Überzwerge Mit „Oma Ur“ lernte sie das Theater-Handwerk

Saarbrücken „ · Im September feiert das Kinder- und Jugendtheater Überzwerg sein 40-jähriges Bestehen. Anlass für uns, ehemalige Überzwerge und ihren Lebensweg vorzustellen. Heute: Anna Rausch.

 Ex-Überzwergin Anna Rausch in dem Stück „Die Glaubensmaschine“ von Kaye Campbell an der Landesbühne Niedersachsen Nord.

Ex-Überzwergin Anna Rausch in dem Stück „Die Glaubensmaschine“ von Kaye Campbell an der Landesbühne Niedersachsen Nord.

Foto: Volker Beinhorn

Es geht hier noch etwas drunter und drüber“, entschuldigt sich Anna Rausch für die Nebengeräusche am Telefon. Vor acht Monaten ist die 31-Jährige Mutter geworden und steckt mit Mann und Maus gerade mitten im Umzug nach Marburg, wo sie im Herbst ihr neues Festengagement am Hessischen Landestheater antritt.

Dass sie Schauspielerin werden würde, wusste die gebürtige Neunkircherin schon immer. Ob es daran lag, dass ihre Eltern mit ihr so oft ins Theater gingen? „Ich weiß nicht, wie das kam, es gab keinen Auslöser, es war einfach so“, sagt Rausch. Sonnenklar war für Anna, die damals noch Ann Kathrin Rausch hieß, dass sie mit zwölf Jahren zu Überzwerg ging. „Erst war ich im Kinderclub, dann im Jugendclub, es war für mich immer der wichtigste Tag in der Woche.“

Besonders gern erinnert sich Rausch an die Zeit als Schauspiel-Elevin nach dem Abi, als sie mit dem Ensemble in Stücken wie „Oma Ur“ und „Für Dich“ mitspielen konnte.

„Dass Überzwerg ein Eleven-Jahr anbietet, ist eine sehr gute Sache, früher gab es das an vielen Theatern und diente als Schauspielausbildung, doch heute ist Überzwerg da die Ausnahme“, sagt Rausch. Sie fand es ideal, um sich auf die Schauspielschule vorzubereiten. Die absolvierte sie ab 2007 in Graz auf der dortigen Kunstuniversität und trat auch schon in ersten Produktionen am Schauspielhaus auf.

Von Österreichs Süden ging es dann ganz in den Norden, zum ersten festen Engagement am Theater Wilhelmshaven. Dort durfte sie als Anfängerin große Rollen wie „Die Jüdin von Toledo“ oder Fausts Gretchen übernehmen und bekam sehr gute Kritiken.

Nach drei Jahren wollte sie lieber mal eine Weile freischaffend arbeiten, erzählt Rausch. Auch das sei sehr gut gelaufen. In Frankfurt am Main spielte sie zuletzt in zwei Folgen von „Rot oder tot“ mit, einer auf fünf Teile angelegten Theaterproduktion des Studios Naxos über die Kulturpolitik der DDR im Spiegeln von Künstlerbiografien. „Gerade habe ich auch meinen ersten Kinofilm gedreht“, berichtet sie. In „Lieblingsmenschen“, dem Regiedebüt von Vlady Valentin Oszkiel mimt sie eine der Studierenden, die übers Wochenende in ein Landhaus in der Uckermark fahren. Vielleicht sehen wir sie in dem Film demnächst beim Festival Max-Ophüls-Preis wieder.

„Es war eine tolle Erfahrung, das würde ich auch gern weitermachen“, schwärmt sie. Nur, dass man beim Filmdrehen immer so viel warten müssen, ganze Tage Szenen immer wiederholen, die am Ende nur zwei Minuten ergeben, das sei schon gewöhnungsbedürftig.

Jetzt freut sich Anna Rausch aber erst mal aufs Marburger Theater, das ihr viel Abwechslung bieten wird. In dieser Saison steht für sie ein Jugendstück als Uraufführung, Tschechows „Kirschgarten“ und eine deutsche Erstaufführung auf dem Plan. Nach dem Intendanten-Wechsel steht die Hessische Landesbühne jetzt zudem unter einer weiblichen Doppelspitze. „Das ist bundesweit einmalig“, sagt Rausch.

 Anna Rausch in einer Inszenierung von Tchechows „Drei Schwestern“. In Marburg wird sie demnächst im „Kirschgarten“ spielen.

Anna Rausch in einer Inszenierung von Tchechows „Drei Schwestern“. In Marburg wird sie demnächst im „Kirschgarten“ spielen.

Foto: Volker Beinhorn

Womöglich liegt es an der weiblichen Leitung, dass das Haus Anna Rauschs Wunsch als Mutter berücksichtigte, erst spät in die Spielzeit einzusteigen. So kann sie auch zum Geburtstagsfest der Überzwerge kommen. Und danach, mal sehen sagt sie. „Da mein Partner in Marburg ein Gastengagement hat, werden wir uns wohl bei der Betreuung abwechseln.“

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