Tag der offenen Tür Tausende besuchten die Wildvogel-Station

Püttlingen · Schwalbe in Not, Amsel am Boden, Falke lahmt: In der Auffangstation für Wildvögel hoffen die ersten schwachen Vögel auf bessere Zeiten. Am Samstag kamen tausende Besucher nach Püttlingen.

 Ein kleiner Waldkauz fand sich auch schon unter den „Pflegekindern“ der saarländischen Wildvogelauffangstation in Püttlingen.

Ein kleiner Waldkauz fand sich auch schon unter den „Pflegekindern“ der saarländischen Wildvogelauffangstation in Püttlingen.

Foto: Christoph Scherer

„Soooo weich.“ Die sechsjährige Elena streichelte das Federkleid des ausgestopften Uhus am vorigen Samstag beim Tag der offenen Tür in der Püttlinger Wildvogelauffangstation Saarland (WiVo). Die WiVo am Stadtrand hatte in den vergangenen zwölf Monaten einen Riesenfortschritt zu verzeichnen. „Unseren neuen Schwalbenraum“, sagt Silke Vollrath vom WiVo-Leitungsteam. Dort können verlassene Nestlinge im geschützten Raum in aller Ruhe das Fliegen und selbstständige Finden von Futter lernen. Vollrath: „Die ersten Schwalben sind da, auch etliche Amseln.“

Noch ist in der WiVo Püttlingen keine Hochsaison, „aber im vorigen Jahr haben wir hier 1845 Vögel aufgenommen und versorgt“, sagt Vollrath. Keine einfache Aufgabe für das Kernteam. Rund 20 Ehrenamtliche helfen, dazu drei Teilnehmer im Freiwilligen Sozialen Jahr plus bis zu fünf Menschen (je nach Jahreszeit) auf 450-Euro-Basis.

Zwischen Mitte April und Anfang September müssen die Experten für kranke Vögel die Finger ganz schön rundgehen lassen. Alle 20 Minuten, von 7 Uhr morgens bis 21 Uhr abends an allen Tagen der Woche, wird gefüttert: Insekten, Regenwürmer, gefrorene Mäuse, Körner. Nach einer medizinischen Grundversorgung in der Tierklinik Köllertal verabreichen die WiVo-Helfer ihren Patienten individuell die passende Medizin – Antibiotika, Schmerzmittel, Vitamine.

Die Helfer gehen Krankheiten und Todesfällen konsequent nach: „So konnten wir im vorigen Jahr nachweisen, dass das Usutuvirus und die Vogelpocken im Saarland angekommen sind“, sagte Vollrath, und rechnete zusammen: „In der Hochsaison kommen schnell mal zwischen 600 und 900 Helferstunden zusammen.“

Vögel würden meist von Menschen verletzt, sagt die Vogelschützer. Straßenverkehr, Fensterscheiben, achtlos entsorgte Angelhaken oder Schnüre, Stacheldraht, industrialisierte Landwirtschaft, giftige Stoffe, Heckenschnitt während der Brutzeit und zerstörte Lebensräume sind nur einige denkbare Gefahrenquellen. Falkenjunge fallen aus Türmen, Zugvögel verirren sich, sogar ein orientierungsloser Ostsee-Fischadler fand in Püttlingen schon mal „Kost, Logis und Heilung“.

Über all diese Aufgaben informiert das WiVo-Einsatzteam Tausende Besucher – in Diavorträgen, im Dialog und mit Broschüren. Dazu bieten Aussteller Informationen rund um das Thema Naturschutz – etwa zu den Aufgaben des Nabu, zum Stadttaubenprojekt des Tierschutzbundes oder zum Insektenschutz – während direkt vor der Haustür Waldschafe und Schottische Hochlandrinder die Köllertalaue auf der Weidefläche „Im Mühlengrund“ abgrasen und so vor Verbuschung bewahren. Dazu bietet das WiVo-Team den Besuchern nicht nur Leckeres, sondern auch Gesundheitsprodukte von der Biene und aus dem eigenen Kräutergarten, bis hin zum frisch gepressten „Bettseicher-Smoothie“. „Sehr informative Veranstaltung, durchdachtes Konzept, tolles Beweidungsprojekt, schönes Naherholungsgebiet“, sagte Besucherin Stefanie Kirsch, „hier könnte man sich in der Tat einbringen.“ Möglich ist das.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort