„Mittelalte“ Menschen an die Platte bringen

Saarbrücken · Saarbrücken. Werner Laub ist seit 1990 Bürgermeister von Marpingen. Seit 18. Juni 2015 leitet er als Präsident die Geschicke des Saarländischen Tischtennis-Bundes (STTB). Im Gespräch mit SZ-Mitarbeiter Sebastian Zenner erklärt Laub unter anderem, wieso der demografische Wandel den Tischtennis-Sport besonders hart trifft.

 Werner Laub ist der Präsident des Saarländischen Tischtennis-Bundes. Er sagt: „Wir haben in der Spitze durch die Talentförderung an der Sportschule, das Sportgymnasium am Rotenbühl und den Bundesligisten 1. FC Saarbrücken viele Möglichkeiten.“ Foto: Oliver Dietze

Werner Laub ist der Präsident des Saarländischen Tischtennis-Bundes. Er sagt: „Wir haben in der Spitze durch die Talentförderung an der Sportschule, das Sportgymnasium am Rotenbühl und den Bundesligisten 1. FC Saarbrücken viele Möglichkeiten.“ Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Herr Laub, wie kamen Sie zum höchsten Amt im saarländischen Tischtennis ?

Werner Laub : Ich spiele seit meiner Kindheit Tischtennis und war bereits in meinem Heimatverein TTC Marpingen schon immer stark engagiert. Auch nach der Fusion mit dem Verein aus Alsweiler zur TTG Marpingen-Alsweiler im Jahr 1974 war ich auf höchster Funktionärsebene tätig, was nach meiner Wahl zum Bürgermeister natürlich nicht mehr möglich war. Ich hatte aber ohnehin geplant, mich nach dem Auslaufen meiner Amtszeit im kommenden Jahr wieder in der Sportart einzubringen. Dann hat mich in diesem Jahr LSVS-Präsident Klaus Meiser angesprochen und gefragt, ob ich mir dieses Amt vorstellen könnte.

Eine der wesentlichen Herausforderungen, die auf Sie zukommen, ist die des demografischen Wandels. Wie sehr trifft dieser den Tischtennis-Sport im Saarland?

Laub: Gerade eine Randsportart wie Tischtennis wird davon extrem schwer getroffen. Sicher noch stärker als andere. Sportarten wie Fußball und Handball, bei denen man zu Beginn weniger technisches Geschick aufbringen muss, können die Kinder schon früher abgreifen. Bis sie soweit sind, dass sie Schläger, Ball, Tisch und Netz koordinieren können, sind die Talentierten schon längst bei anderen Sportarten gelandet und für uns verloren. Allerdings gibt es meiner Meinung nach auch viele Chancen, Tischtennis als Sportart wieder stärker in die Köpfe zu bekommen - beispielsweise durch engere Kooperationen mit Ganztagsschulen.

Wie machen sich die Probleme bemerkbar?

Laub: Es gibt einfach immer weniger Mannschaften. Vor allem im Mädchen- und Damenbereich ist das sehr extrem, und hier muss dringend etwas getan werden, um diesen Trend zu stoppen und gegenzusteuern. Letztendlich haben wir in der Spitze durch die Talentförderung an der Sportschule, das Sportgymnasium am Rotenbühl und den Bundesligisten 1. FC Saarbrücken viele Möglichkeiten. Um überhaupt eine Spitze zu haben, brauchen wir aber die Breite. Ohne eine Stärkung der Vereine wird das nicht funktionieren.

Was haben Sie diesbezüglich vor?

Laub: Wir müssen stärker in die Fläche gehen und die Stützpunkte in den Kreisen beleben und stärken. Das Training soll dort so interessant werden, dass sich die Besten darüber für das Landestraining bewerben und dort natürlich für das Kadertraining. Das große Ziel ist es, saarländische Talente in die Bundesliga zu führen. Das ist ein hoher Anspruch, aber ich denke, dass das mit unserem Trainerpotenzial auf jeden Fall möglich ist.

Gibt es weitere Ziele, die Sie in Ihrer Amtszeit verfolgen werden?

Laub: Wir wollen das Thema Gesundheitssport stärker aufgreifen. Tischtennis wurde vom Deutschen Sportbund als erste Ballsportart offiziell als Gesundheitssport anerkannt. Über den aktuellen Gesundheits-Trend wäre es möglich, wieder mehr "mittelalte" Menschen an die Platte zu bekommen. Vor allem solche, die früher schon einmal Tischtennis gespielt haben.

In Zeiten leerer kommunaler Kassen sind nicht selten Sporthallen-Standorte gefährdet. Wie sehen Sie die Tischtennis-Infrastruktur im Saarland?

Laub: Natürlich haben die Kommunen generell Probleme, Hallen in Ordnung zu halten und die entsprechende Infrastruktur zu stellen. Hier wird es zu Prozessen kommen, bei denen Kräfte gebündelt werden. Es wird auch ein Thema für unseren Verband sein zu schauen, wie Vereine miteinander kooperieren und solche, die die Infrastruktur haben, mit denen teilen, die sie eben nicht haben.

Wie schätzen Sie die finanzielle Situation des STTB ein?

Laub: Nach dem, was ich bisher gesehen und gehört habe, hat der Verband zwar eine schwere Zeit hinter sich, steht im Moment aber ganz gut da. Das soll nicht heißen, dass wir zu viel hätten. Wir müssen schauen, dass wir die Mittel, die uns zur Verfügung stehen, gezielt einsetzen. Dann können wir durch Spitzenleistungen weitere Einnahmen generieren. Neben den Geldern, die wir vom Deutschen Tischtennis-Bund oder dem Landessportverband für das Saarland bekommen, sollten wir auch wieder stärker im Bereich Sponsoring aktiv werden. Für unseren laufenden Betrieb sieht es ganz gut aus, aber durch zusätzliche Einnahmen könnten wir unsere Vereine noch besser unterstützen.

Warum sollten sich junge oder ältere Menschen ausgerechnet für Tischtennis entscheiden?

Laub: Tischtennis ist im Prinzip die Familiensportart. Der Opa kann mit dem Enkel, der Vater mit dem Sohn und so weiter zusammenspielen. Tischtennis kann man das ganze Leben lang spielen und sich damit fit halten. Ich persönlich habe diesen Sport immer gebraucht, um Stress abzubauen. Tischtennis fördert auch Dinge wie Reaktion, Kondition, Konzentration und vieles mehr. Ein drittes Argument neben dem familiären und dem gesundheitlichen ist noch: Tischtennis macht einfach Spaß.

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