Jedes Jahr rammt einer das Kunstwerk

Saarbrücken · Kunst im öffentlichen Raum hat keinen leichten Stand. Das gilt vor allem für die Kunstwerke auf und rund um den St. Johanner Markt. Zu ihren „Feinden“ gehören Autos, Graffiti-Schmierer und Aufkleber-Vandalen. Ein Stein wurde sogar schon mal von der Müllabfuhr abgeholt – das war das Werk eines üblen Schelms.

 Der Klügere gibt nach – in diesem Fall war es der Stein, besser gesagt eine Skulptur von Heinz Oliberius. Fotos: Silvia Buss

Der Klügere gibt nach – in diesem Fall war es der Stein, besser gesagt eine Skulptur von Heinz Oliberius. Fotos: Silvia Buss

 Manche müssen malen – am liebsten auf Dingen, die unbemalt viel besser aussehen, wie diese Steinskulptur am Markt.

Manche müssen malen – am liebsten auf Dingen, die unbemalt viel besser aussehen, wie diese Steinskulptur am Markt.

Kürzlich hat es auf dem St. Johanner Markt wieder einmal "rumms" gemacht. Ein Lieferwagen brachte die Steinskulptur von Heinz Oliberius (in Höhe Schumacher Hemmerling/ CD-Grünewald) zur Strecke. Wahrscheinlich waren es sogar zwei. Der erste, der den rund 80 Zentimeter hohen Naturstein rammte, lockerte ihn nur ein wenig aus der Verankerung, der zweite legte ihn flach. Es war nicht das erste Mal. Mindestens einmal pro Jahr rammt nach Angaben der Stadtverwaltung jemand diesen Oliberius. Das Bauamt mauert ihn dann wieder ein. Der Verursacher trägt die Kosten, doch nur wenn er, wie in diesem Fall, polizeilich ermittelt wird oder sich meldet. Nicht immer ist das laut Stadt der Fall. Der Stein des Wahl-Saarländers Oliberius (verstorben 2001) gehört zu den insgesamt 19 Skulpturen und Skulpturengruppen, die beim Internationalen Bildhauersymposium unter der Regie von Paul Schneider 1978/78 auf dem St. Johanner Markt und um ihn herum entstanden sind. Auch bei den anderen Skulpturen kam es in der Vergangenheit schon zu Beschädigungen. Der Marktbereich ist seit Ende der 70er vollgestellter geworden, der Lieferverkehr hat zugenommen. Die Stadt hat daraus verschiedene Konsequenzen gezogen. So hat sie etwa die "Sieben Stelen" von Karl Prantl hinter der Stadtgalerie in der Katholisch-Kirch-Straße, in Absprache mit Paul Schneider mit Granit-Pollern abgesichert. Zum Leidwesen von Kunstfreunden, die die Wirkung der Werke dadurch beeinträchtigt sehen. Andere Skulpturen hat die Stadt, ebenfalls in Absprache mit Schneider, umplatziert, um sie aus der Gefahrenzone zu nehmen. Eine zweite Skulptur von Oliberius, die früher vor der einstigen Keltermann-Apotheke stand, wurde in eine Reihen mit vier Steinen von Dieter Lothschütz gestellt und bildet jetzt eine Art Umrandung für die Außenbestuhlung des Café Langenfeld. Ebenso Janes Lenassis Schwarzer Granit aus der Türkenstraße, den die Stadt gerade noch retten konnte. Ein unbekannter Täter hatte ihn vermeintlich im Namen der Stadt von einem Entsorgungsunternehmen abholen lassen. Eine von insgesamt drei Skulpturen von Hiroshi Mikami erhielt im Innenhof der Musikhochschule eine neue Heimat. Bei allen Umsetzungen hat sich die Stadt nach eigenen Angaben mit Paul Schneider abgestimmt. Kunstfachleute finden es gleichwohl bedauerlich, denn die Künstler haben damals die Skulpturen am und für den jeweiligen Ort angefertigt und dabei auch Bezüge zum Umfeld hergestellt. Nicht nur Fahrzeuge beschädigen die Kunstwerke . Auch mit Farbsprühereien und durch Aufkleber werden sie immer wieder verunstaltet. Je nach Ausmaß lässt die Stadt sie reinigen. Kunst im öffentlichen Raum hat keinen leichten Stand. Auch die Tage des Oliberius-Steins am St. Johanner Markt 47 sind jetzt offenbar gezählt. Die Stadt überlegt derzeit, ihn mit Einverständnis von Schneider, "an eine weniger gefährdete Stelle (zu) versetzen".

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