Junges Projekt Nachwuchs bekämpft Nachwuchsmangel

Saarbrücken · Mit einem Saarbrücker Film- und Internetprojekt wollen junge Leute auf Bundesebene Maßstäbe setzen.

 Aufbau der Kameras für den Film, der über soziale Netzwerke im Internet angeboten werden soll.

Aufbau der Kameras für den Film, der über soziale Netzwerke im Internet angeboten werden soll.

Foto: du Michael Preßer/fugeefilms/Michael Preßer/fugeefilms

„Welchen Abschluss brauche ich?  Welcher Beruf passt zu mir? Wo kann ich mich bewerben?“ Nicht ohne Grund fängt das Kampag­nenvideo mit diesen Fragen an. Denn für viele Menschen ist der Weg ins Berufsleben nicht ganz einfach, zu viele offene Fragen hindern sie daran, ihren Traumjob zu finden. Die hohen Abbrecherquoten bei Ausbildungen beweisen dies. Dabei gibt es in Deutschland tausende unbesetzte Stellen, die Industrie klagt über Nachwuchsmangel.

Eigentlich ein Widerspruch, dachten sich die Jungs und Mädels von Fugeefilms. Deswegen haben sie das Projekt „Heartworks“ gestartet, mit dem sie den deutschen Arbeitsmarkt einfach, verständlich und mehrsprachig näherbringen wollen. Aus Saarbrücken treten sie damit nun im bundesweiten Rennen um den Deutschen Integrationspreis der Hertie-Stiftung an.

Fugeefilms, das sind im Kern Christian Bart, Michael Preßer und Florian Penner. Eigentlich handelt es sich aber vielmehr um ein offenes, integratives Kollektiv aus Gestaltern, Redakteuren und Filmemachern, mit Migrationshintergrund und ohne. Im vergangenen Jahr arbeiteten sie in Projekten unter anderem mit der Stadt Saarbrücken und der Verbraucherzentrale zusammen. Eine ihrer Kampagnen schaffte es sogar auf die Internetseite der Bundesregierung, wie Christian Bart erzählt. Auch die Beschäftigung mit der Arbeitswelt ist nicht neu. In Zusammenarbeit mit der saarländischen Industrie- und Handelskammer (IHK) begleiteten sie Auszubildende filmisch, um deren Berufe sowohl Zugewanderten als auch Einheimischen per sozialen Netzwerken im weltweiten Internet näherzubringen.

Auch „Heartworks“ soll hauptsächlich auf Vermittlung über Soziale-Netzwerk-Kanäle setzen. Nicht nur die jungen Leute aus Deutschland seien dort stark aktiv, sondern jene mit Migrationshintergrund noch stärker, erklärt Florian Penner. „Für viele von ihnen ist Facebook der einzige Weg, mit ihrer Heimat zu kommunizieren. Deshalb ist das so ein wichtiger Ort, um sie anzusprechen“, sagt er.  Trotzdem sei es ihnen wichtig, nicht nur Neuankömmlinge zu informieren. Die Probleme hätten viele Deutsche nämlich ganz genauso.

Im ersten Schritt soll daher über verschiedene Branchen informiert werden, mit allgemeinen Informationen bis hin zu interkulturellen Kompetenzen, zum Beispiel wie man sich in Deutschland am besten bewirbt. Wer sich dann für einen der vorgestellten Berufe interessiert, der wird vom „Heartworks“-Team an eine Vorqualifizierung weitergeleitet, wo festgestellt werden soll, ob jemand auch wirklich für die Arbeit in einer bestimmten Branche geeignet ist. Das soll bundesweit passieren, im Saarland aber zum Beispiel über das Zentrum für Bildung und Beruf (ZBB). Der Schwerpunkt bei dieser Vermittlung liegt, wie auch schon im Namen erwähnt, darauf, mit dem Herzen bei der Sache zu sein, sagt Bart. Sie wollen nicht nur stumpf informieren, sondern auch unterhalten und auf dem ganzen Weg unterstützend dabeibleiben, auch wenn bereits eine Stelle gefunden ist. Um diese Stelle zu finden, sollen Branchentreffs veranstaltet werden. „Bei so einer normalen Jobmesse läuft man an den ganzen Ständen vorbei und hat nachher die Tasche voller Dauerschreiber. Aber wirklich was gebracht hat einem das nix“, sagt Christian Bart. Deswegen wollen sie auf enge, persönliche Kontakte zwischen Arbeitssuchenden und Arbeitgebern setzen, die in einem kleinen Rahmen wirklich langfristige Beziehungen vermitteln können. Aus über 100 Projekten wurde „Heartworks“ ausgewählt.

 Haftom Hadush ist einer aus dem Team, der sich dafür stark macht, im Internet Hilfen für die richtige Ausbildung zu geben.

Haftom Hadush ist einer aus dem Team, der sich dafür stark macht, im Internet Hilfen für die richtige Ausbildung zu geben.

Foto: Michael Preßer/fugeefilms

Nun treten noch 34 Projekte gegeneinander an. Im Wettbewerb müssen sich die Projekte selbst um ein Crowdfunding bewerben. Das heißt, dass sie  Spendenbeträge sammeln, bis ein  Projektziel erreicht wird. Die Gewinner des Crowdfunding-Wettbewerbs werden erneut von einer Jury bewertet.

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