So kann’s gehen Das Ophüls-Festival macht alt

Es ist nicht zu leugnen. Ich werde alt. Woran ich das festmache? Ganz einfach: Beim Filmfestival Max Ophüls-Preis gehöre ich mittlerweile zu den Weißt-du-noch?-Gästen.

Das Max Ophüls Festival stellt mir die Generationenfrage
Foto: SZ/Robby Lorenz

40 Jahre Ophüls-Festival wird noch bis Sonntag gefeiert. Mit viel Glamour und ziemlich schick. Und ich Dinosaurierin erinnere mich mit von der Geschichte rosa gefärbter Wehmut an die übervollen Camera-Kinos seinerzeit, in denen wir im Pulk auf dem Boden hockend Filme anschauten und manchmal auch erduldeten. Gefühlt in jedem zweiten Film roch in irgendeiner versifften Wohngemeinschaft ein eher ungeduscht wirkender Insasse an seinen Socken – um sie dann wieder anzuziehen. Und in meiner Erinnerung türmte sich quasi in jedem Werk das Geschirr in der Spüle. 70er-Jahre halt.

Da immerhin sind die meisten Jungfilmerinnen und Jungfilmer heute etwas ästhetischer und hygienischer veranlagt. Ihre Themen sind natürlich weiterhin eher düster und oft mal an der Welt verzweifelnd. Das liegt in der Natur des Jungfilmens. Und auch den einen oder anderen Film erdulden muss man natürlich weiterhin.

Aber nicht deshalb findet das Festival in diesem Jahr wohl ohne mich statt. Das ist eher einem Virus mit miesem Timing geschuldet. Aber ich habe Ersatz geschickt. Wie sehr der Ophüls-Preis auch nach 40 Jahren seine  Strahlkraft bewahrt, ja sogar ausgebaut hat, sieht man daran, wie stark es ganz junge Leute ins Kino zieht. Gefühlt die halbe Schule meiner Tochter schlägt sich dort die Nächte um die Ohren. Ich sehe sie mit einer gewissen Wehmut ziehen und  frage mich, welche nostalgischen Geschichten sie wohl in 40 Jahren erzählen werden – wenn das Festival seinen 80. Geburtstag feiert. Die Kinosessel im Cinestar und im Filmhaus jedenfalls sind zu bequem für Weißt-du-noch-Heldengeschichten . . .

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