Elektro und Installationen Neue Reihe mit experimenteller Musik startet

Saarbrücken · „Irrlicht“ feiert am Sonntag im Saarbrücker „Mauerpfeiffer“-Club mit Elektro-Musiker und Schlagzeuger Andrea Belfi Premiere.

„Die Fasanerie ist aus der Fasanerie ausgezogen und zum Irrlicht geworden.“ Moment, wie war das nochmal? Flo Brendle (35) räuspert sich. Drei Jahre ist es her, dass er „in die bunteste WG der Stadt“ gezogen ist – in die Fasanerie unweit des Römerkastells, wo es bis zum Abriss der ehemaligen Becolin-Fabrik 2017 aus jeder Pore kunterbunt wummerte und schillerte. Und auch in der Fasanerie fanden sich bis vergangenes Jahr Musik- und Kunstbeflissene jedweder Couleur zu unprätentiösen Klangkunst-Abenden jenseits gängiger Schubladisierungen regelmäßig ein.

Doch genau wie das Römerkastell ist die Fasanerie Geschichte. Was tun? Angestoßen durch die Konzertanfrage von Andrea Belfi zeigten sich die Wege in Saarbrücken kurz, die Szene gut vernetzt; nicht zuletzt dank der guten Zusammenarbeit verschiedener Saarbrücker Kollektive (Nices Wölkchen, Haifisch, Tiefklang). Und eben auch der Mauerpfeiffer-Resident-DJ Gero Heckmanns (40) kennt die Fasanerie: als Gast und DJ. So fügte es sich, dass Flo Brendle zusammen mit Isabella Dahm (27) für die neue Reihe im alten Fasanerie-Geiste im Mauerpfeiffer ihre Spielstätte gefunden haben. Was Heckmanns sehr begrüßt, denn schließlich sei der Mauerpfeiffer mehr als ein „Elektro-Club“. Vielmehr verstehe man sich als „Kunst- und Kulturraum, sei offen für andere Konzepte, wie beispielsweise die ,,Hörabende” von Roger23 alias Roger Reuter, wie auch den Sound Experimance Veranstaltungen initiert durch Kässrin Kelch bezeugen.

„Irrlicht ist der Versuch, Kunst- und Kulturschaffende zusammenzubringen. Ein subkultureller Reflex, der die hiesige Kulturlandschaft kritisch hinterfragt“, erläutert Isabella Dahm die nach dem gleichnamigen Rio-Reiser-Song benannte Reihe. „Und dazu gehört alles, was sonst keinen Platz hat“, ergänzt Brendle. Denn bei Musik geht es um mehr als die Schubladenzugehörigkeit – Diversität fernab des Mainstreams ist Programm.

Am Sonntag macht der italienische Elektro-Musiker und Schlagzeuger Andrea Belfi den Auftakt. Bei den Veranstaltungen zu erwarten sind auch immer wieder Rauminstallationen sowie die spektakulären Licht-Mappings von François Schwamborn. Im Garten legt DJ TZM südamerikanisch angehauchte elektronische Beats auf, während Kässrin Kelch elektronisch experimenteller drin die beiden Live-Acts umspielt. Den Erstlingsabend beschließt dann das DJ-Duo Nepomuk B2B Derxon – die zu Beginn als Teil der raumfüllenden Space-Rock-Combo „Flying Moon In Space“ in Erscheinung traten, mit einem tanzbaren Knall. Auch in Zukunft wird diese Zweiteilung des Abends mit Konzert und anschließenden DJ-Sets beibehalten, wobei spannend sein wird, wie sich lokale Künstler mit jenen von außerhalb vernetzen werden. Jede Veranstaltung wartet mit neuer Deko und neuem Layout auf. Die nächsten aufmischenden Highlights sind The Blues Against Youth (zum ersten Mal als Band) im April in der UBar, sowie im Mai die Band mit dem schlichten Namen Bar aus Freiburg, deren aktuelles Album von Alexander Hacke (Einstürzende Neubauten) in Berlin produziert wurde.

„Irrlicht“: Andrea Belfi & Flying Moon In Space & NepomukB2BDerxon. Sonntag von 19  bis ca 02.00 Uhr – Eintritt: 10 Euro. Mauerpfeiffer Lebacher Straße 1-7a, 66113 Saarbrücken

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