Viele Menschen suchen Schutz im Kältebus

Saarbrücken · Mehr Obdachlose als 2016 nutzten bisher den Kältebus in Saarbrücken. Auch die Notschlafstellen sprechen von großem Andrang.

 An einer Feuertonne vor dem Kältebus wärmen sich einige Obdachlose auf. Foto: Tobias Ebelshäuser

An einer Feuertonne vor dem Kältebus wärmen sich einige Obdachlose auf. Foto: Tobias Ebelshäuser

Foto: Tobias Ebelshäuser

Dieser Winter war sehr kalt. Das haben vor allem die Notschlafstellen für Obdachlose in Saarbrücken zu spüren bekommen. Im Januar suchten 47 Obdachlose, doppelt so viele wie im Januar 2016, die Unterkunft der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Malstatt auf, sagt Thorsten Lillig, Sozialarbeiter der Awo. Die Notschlafstelle hat insgesamt 16 Schlafplätze. "Teilweise waren wir voll belegt, aber wir mussten nie jemanden wegschicken", teilt Lillig mit. Im Vergleich zum milden Winter 2015/2016 waren die vergangenen drei Monate richtig kalt. Das bestätigt auch der Hobbymeteorologe Jörg Hoffmann, der seit Jahren akribisch die Daten der Region auswertet. Dieser Januar ist in Saarbrücken mit durchschnittlich minus 1,9 Grad der kälteste seit 2010, sagt Hoffmann.

Phil Sahner, erster Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins "Hilfe für obdachlose Menschen im Winter", zeichnet ein ähnliches Bild des Winters. Der Verein kümmert sich mit dem Saarbrücker Kältebus um Obdachlose. "Diesen Winter war der Kältebus sehr gut besucht. Es kamen etwa 30 bis 40 Prozent mehr als im vergangenen Winter", sagt Sahner. Anfang dieser Woche kümmerten sich die Mitarbeiter des Kältebusses täglich um etwa 60 Hilfsbedürftige, ergänzt Sahner. Thorsten Lillig teilt mit, dass es in der Notschlafstelle der Awo zu keinem medizinischen Notfall gekommen ist. Beim Kältebus haben die Mitarbeiter jedoch andere Erfahrungen gemacht. Es könne immer mal wieder vorkommen, dass Obdachlose umkippen, sagt Sahner. Der Kältebus ist für Obdachlose bis etwa Ende März geöffnet.

Eine weitere Hilfseinrichtung für Obdachlose ist das Bruder-Konrad-Haus des Caritasverbandes in Saarbrücken. Wolfgang Höfner, Leiter des Bruder-Konrad-Hauses, spricht davon, dass durchschnittlich 42 von 45 Betten in der Notschlafstelle im vergangenen Januar belegt waren. Jedoch erklärt er, dass die hohe Nachfrage nichts mit dem Wetter zu tun habe. Oftmals suchen mehr Obdachlose im Sommer die Einrichtung auf als im Winter. "Temperatur spielt keine Rolle", sagt Höfner.

Informationen zur Awo-Notschlafstelle unter Tel. (0681) 76 18 00 22, zum Kältebus Saarbrücken unter (0681) 5 95 36 33, zum Bruder-Konrad-Haus unter (0681) 93 81 30.

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