Kassen klagen gegen Kliniken Püttlingen kommt bisher glimpflich davon

Püttlingen · Kassen klagen gegen Kliniken: Es geht insbesondere um Schlaganfall-Patienten und deren Transport ins nächste Krankenhaus.

 Im Juli 2015 berichtete die SZ, dass ein Schlaganfall-Rettungswagen mit eingebautem CT (Computertomografen) am Knappschaftsklinikum Saar in Püttlingen stationiert ist und seinen Betrieb aufgenommen hat.

Im Juli 2015 berichtete die SZ, dass ein Schlaganfall-Rettungswagen mit eingebautem CT (Computertomografen) am Knappschaftsklinikum Saar in Püttlingen stationiert ist und seinen Betrieb aufgenommen hat.

Foto: BeckerBredel

Der Gesetzgeber hatte es wohl gut gemeint, dadurch aber Kliniken und Krankenkassen in Zugzwang gebracht: Die Fristen für Krankenkassen, um Klagen für spezielle Rückforderungen gegen Krankenhäuser rückwirkend einzureichen, wurden verkürzt. So stehen nun viele Klagen an, die bei einigen Kliniken – je nach Ausgang der Klagen – so richtig ins Geld gehen könnten. Auch das Knappschaftsklinikum Saar in Püttlingen und Sulzbach (die gemeinsame Verwaltung hat ihren Sitz in Püttlingen) ist davon betroffen. An beiden Standorten zusammen sind derzeit Klagen in Höhe von etwa 50 000 Euro anhängig, schildert die stellvertretende Geschäftsführerin, Andrea Massone.

Das ist, auch im Vergleich zu anderen Kliniken, bisher relativ wenig und würde nach derzeitigem Stand auch keine der in Püttlingen vorgesehenen Investitionen bedrohen (wir berichteten). Allerdings: Die Frist, eine Klage einzureichen, ist zwar am 8. November abgelaufen, doch bis alle Klageschriften zugestellt sind, kann es bis zu etwa zwei Monaten dauern, so dass es durchaus noch um höhere Summen gehen kann. „Da gibt es also noch eine Unsicherheit“, betont Andrea Massone. Dort wo es zu Klagen kommt, werde man durchaus „die Konfrontation suchen“. Und was man auch nicht hinnehmen werde: Eine Krankenkasse habe einen zurückgeforderten Betrag einfach mit anderen Leistungen verrechnet, ohne ein Urteil abzuwarten. Massone: „Dagegen werden wir vorgehen.“

Hintergrund der Rückforderungen, die sich saarlandweit auf etwa vier Millionen Euro belaufen könnten: Es geht dabei insbesondere um Schlaganfall-Patienten und nicht zuletzt deren Transport in die nächste Klinik. Einige Krankenhäuser, so auch die in Püttlingen und Sulzbach, haben eine so genannte Stroke-Unit, ein Team mit Spezialisten für Schlaganfallpatienten. Das bei einem Schlaganfall im Gehirn entstehende Blutgerinnsel wird von diesen Spezialisten – verkürzt ausgedrückt – mit Hilfe der Thrombolyse oder Lyse aufgelöst, dafür sorgen spezielle, hochdosierte und exakt abgestimmte Medikamente. „In zwei bis sechs Prozent der Fälle zeigt die Lyse aber nicht den gewünschten Erfolg“, berichtet Andrea Massone.

Der Patient muss dann in eine Klinik mit einer Neurochirurgie gebracht werden, um dort das Gerinnsel operativ zu entfernen. Und dieser Transport darf maximal 30 Minuten dauern. Die Rückforderungen hängen nun unter anderem mit Fällen zusammen, in denen die Kassen davon ausgehen, dass der Transport länger gedauert hat. Aber auch andere Fälle, etwa bei der neurologischen Früh-Reha, haben im Zusammenhang mit Schlaganfällen zu den Rückforderungs-Klagen geführt.

Und wie lange dauert der Transport von den Kliniken in Püttlingen und Sulzbach zur nächsten Neurochirurgie? Das sei für die Zukunft kein Problem, meint die stellvertretende Geschäftsführerin. Zumal inzwischen feststeht, dass mit den 30 Minuten tatsächlich die reine Transportzeit gemeint ist – und nicht die Zeit ab dem Erkennen des Schlaganfalls. Die Püttlinger Klinik hat eine Kooperation mit der Neurochierurgie auf dem Saarbrücker Winterberg, der Transport dauert etwa 24 Minuten. Die Sulzbacher Klinik kooperiert mit der Neurochirurgie in Homburg, der Transport dauert etwa 25, 26 Minuten. Zudem werden die in Püttlingen und Sulzbach gefertigten Röntgenbilder direkt auch an den Kooperationspartner übermittelt, was Zeit spart.

 Andrea Massone

Andrea Massone

Foto: Klinikum Sulzbach

Für die – problemlos zertifizierten – Schlaganfall-Einheiten in Püttlingen und Sulzbach gibt es also so ziemlich Entwarnung. Es könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass bestimmte Krankenhäuser im Saarland ihre Stroke-Unit nicht mehr betreiben dürfen.

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