Saarbrücker Drogenmilieu Blutige Quälerei auf Video: Gedemütigt, schwer verletzt, erpresst

Saarbrücken · Die Anklage wiegt schwer: Ein 26 Jahre alter Saarbrücker soll sich wegen besonders schweren Raubes, gefährlicher Körperverletzung, versuchter besonders schwerer Vergewaltigung sowie versuchten erpresserischen Menschenraubes verantworten.

 Jetzt müssen sich Richter mit einer brutalen Tat befassen, die sich Ende Juni/Anfang Juli in Güdingen zugetragen hat. Anklage ist gegen einen 26 Jahren altren Saarbrücker erhoben. Symbolfoto: Uli Deck/dpa

Jetzt müssen sich Richter mit einer brutalen Tat befassen, die sich Ende Juni/Anfang Juli in Güdingen zugetragen hat. Anklage ist gegen einen 26 Jahren altren Saarbrücker erhoben. Symbolfoto: Uli Deck/dpa

Foto: dpa/Uli Deck

Was sich über viele Stunden über Nacht in einer Saarbrücker Wohnung zugetragen haben soll, gleicht einem Martyrium. Ein Mann wurde in seinen eigenen vier Wänden geknebelt, mit gefährlichen Waffen malträtiert. Gefährliche Verletzungen trug er davon. Bruder und Freundin wurden in die Sache hineingezogen: Sie sollten ihn auslösen, um die Qualen zu beenden. Wegen dieser schwer wiegenden Vorwürfe muss sich ein 26-Jähriger verantworten, der bereits in Untersuchungshaft sitzt. Die Saarbrücker Staatsanwaltschaft erhob jetzt Anklage wegen der Tat, die sich über zwei Tage hingezogen hat.

Misslungenes Drogengeschäft?

Wie Staatsanwaltssprecher Christoph Rebmann in einer Mitteilung schreibt, sind seine Kollegen davon überzeugt, dass sich Folgendes am 30. Juni/1. Juli zugetragen hat: Der jetzt Angeklagte hielt sein Opfer in dessen Güdinger Wohnung ab 20 Uhr gefangen. Der Saarbrücker wollte es ausrauben. Wahrscheinlich eskalierte ein Streit, weil sich die Kontrahenten, einst Komplizen, wegen eines Drogengeschäfts nicht einig geworden waren. So sollen beide zuvor auf Einkaufstour in den Niederlanden gewesen sein, um dann in Deutschland mit dem Rauschgift dealen zu wollen.

Als Verräter gebrandmarkt

Der Peiniger knebelte den Mann. Er drohte ihm, mit einem Messer ein V für Verräter in die Haut zu ritzen. Sollte der so Geschundene später im Kittchen landen, würde er dort von anderen Gefangenen vergewaltigt, so der perfide Plan.

Opfer gefilmt

Über Stunden misshandelte der Angreifer den wehrlosen Bewohner, zielte mit einem Schlagstock auf dessen Gesicht. Mit Gürtel und Peitsche drosch er auf ihn ein. Mit einem Messer fügte er tiefe Schnittwunden zu. Die Demütigungen erlangten dramatische Ausmaße. Der mutmaßliche Täter filmte, wie er sein Opfer zwang zu sagen: „Hallo, ich bin Conchita Wurst“ mit Anspielung auf einen österreichischen Travestiekünstler, der 2014 den europäischen Gesangswettstreit Eurovision Song Contest gewann. Gleichzeitig schlug der vorbestrafte Gewalttäter erneut mit dem Stock ins Gesicht.
Der Schläger kündigte an, den Güdinger frei zu lassen, sollten ihn sein Bruder oder seine Freundin auslösen – egal, ob mit Geld oder Drogen. Dann schnappte er sich noch die EC-Karte und die Autoschlüssel des Opfers.

Sprung aus dem Fenster

Erst um 15 Uhr am nächsten Tag gelang es dem an Händen gefesselten Mann, „in Todesangst“, wie es der Staatsanwaltssprecher nennt, mit einem Sprung aus dem Fenster zu fliehen. Dabei brach er sich den rechten Fuß, schleppte sich bis zu einer Tankstelle, wo er schließlich zusammenbrach.

Beide im Knast

Wegen der neuerlichen Vorwürfe sowie seines Vorstrafenregisters sitzt der Angeschuldigte seit 4. Juli hinter Gittern. Aber auch sein Opfer sei kein unbeschriebenes Blatt. Der ehemalige Filialleiter eines Saarbrücker Discounters ereilte ebenfalls ein Haftbefehl. Die Trierer Staatsanwaltschaft ließ ihn wegen mutmaßlicher Drogendelikte festsetzen. Bis heute ist er wegen eines Knalltraumas während seines Missbrauchs schwerhörig.

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