Was macht eigentlich...? Kulturmanagerin wurde sie per Zufall

Saarbrücken/Berlin · Theater in der Cristallerie, Kulturzentrum Breite 63: Gisela Bahr hat dem Saarland viel Kultur geboten. Heute lebt sie in Berlin.

 Gisela Bahr.

Gisela Bahr.

Foto: Iris Maurer/IRIS_MARIA_MAURER

Eigentlich hat sie Fotografin gelernt, und es hatte sie seinerzeit eher zufällig ins Saarland verschlagen. Doch hier hat Gisela Bahr für mehr als zwanzig Jahre große Kulturarbeit geleistet. Viele saarländische Theaterfans werden sich an sie als eine der Initiatorinnen des Theaters in der Cristallerie Wadgassen und als langjährige Leiterin des Malstatter Kultur- und Bürgerzentrums Breite 63 erinnern.

Trotzdem, so erzählt sie lachend, kam sie zur Kulturarbeit „wie die Jungfrau zum Kind“. Gisela Bahr wurde in Oldenburg geboren, wuchs im Ruhrgebiet auf, lebte in Bonn und verbrachte zwei Jahre mit der Familie in Mexiko. 1984 zurück in Bonn, zog die Familie ein Jahr später nach Saarbrücken, wo ihr Mann eine neue Stelle antrat. „Ich dachte noch, Saarbrücken, direkt an der Grenze zu Frankreich, das könnte nett werden“, erinnert sie sich.

In ihrem neuen Zuhause lernte Gisela Bahr die Malerin und Kinderbuchautorin Ulrike Neu kennen, die damals gerade ein Weihnachtsmärchen geschrieben hatte. „Ende 1988 hörte ich zufällig im Aktuellen Bericht, dass das Saarländische Staatstheater kein Weihnachtsstück für Kinder anbieten könne. Da kam uns die Idee, das Märchen von Ulrike Neu aufzuführen. Und mit Unterstützung der Stadt und von Sponsoren brachten wir das Märchen dann in der gesamten Region auf die Bühne“, erzählt Gisela Bahr von ihren ersten Erfahrungen mit der Theaterarbeit.

Und, wie bei so vielen anderen auch, hat das Theater sie nicht mehr losgelassen. „Anfang 1989 hörten wir, dass eine große Halle der Firma Villeroy & Boch in Wadgassen, die schon einige Jahre leer stand, zu vergeben sei. Und wir dachten, was für ein toller Ort für eine besondere Spielstätte! Da gründeten wir den Verein „Theater in der Cristallerie e.V.“ und mithilfe von Gemeinde, Landkreis und Kultusministerium bauten wir die ehemalige Glasproduktionshalle in einen Theatersaal mit über 300 Sitzplätzen um“.

Im Jahr 1989 konnte dann die Premiere mit dem Musical „Edith Piaf“ gefeiert werden. Zwölf Spielzeiten lang organisierten Gisela Bahr und Uta Merkle als ehrenamtliche Leiterinnen des Theaters in den drei Sommermonaten ein vielseitiges Programm mit Musicals, Schauspielen und Konzerten. Und sie engagierten Künstlerinnen und Künstler aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. „Es war wunderbar, aber auch eine Riesenaufgabe, auch finanziell“, erinnert sich Gisela Bahr.

Als im Jahr 2000 die Fa. Villeroy & Boch beschloss, die Halle anderweitig zu nutzen, verabschiedete sich das Theater in der Cristallerie mit Bedauern von seinem Publikum. Für Gisela Bahr ging die Kulturarbeit aber weiter. Mit den Erfahrungen, die sie mit dem Theater gesammelt hatte, war sie die geeignete Kandidatin, um das neu zu eröffnende Kultur- und Bürgerzentrum Breite 63 in Malstatt zu leiten.

„Zuerst war auch dort der Umbau dran. Da kamen mir die Erfahrungen aus Wadgassen zugute“, erklärt sie. Gisela Bahr baute das Zentrum maßgeblich zu einem Kulturtreff in Saarbrücken auf, das gleichzeitig auch eine Begegnungsstätte für die Nachbarschaft wurde. „Die Programmgestaltung in der Breite 63 war eine sehr schöne Aufgabe“, schwärmt sie heute noch. „Ich hatte völlig freie Hand und kannte ja viele Künstlerinnen und Künstler aus der Zeit in Wadgassen“.

Bis 2013 war sie die Leiterin, dann ging sie zum großen Bedauern der Verantwortlichen in den Ruhestand. Bereits zwei Wochen später verließ Gisela Bahr Saarbrücken und zog nach Berlin, Kreuzberg. „Berlin ist eine tolle Stadt. Aufregend. Ich habe Freunde in der Stadt, und einer meiner beiden Söhne lebt auch hier“, erklärt sie. Seither genießt sie dort das spannende, lebendige Kulturleben, „ganz ohne dafür verantwortlich zu sein“, fügt sie lachend hinzu. Und Saarbrücken? „Bisher bin ich leider nicht mehr dort gewesen. Aber ich habe noch viele Freunde im Saarland. Und die kommen mich häufig und gerne in Berlin besuchen.“

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