Jazzgitarrist Arnulf Ochs „Ohren auf statt höher, schneller, weiter“

St. Ingbert · Gebürtiger St. Ingberter, ausgebildet in Belgien und Holland, international gefragt: der Jazz-Gitarrist Arnulf Ochs.

 Arnulf Ochs spielt am Sonntag im Festsaal des Saarbrücker Schlosses in der Reihe „Blue notes im Schloss“.

Arnulf Ochs spielt am Sonntag im Festsaal des Saarbrücker Schlosses in der Reihe „Blue notes im Schloss“.

Foto: Thorsten Schnitker

„Ich versuche, stilistisch breit aufgestellt zu sein: Ich mag es, sowohl auf einer Archtop-Gitarre Jazzstandards zu spielen, als auch es mal ordentlich krachen zu lassen.“ Das sagt der St. Ingberter Arnulf Ochs, einer der gefragten saarländischen Gitarristen, geboren 1970, ausgebildet bei dem belgischen Gitarristen Jacques Pirotton und an der königlichen Musikhochschule im niederländischen Den Haag. Heute wohnt er in Kirkel – und ist international aktiv. Nicht zuletzt ist der Jazzer mit dem Faible für Rock dafür bekannt, dass er bei seinen Saitensoli die wirklich wichtigen Töne spielt.

Wie bei vielen Jazzmusikern, so war auch der Werdegang von Arnulf Ochs kurvenreich: Vor den Blue notes kamen zunächst Klassik und Rock. Als früheste musikalische Eindrücke nennt der Gitarrist jene Klänge, die sein Vater hörte, ein „großer Liebhaber klassischer Musik“, so Arnulf Ochs. Aus Kindertagen ist ihm noch besonders die Musik der Wiener Klassik bis zur Spätromantik im Gedächtnis, und noch heute hegt er einen besonderen Hang zu Beethoven: „Ich mag seine emotionale Wucht, die sich aber immer in einer klaren Formsprache äußert.“

Wie in musikbegeisterten Elternhäusern nicht unüblich, wurde er mit vier Lenzen zur musikalischen Früherziehung und mit sechs zum Klavierunterricht geschickt, ab 13 gab’s zudem einige Jahre lang Cello-Lektionen. An den Gitarresaiten war er da freilich auch schon aktiv, und zwar autodidaktisch durch Lernen via Schallplatte: Seine „Helden“ waren David Gilmour von Pink Floyd und Brian May von Queen: „Deren Klangwelten hatten mich völlig in ihren Bann gezogen und sind bis heute Teil meiner musikalischen DNA.“ Weitere nach wie vor verehrte Rockgrößen sind Lennon/McCartney, die frühen Genesis, ferner AC/DC und, wieder aus der Gitarristenfraktion: Jimmy Page und Jimi Hendrix.

Der „Sozialisation mit Rockmusik“ sei zu verdanken, dass er dem Reiz der Gitarre erlag, so Arnulf Ochs. Der Jazz hingegen habe ihn erst recht spät gepackt, etwa im Alter von 16: „Die Initialzündung war ein Konzert von Pat Metheny im Fernsehen; von da an begann ich, mich schrittweise zu den Wurzeln vorzuarbeiten, zu Parker, Miles, Coltrane – mich motivierte vor allem der improvisatorische Freiraum im Jazz.“ Lieblings-Gitarristen sind Wes Montgomery, John Scofield, Kurt Rosenwinkel und Hanno Busch.

Große Stücke hält Arnulf Ochs auf sein Studium: „Im Jazz profitiere ich von meiner Ausbildung in Den Haag: Sie war theoretisch sehr fundiert; und die holländische Jazzkultur ist doch sehr stark in der Tradition verwurzelt – das ist ein Fundament. Egal was man selber dann im Laufe des Lebens damit anstellt.“ Sein Credo lautet: „Ohren auf statt höher, schneller, weiter. Musizieren, und Jazz im Besonderen, ist Kommunikation. Das verlangt immer wieder aufs Neue, an der musikalischen und außermusikalischen Empathie-Fähigkeit zu arbeiten. Es geht darum, die eigenen Fähigkeiten in ein Kollektiv einzubringen und in den Dienst der Musik zu stellen.“

Derlei realisierte Arnulf Ochs bereits in diversen Formationen, auf zahlreichen Tonträgern (darunter zwei Veröffentlichungen unter eigenem Namen), bei internationalen Tourneen (bis nach Brasilien) und auf illusteren Festivals wie dem „North Sea Jazzfestival“.

Neben dem aktiven Musikmachen gibt Arnulf Ochs, der sich durch Radsport („Ich bin früher Straßenrennen gefahren“) fit hält, außerdem Gitarrestunden. Beim Ansinnen, „die individuellen Bedürfnisse meiner Schüler zu erkennen und darauf den Unterricht aufzubauen“, lernte er bereits manche spannende neue Band kennen und schätzen, wie etwa die kanadischen Rocker Billy Talent.

„Ich fühle mich hier gut aufgehoben als Jazzmusiker“, sagt Arnulf Ochs über unsere regionale Musiklandschaft, die er als „Szene Saar-Lor-Lux-Rheinland-Pfalz“ begreift. Alle seine Leib-und-Magen-Projekte fußen hier: Die St. Ingberter Band „Ayers Rockt“ („Der Rocker in mir hat da großen Spaß dran“) ebenso wie das Jazzduo mit dem Gitarristen-Kollegen Uli Brodersen aus Rehlingen-Siersburg. Und dann die Unternehmungen mit Christoph Mudrich. „In Zusammenarbeit mit Mudrich entstehen immer wieder neue Projekte“, freut sich Arnulf Ochs. In Bälde wird er auf einer brandneuen CD eines Mudrich-Nonetts (mit der Musik von Charles Mingus) mit von der Partie sein. Und er lässt sich in ein paar Tagen mit Mudrich bei der Reihe „Blues notes im Schloss“ hören.

Das Konzert „The Jazz Session Vol 8“ mit Christoph Mudrich, Arnulf Ochs, Barbara Barth und anderen findet am Sonntag, 24. Februar, um 20 Uhr im Saarbrücker Schlossfestsaal statt.

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