Der Mann, der das Lampenfieber loslässt „Ich liebe das Saarland, es ist so schön ruhig“

Saarbrücken · Grigor Asmaryan, Pianist aus Eriwan, hat hier seine Heimat gefunden. Samstag Konzert in der Breite 63.

 Grigor Asmaryan während einer Arbeitspause in der Museumsbar Schönecker gegenüber der Musikhochschule.

Grigor Asmaryan während einer Arbeitspause in der Museumsbar Schönecker gegenüber der Musikhochschule.

Foto: Kerstin Krämer

Wie schön, wenn es für große Probleme ganz simple Lösungen gibt. „Ich fühle mich auf der Bühne wie zuhause“, erklärt der Pianist Grigor Asmaryan. „Ich habe kein Lampenfieber“. Nur einmal, als er 14 war, habe es ihn erwischt. Seine Füße hätten vor Aufregung so gezittert, dass er nicht mehr die Klavierpedale habe treten können. Damals hat er sich gesagt: „Entweder stelle ich das ab oder ich höre auf zu spielen“.

Wie er das in den Griff bekam? Asmaryan: „Das ist ein psychologisches Ding. Ich habe mir einfach gesagt: Ich will das nicht!“ Allen, die trotzdem unter Lampenfieber leiden, gibt er folgende Empfehlung: „Gut vorbereiten. Loslassen. Und bloß nicht denken“.

So einfach ist das also. Bei Asmaryan klingt’s, als ob es schlicht eine Frage der Selbstdisziplin wäre. Die hatte er schon als Kind. „Ich habe sehr viel geübt“, erzählt der gebürtige Armenier, Jahrgang 1979. „Fünf bis sechs Stunden täglich.“ Asmaryan kommt aus einem musikalischen Elternhaus; der Vater war ebenfalls Pianist, die Mutter Violinistin. Fast zwangsläufig erlernte der kleine Grigor beide Instrumente und entschied sich fürs Klavier. „Es war einfacher“, sagt er lachend.

Sein Klavierstudium absolvierte Asmaryan am Staatlichen Konservatorium für Musik in seiner Heimatstadt Eriwan in Armenien. Anschließend zog er nach Frankreich, studierte an der berühmten Ecole Normale de Musique de Paris Alfred Cortot und schloss 2003 mit dem Diplôme Supérieur d’Execution ab. In Paris blieb er acht Jahre lang und erspielte sich als Solist zahlreiche Preise bei diversen nationalen wie internationalen Wettbewerben.

Nur sein Faible für Kammermusik konnte er in der Hauptstadt der Liebe nicht pflegen. Das war mit ein Grund, warum er 2008 nach Saarbrücken kam: Asmaryan wollte unbedingt ein Aufbaustudium an der Hochschule für Musik Saar (HfM) in der Klavierkammermusikklasse von Tatevik Mokatsian aufnehmen.

Die ebenfalls aus Armenien stammende Professorin hat in ihrer Heimat einen guten Ruf, „ihr Vater war ein sehr berühmter Violinist“, erzählt Asmaryan. Auch diese Ausbildung absolvierte er mit Auszeichnung. Seinen Wechsel nach Saarbrücken hat Asmaryan nie bereut. „Ich liebe das Saarland!“, beteuert er. „Es ist so schön ruhig, viele Leute sprechen französisch.“

Außerdem hat er Verwandtschaft hier und konnte auch beruflich Fuß fassen: Seit 2011 ist er als Korrepetitor an der HfM, seit zwei Jahren mit einer halben Stelle als Lehrkraft für besondere Aufgaben für Nebenfach Klavier und Instrumentalkorrepetition. Außerdem unterrichtet er Klavier an der Musikschule im Kaiserviertel.

Seine Solokarriere pflegt Asmaryan nicht mehr, viel lieber spielt er in Ensembles, als Begleiter oder als gleichberechtigter Partner, wie etwa im Duo mit David Grimal, Violin-Professor der HfM. Mit ihm tritt er im Februar in Israel auf, im März geht’s nach Taiwan und im September nach Rumänien. Daneben spielt Asmaryan häufig mit Grigory Mordashov, einem Flötisten der Deutschen Radio Philharmonie.

Er genießt es, in kleinen Formationen konzertieren zu können. Wie beispielsweise am Samstag im Malstatter Kulturzentrum Breite63: Da präsentiert der Verein KuBe das Konzert „Gestillte Sehnsucht“: Zusammen mit Franziska Wetzler (Mezzosopran) und Vidmante Andriunaite (Viola) interpretiert Asmaryan Musik von Astor Piazzolla, Robert Schumann und Hugo Wolf.

„Gestillte Sehnsucht“ am Samstag, 19. Januar, 20 Uhr, Breite 63, Breite Straße in Malstatt. Am Mittwoch, 30. Januar, 19 Uhr, ist Asmaryan außerdem mit David Grimal in einem Konzert in der HfM zu hören.

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