Ausfälle und Verspätungen Die Kritik an den Saarbrücker Bussen reißt nicht ab

Saarbrücken · Verspätet oder gar nicht, keine zeitnahen Auskünfte im Internet, Schüler kommen zu spät: Die Saarbahn ist mit vielen Vorwürfen konfrontiert.

 Kommt er? Kommt er nicht? Zurzeit hagelt es seitens der Kunden massive Kritik an der Zuverlässigkeit der Saarbahn.

Kommt er? Kommt er nicht? Zurzeit hagelt es seitens der Kunden massive Kritik an der Zuverlässigkeit der Saarbahn.

Ein banger Blick auf die elektronische Anzeige an der Haltestelle. Noch sieht’s danach aus, dass der Bus fährt und dazu noch pünktlich ist. Zwei Minuten, dann... – springt die Leuchtschrift auf die nächste geplante Verbindung um. Aber vom zuletzt aufgerufenen Bus weit und breit nichts zu sehen.

Seit Wochen ist dies kein Einzelfall im Linienbetrieb der Saarbahn. Die Kundenbeschwerden sind massiv, reißen nicht ab (wir berichteten). Sogar Schulfahrten am Morgen sind von Verspätungen und Ausfällen betroffen. Mittlerweile reagieren Lehrer schon gelassen, wenn Nachzügler in den Klassensaal kommen. Was bleibt ihnen auch anderes übrig? Einer faulen Ausrede bedarf es zurzeit nicht. Der öffentliche Nahverkehr liefert plausible Argumente.

Bei der Saarbahn als zuständige städtische Gesellschaft wiegelt Pressesprecherin Ulrike Reimann gar nicht ab. Besonders samstags komme es zu Engpässen, bestätigt sie Angaben von stehen gelassenen Passagieren. Aber sie wird nicht müde, immer wieder auf den Busfahrermangel hinzuweisen. Was habe ihr Unternehmen in den vergangenen Monaten nicht alles unternommen, an zusätzliche Mitarbeiter heranzukommen. Doch es gehe schleppend voran. Dennoch: „Zum 1. August haben jetzt wieder zehn neue bei uns angefangen, im Juli waren es ebenfalls zehn. Und im September sollen erneut 24 Fahrer beginnen, weitere sechs dann am 1. Oktober“, versichert sie.

Was sich so gut für die Saarbahn anhört, sorgt bei den privaten Busunternehmen an der Saar für Verdruss. Reimann: „80 Prozent der Busfahrer, die wir eingestellt haben, kommen von denen.“ Das heißt: Sie fehlen jetzt den anderen Betrieben. Und damit wieder der Saarbahn. Denn es handle sich um Unternehmer, die im Auftrag der Saarbahn Linienstrecken übernehmen. Die würden wegen des Personalmangels ihre Dienste wieder zurückgeben „und Fahrten ausfallen lassen, insbesondere an den Samstagen“, erklärt die Saarbrücker Unternehmenssprecherin. Ein Teufelskreis.

Den Vorwurf, die Saarbahn finde keine Fahrer, weil die Gehaltstarife so miserabel sind, lässt sie nicht gelten. Sie spricht von „guten tariflichen Leistungen und Arbeitsbedingungen“, ohne sie zu beziffern. Mit diesem Angebot werbe ihr Unternehmen „verstärkt in Frankreich und Luxemburg“, was sich allmählich auszahle. Allerdings verzichte die Saarbahn, anders als einige Privatanbieter, bisher auf ausländische Fahrer mit rudimentären Deutschkenntnissen. Wie lange dies der kommunale Betreiber noch durchhält, bleibt abzuwarten. Nach Reimanns Angaben habe ihr Arbeitgeber dies bisher abgelehnt, sei „derzeit aber dabei, Lösungsmöglichkeiten diesbezüglich zu suchen“. Lösungen soll’s zudem bei der Handy-App und der elektronischen Anzeige geben. Experten arbeiteten daran, die unterschiedlichen Computerprogramme zu verbinden, dass Angaben über Ausfälle und Verspätungen in Echtzeit für Kunden ins Netz eingespeist werden. Außerdem kündigt Reimann für September App-Anwenderkurse an. All das betrifft die technischen Voraussetzungen. Jedoch stoße jedes Informationssystem an seine Grenzen: „Problematisch ist, wenn Dienste von Auftragsunternehmern kurzfristig abgesagt werden. Da kann es leider vorkommen, dass Fahrtausfälle nicht rechtzeitig angezeigt werden.“ Müssen diese Betriebe mit Vertragsstrafen rechnen? Rechtlich sei dies durchaus möglich. Aber: „Aufgrund der anhaltenden Personalnot (...) wenden wir derzeit vertragliche Sanktionsmöglichkeiten mit Augenmaß an.“ Die Saarbahn setze trotz der Fahrernot auf eine Entspannung der Lage im September. Auch bei den Schulfahrten, die in der ersten Woche nach den Ferien durch plötzliche Krankheitsfälle sowie Baustellen zum Problemkind wurden, sagt Reimann. Hier setze ihr Betrieb Kollegen aus der Verwaltung und der Werkstatt mit Busführerscheinen ein.

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