Grigory fährt die letzte Schicht

Saarbrücken · Ein Abend voller Abschiede: Mit „Letzte Nacht“ gibt Grigory Shklyar heute sein Regie-Debüt. Premiere in der Sparte 4.

 Grigory Shklyar bleibt in Saarbrücken. Foto: Buss

Grigory Shklyar bleibt in Saarbrücken. Foto: Buss

Foto: Buss

Irgendwo in Amerika hat die Zentrale einer Restaurant-Kette beschlossen, eine ihrer Filialen zu schließen. Für den Geschäftsführer Manny, die Kellnerin Jacquie und vierzig weitere Angestellte bedeutet das: Diese Schicht im Red Lobster wird ihre "Letzte Nacht". Soll man jetzt wehmütig werden?

Mit diesem Stück nach einer Erzählung von Stewart O'Nan erlebt das Publikum am Freitag in der Sparte 4, so wie Christoph Diem sie prägte, die letzte Premiere.

Für einen aber ist sie ein besonderer Grund zur Freude: Nach drei Jahren als Regieassistent am Staatstheater darf Grigory Shklyar nun endlich mal selbst die Regie übernehmen und zeigen, dass er es kann.

Der 30-Jährige musste lange auf diese Gelegenheit warten. Schon als Kind hat er Theaterluft geschnuppert. "Ich bin quasi hineingeboren in diese Welt", sagt der Sohn eines russischen Opernsängers, der viele Jahre in St. Petersburg und dann in Innsbruck engagiert war. Shklyar fühlte sich nicht nur von klein auf als Zuschauer zur Bühne hingezogen. Er betätigte sich gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder auch im Schultheater. Während der Bruder Schauspieler wurde, fühlte Grigory Shklyar sich hinter der Bühne wohler, studierte in Innsbruck,weil es dort keine Theaterhochschule gab, erst einmal Literaturwissenschaft und machte daneben am dortigen Theater Regie-Hospitanzen. "Dann habe ich kurz auch ein Regie-Studium in München gemacht, aber man empfahl mir, lieber in die Praxis zu gehen," erzählt er.

So kam Grigory Shklyar nach Saarbrücken, wo er pro Jahr verschiedenen Regisseuren bei vier bis fünf Produktionen zur Seite stand. "Man lernt durch Zuschauen", sagt er und war beeindruckt, wie unterschiedlich die Regisseure an ein Stück herangehen. Bei einigen Inszenierungen durfte er als Video-Filmer mitwirken, bei "Andorra" sogar live auf der Bühne. Auch ließ ihn die Theaterleitung schon bei Werkstattinszenierungen für das Primeurs-Festival die Regie übernehmen.

Doch eine ausgearbeitete, abendfüllende Produktion wie "Letzte Nacht" zu inszenieren, sei schon etwas anderes, meint er. "Es ist ein großer Sprung, plötzlich verantwortlich zu sein, dass alles funktioniert".

Als Erstes stand er vor der Aufgabe, mit Schauspieldramaturg Holger Schröder eine Bühnenfassung der Erzählung von O'Nan zu schreiben. Aber auch technisch sei diese Inszenierung herausfordernd. "Wir haben versucht, auch visuell etwas Besonderes zu schaffen", erzählt er.

Dazu gehören etwa Videos, die er vorab mit dem Team drehte. "Dafür mussten wir das ganze Stück schon vorausgedacht haben und konnten nicht einfach warten, wie es sich bei den Proben auf der Bühne entwickelt." Beim Bühnenbild stand er mit Christoph Held (Ausstattung) dann vor der Frage: "Wie kann man auf kleinem Raum viele Orte konkret machen und wieder wechseln?"

Auch den Schauspielern müsse man als Regisseur ganz anders als vorher gegenübertreten, bemerkt Shklyar. "Als Regie-Assistent lernt man sie auch privat kennen und muss nun darauf achten, dass man das Private draußen hält."

Über seine beiden Hauptdarsteller gerät Shklyar aber sogleich ins Schwärmen: Vanessa Czapla sei so unglaublich wandlungsfähig und Klaus Müller-Beck habe eine wahnsinnige Bühnenpräsenz. Als Kellnerin Jacquie und ihr Chef Manny sind sie Shklyars Dream-Team.

Und sie bleiben in der "Letzten Nacht" nicht allein: Das ganze Schauspielensemble wird - via Video - im Red Lobster seine Aufwartung machen. So wie die meisten von ihnen wird auch Grigory Shklyar mit diesem Stück vom Staatstheater Abschied nehmen. Aber nicht von Saarbrücken: Als Mitglied des Kernteams des freien Theaterkollektivs "Korso-op" um Schauspielerin Nina Schopka wird er hier weitermachen. Wenn man die Stadt und ihre Vorzüge erst mal näher kennengelernt habe, hat er gemerkt, komme man hier kaum wieder weg.

 Vanessa Czapla und Klaus Müller-Beck spielen in der Sparte 4. Foto: Marco Kany

Vanessa Czapla und Klaus Müller-Beck spielen in der Sparte 4. Foto: Marco Kany

Foto: Marco Kany

Premiere heute, 20 Uhr, in der Sparte 4 in der Eisenbahnstraße. Nächste Aufführungen am Sonntag, 14.. und Samstag, 20. Mai, jeweils 20 Uhr. Karten: (06 81) 30 92-486.

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