Sport regional Zartes Aussehen und mentale Härte

Saarbrücken · Die Rhythmischen Sportgymnastinnen ermittelten ihre Besten. Bis eine Übung steht, dauert es Monate.

 Valeria Klet vom TV Rehlingen gewann beim Landespokal in Saarbrücken die Wettkampfklasse der Juniorinnen.

Valeria Klet vom TV Rehlingen gewann beim Landespokal in Saarbrücken die Wettkampfklasse der Juniorinnen.

Foto: Thomas Wieck

„Wir waren vor ein paar Jahren mal im Zirkus. Dort habe ich eine Frau gesehen, die einen Spagat gemacht hat, so eine Art Schlangenmensch. Das hat mich fasziniert“, erzählt Emma Klein, wie sie zu ihrer Sportart kam. Die 13-Jährige vom TV Fechingen startete an der Hermann-Neuberger-Sportschule bei der Landesmeisterschaft der Leistungsklassen der Rhythmischen Sportgymnastik. Emma war sich nach einem Probetraining sicher: Rhythmische Sportgymnastik ist ihre Sportart. „Es ist halt mal was anderes als Schwimmen oder Geräteturnen. Es macht einfach Spaß, dass man immer neue Elemente lernen kann“, erklärt sie. Ob ihr damals schon bewusst war, wie professionell und trainingsintensiv ihre Sportart sein würde?

„Im Sommer kommt extra ein Choreograph aus Bulgarien. Gemeinsam stellen wir eine Übung zusammen, zu der wir auch gemeinsam die Musik aussuchen“, berichtet Emma: „Bis man die Übung dann wettkampfreif vortragen kann, dauert es mindestens drei Monate.“ Sie trainiert von Montag bis Freitag jeden Tag knapp vier Stunden. Zusätzlich stehen zwei Unterrichtsstunden am Rotenbühl-Gymnasium in Saarbrücken auf dem Stundenplan, welches sie besucht. Und am Wochenende kommen Wettkämpfe dazu.

Der hohe Trainingsaufwand ist notwendig, um im deutschlandweiten Vergleich mithalten zu können. „Die Rhythmische Sportgymnastik ist eine Sportart, die sich besonders aus den Punkten Athletik, Beweglichkeit und Körpertechnik, also beispielsweise Rotationen und Ständen, zusammensetzt“, erklärt Karin Schalda-Junk. Und die Landestrainerin ergänzt: „Unser Training ist unglaublich vielfältig und sehr umfangreich.“ Alleine, um mit den fünf Handgeräten Seil, Reifen, Keulen, Ball und Band vertraut zu sein, bedarf es intensiver Vorbereitung. „Außerdem brauchen die Mädchen eine große Wettkampf-Stärke. So zart wie sie aussehen, so stark müssen sie mental sein“, sagt die Landestrainerin.

Emma Klein absolvierte bei der Meisterschaft in Saarbrücken einen Vierkampf, in dem sie mit den Handgeräten Ball, Seil, Keulen und Band Übungen vortrug. Nach kleineren Fehlern – beispielsweise dem Nicht-Fangen ihres Handgeräts – belegte die 13-Jährige in ihrer Altersklasse Platz zwei hinter Vereinskollegin Pauline Köhler. Dritte wurde Catharina Herz vom TV St. Wendel. Auch wenn Emma mit ihrer Leistung nicht unbedingt zufrieden war, das Gute ist: Bis zum Saisonhöhepunkt, den deutschen Jugendmeisterschaften vom 22. bis 24. Juni in Nürnberg, ist noch Zeit, an den Übungen zu feilen.

Die Konkurrenz bei den Zehnjährigen gewann Sofia Yarova vom TV Fechingen vor Carolina Kotenev und Virginia Gomer (beide TV St. Wendel). Als einzige elfjährige Teilnehmerin gewann Leonie Linenko vom TV Fechingen den Landesmeister-Titel in ihrer Altersklasse. Regina Krivoseev und Diana Bernhardt belegten bei den Zwölfjährigen die Plätze eins und zwei. Bei den ältesten Teilnehmerinnen gewann die 15-Jährige Michelle Auer vom LC Rehlingen Silber – hinter Xenia Mauer (Fechingen) – und löste dort ebenfalls das Ticket zur DM.

Parallel zu den Landesmeisterschaften in der Top-Kategorie der Leistungsklassen fand auch der Landespokal der Wettkampfklassen statt. Hier sicherte sich Valeria Klet vom TV Rehlingen den Titel bei den Juniorinnen, dicht gefolgt von ihrer Mannschaftskameradin Maike Jager. Vereinskollegin Anna Spanier aus Merzig gewann nach glänzender Vorstellung die freie Klasse, Emilia Sofin dufte sich nach einem kleinen Fehler mit dem Ball bei den Schülern über Rang zwei freuen – hinter Liane Neumann (TV St. Wendel) und vor ihrer Vereinskollegin Viktoria Deutsch.

 Nur eine Woche nach den Landesmeisterschaften fand in Dillingen am Wochenende der Regio-Cup Süd der Wettkampfklassen statt. Anna Spanier belegte als beste Saarländerin in der Freien Klasse Platz sieben – und schnappte sich eines der neun begehrten Tickets für das Bundesfinale, den Deutschland-Cup. Maike Jager verpasste bei den Juniorinnen als 22. knapp die Qualifikation. Insgesamt waren hier 19 Startplätze vergeben worden, Jager fehlten am Ende 0,35 Punkte.

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