Wie Köllertaler die Pommes mögen EU-Fritten sind meist etwas weicher

Köllertal · Wie Köllertaler Pommes-Buden auf Acrylamid-Verordnung reagieren.

 Pamela Wolf in Püttlingen mit einer zitronengelben EU-Pommes. Den Kunden ist es recht.

Pamela Wolf in Püttlingen mit einer zitronengelben EU-Pommes. Den Kunden ist es recht.

Foto: BeckerBredel

Eine neue Verordnung der Europäischen Union meint es eigentlich gut mit dem Verbraucher, indem sie versucht, bei der Herstellung von Pommes – und beim Frittieren allgemein – eine unnötig hohe Entstehung des krebserregenden Stoffes Acrylamid zu verhindern, denn Acrylamid ist nun mal giftig. Doch fühlen sich die Verbraucher durch die Verordnung gegängelt und um ihre besonders knusprigen Pommes gebracht? Denn eine Möglichkeit, das Acrylamid zu reduzieren, besteht in niedrigeren Temperaturen beim Frittieren (unter 170 Grad). Und vor allem: Haben die Imbissbudenbesitzer Stress mit der neuen EU-Regelung? Wir haben uns mal an „Fritten-Stationen“ im Köllertal umgehört.

Pamela Wolf von Morschs Imbiss am Püttlinger Bahnhof verkauft nur noch zitronengelbe, etwas weichere Fritten: „Manchem Gaschd sin` die zu ladschisch“, also zu weich, sagt sie. Aber sie habe die Temperatur der Fritteuse gesenkt, und alle drei Tage werde das Fett erneuert. Und sie berichtet: „Ich habe eine Stammkundin, die bräunt sich die Fritten zuhause im Backofen nach.“ Im Übrigen gebe es aber keine Beschwerden.

Michael Kuhn brutzelt Pommes am Riegelsberger Markt in der „Roschwurschdbud“ des Lokals „Riegelsburger“. Er nehme jetzt nur noch festkochende statt mehlige Kartoffeln. Die wasche er, verzichte auf das Schälen und schneide dann Pommes. Die würden vorgegart und dann erst frittiert bei 168 Grad. Die Schale bleibe dran. Insgesamt seien die Pommes etwas weicher als vorher, aber die Kunden würden das akzeptieren. Es gebe kaum Beschwerden. „Und wenn einer knackigere Pommes haben möchte, dann mache ich nochmal eine neue Portion“, sagt Kuhn.

Die Regelung der EU versteht er nicht so ganz. Bei Imbissbuden rege man sich über Acrylamid auf, aber in der Landwirtschaft genehmige man Glyphosat – das Kuhn für hochgiftig hält – und dessen Ausstreuen in der Landschaft. Das sei inkonsequent.

Wilhelm Heinrich Christmann in Heusweiler – besser bekannt als „Willi“ – hat seine Bude am Globus-Baumarkt seit elf Jahren, zuvor war er Gastronom im Heusweiler Schwimmbad. Er macht Pommes „nach Gefühl“ und nicht anders als früher. „Ich schaue, dass sie relativ hell rauskommen“, sagt er und berichtet ebenfalls von Kunden, denen knackigere Pommes lieber seien. An der Temperatur der Fritteuse habe er nichts geändert, er habe die Temperatur ohnehin nie über 170 Grad eingestellt. Klagen von Kunden habe es jedenfalls noch nicht gegeben.

 Wilhelm Heinrich „Willi“ Christmann von Willis Imbiss in Heusweiler brutzelte eh nie über 170 Grad Celsius.

Wilhelm Heinrich „Willi“ Christmann von Willis Imbiss in Heusweiler brutzelte eh nie über 170 Grad Celsius.

Foto: BeckerBredel
 Michael Kuhn vom „Riegelsburger“ bringt unter anderem durch Vorgaren die EU-Verordnung und „Knackigkeit“ unter einen Hut.

Michael Kuhn vom „Riegelsburger“ bringt unter anderem durch Vorgaren die EU-Verordnung und „Knackigkeit“ unter einen Hut.

Foto: BeckerBredel
 Pommes werden ins heiße Fett der Fritteuse gekippt. Ist das Fett zu heiß, entsteht mehr Acrylamid, und das gilt als Krebs erregend. 

Pommes werden ins heiße Fett der Fritteuse gekippt. Ist das Fett zu heiß, entsteht mehr Acrylamid, und das gilt als Krebs erregend. 

Foto: dpa/dpaweb/Gero Breloer

In einer vierten Pommes-Bude, in der wir ebenfalls nachfragten, wollten die „Brutzler“ auf keinen Fall namentlich genannt werden. Der Grund dafür: „Wir machen einfach so weiter, wie früher auch“, sagt der Chef und sitzt neben einem Kunden am Bistrotisch, der anerkennend nickt.

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