eigenen Räumen, als „biligualer“, also zweisprachiger Kindergarten, in altersgemischten Gruppen, mit musischem Schwerpunkt und inzwischen auch ein Träger der freiwilligen Ganztagsschulen mit integrierter Nachmittagsbetreuung in ganz Püttlingen, sowie mit weiteren pädagogischen Angeboten (die SZ berichtete).

Einen runden Geburtstag darf auch Kita-Verein-Begründerin Luzia Thiel in diesem Jahr feiern. Am 22. September 1937 wurde sie in Altenkessel geboren. Ihre Eltern waren Peter und Paula Thiel, die Mutter war Hausfrau, der Vater Klempner und Installateur bei den Gemeindewerken Altenkessel. Luzia erlebte ihr Elternhaus als Zweiälteste von insgesamt fünf Kindern, Nach Beendigung ihrer Schulzeit begann sie 1951 eine  Lehre als „Industriekaufmann“ („Damals hat man wirklich so gesagt“, schmunzelt sie im Rückblick), die sie erfolgreich abschloss. 46 Jahre lang war sie dann als Sachbearbeiterin in der Gemeinde Altenkessel beziehungsweise in der Verwaltung der Landeshauptstadt Saarbrücken beschäftigt. Gleichzeitig hat sie zwei Söhne groß gezogen, die heute als Jurist und als Diplom-Betriebswirt beruflich ihren Mann stehen; Sohn Markus ist zudem heutiger Vorsitzender (und Nachfolger seiner Mutter) im Kita-Selbsthilfeverein.

1970 ist Luzia Thiel in die SPD eingetreten, 1972 hat sie in Köllerbach ihr eigenes Haus bezogen. Von 1989 bis 2004 kannte man sie als kämpferische Abgeordnete der Püttlinger SPD im Stadtrat, davon mehrere Jahre lang als Fraktionsvorsitzende. Für ihren Einsatz ist Thiel oft geehrt worden, unter anderem auch vom deutschen Bundespräsidenten.

Heute, mit 80 Jahren, hat sie sich weitestgehend aus dem politischen Tagesgeschäft zurückgezogen, engagiert sich aber weiterhin im Selbsthilfeverein: „Ich bin beratendes und ehrenamtliches Mitglied im Vorstand“, sagt die Ehrenvorsitzende, sie hat sich auch um die Vereinschronik gekümmert und gibt ihre Erfahrungen als langjährige Vorsitzend an ihren Sohn weiter.

Daneben steht auf ihrem Wochenplan: „Die Malerei, das Lesen, das Singen im Gemischten Chor Altenkessel und die Pflege meines Hauses samt großem Garten. Vielleicht fange ich auch wieder mit dem Tischtennisspiel beim TTC Köllerbach an; im Tischtennis war ich in meiner Jugend mit der Oberligamannschaft von Saar 05 Saarbrücken ganz erfolgreich.“ Politisch hofft die eingefleischte Sozialdemokratin jetzt „doch sehr darauf, dass Martin Schulz für die SPD mehr Stimmen einfährt, als aktuell prognostiziert wird“.

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