Krippenplatz wird deutlich teurer

Saarbrücken · Fast 400 Euro sollen Eltern künftig für einen städtischen Ganztags-Krippenplatz pro Monat bezahlen. Da ist das Essen für die Kleinen noch gar nicht drin. Die Elternbeiträge müssen 25 Prozent der Personalkosten abdecken. Das letzte Wort hat aber der Stadtrat.

 Ab dem zweiten Lebensjahr ist die Kinderbetreuung in Rheinland-Pfalz, hier eine Kita in Ludwigshafen, für die Eltern kostenlos. In Saarbrücken müssen sie dagegen tief in die Tasche greifen. SZ-Archivfoto: Uwe Anspach/dpa

Ab dem zweiten Lebensjahr ist die Kinderbetreuung in Rheinland-Pfalz, hier eine Kita in Ludwigshafen, für die Eltern kostenlos. In Saarbrücken müssen sie dagegen tief in die Tasche greifen. SZ-Archivfoto: Uwe Anspach/dpa

Foto: Uwe Anspach/dpa

Schlechte Nachricht für die Eltern kleiner Kinder, die ihren Nachwuchs in eine städtische Krippe oder Kindergarten schicken. Die Gebühren sollen zum 1. August kräftig steigen. Nach SZ-Informationen schlägt die Verwaltung dem Stadtrat vor, den Krippentagesplatz für das erste Kind um 30 auf dann 398 Euro pro Monat zu verteuern. Die Gebühr für den Regelplatz in der Krippe - sechs Stunden Betreuung - soll um 16 auf 203 Euro monatlich steigen. Deutlich geringer ist der Anstieg im Kindergarten. Der Ganztagsplatz wird um drei Euro teurer und kostet dann 185 Euro .

Basis dieser Vorlage ist ein Beschluss des Stadtrats 1991. 25 Prozent der Personalkosten sind von den Eltern zu tragen. "Es soll eine jährliche Anpassung an die Personalkostenentwicklung erfolgen", steht in diesem Beschluss, der ein Landesgesetz umsetzt. Den Rest dieser Kosten teilen sich Stadt (10 Prozent), Regionalverband (39 Prozent) und die Landesregierung (26 Prozent) - wobei die Stadt über die Umlage auch an den Kosten des Regionalverbandes beteiligt ist. Zum Vergleich: Der Krippen-Tagesplatz in Mannheim kostet die Eltern 347 Euro . Freitags ist dort aber um 16 Uhr Schluss. So steht es auf der Internetseite der Stadt Mannheim.

Dass die Elternbeiträge in Saarbrücken steigen, begründet die Verwaltung in der Vorlage für den Ausschuss für Kinder, Schule und Jugend mit der Tarifsteigerung: 2015 seien es 3,7 Prozent gewesen, 2016 und 2017 sind es jeweils 2,4 Prozent. Dafür hatten viele Erzieherinnen und Erzieher auch in Saarbrücken gestreikt. Die Gebühren gehen vor allem in den Krippen so stark nach oben, weil dort mehr Personal für die Betreuung der Kinder bis drei Jahre erforderlich ist als im Kindergarten. Nach Angaben der Verwaltung müsse auch in den Randzeiten - also frühmorgens und am späten Nachmittag bis 18 Uhr - das Personal komplett da sein, weil die Nachfrage so groß ist.

Auf SZ-Anfrage erklärten Dezernent Thomas Brück (Grüne) und Amtsleiter Bernhard Teich, sie müssten den Stadtratsbeschluss umsetzen. Die Belastung für viele Eltern sei groß. Beide betonen deshalb: "Wir sind für jeden Impuls in Richtung Beitragsfreiheit dankbar. Es kann nicht sein, dass die Schule kostenlos ist, die Krippen und Kindergärten aber nicht." Die Verwaltung müsse sich an das Gesetz halten: "Wir haben hier keinen Spielraum." Ob bei der Gebührenerhöhung das letzte Wort gesprochen ist, hängt nun von den Stadtratsfraktionen ab. Vor zwei Jahren setzten sie durch, dass die Verwaltung die Gebühren zum 1. Januar 2015 weniger stark anhob als ursprünglich geplant. Die neuen Gebühren sollen bis August 2017 gelten. SPD-Stadtratsfraktions chef Peter Bauer ging gestern davon aus, dass die Koalition die Erhöhung durchwinkt. Aber auch er sagt: "Wir brauchen eine gesellschaftliche Debatte über die Beitragsfreiheit."

Meinung:

Eltern endlich entlasten

Von SZ-Redakteur Markus Saeftel

Die hohen Gebühren vor allem für die städtischen Krippen sind eine große Belastung für die Eltern . Jeder Bürger hatte Verständnis dafür, als die Erzieherinnen und Erzieher 2015 für mehr Geld streikten. Denn sie sind enorm wichtig für die Bildung der Kleinen, und diese Arbeit muss ordentlich bezahlt werden. Aber kein Mensch versteht, warum die Schule - abgesehen von den Büchern - kostenlos ist, Krippen und Kindergärten aber richtig teuer sind. Schuld daran ist nicht die Stadt. Die setzt das Landesgesetz um. Doch Oberbürgermeisterin Charlotte Britz und die Stadtratspolitiker könnten eine Initiative für kostenlose Bildung schon in der Krippe starten. Der Zeitpunkt ist günstig: 2017 ist Landtagswahl und alle Parteien geben sich familienfreundlich. Dann sollte die neue Landesregierung Taten folgen lassen. Dass es geht, hat Rheinland-Pfalz mit der kostenlosen Betreuung ab dem 2. Lebensjahr ja vorgemacht.

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