Vier Katzen brauchen echte Fans

Saarbrücken · Sie wurden ausgesetzt, schweren Herzens weggegeben oder waren nach dem Tode ihrer Besitzer unversorgt. Im Bertha-Bruch-Tierheim warten sie auf ein Zuhause. Wir stellen sie vor. Diesmal geht es unter anderem um Heimbewohner, die sich das Katzenaids-Virus FIV eingehandelt haben. Und die auch noch zuckerkrank sind. Doch sie alle verdienen eine Chance auf ein neues Leben.

 Lisbeth liebt Menschen. Die Reizflut im Heim mag sie hingegen gar nicht. Fotos: Barbara Cornetz

Lisbeth liebt Menschen. Die Reizflut im Heim mag sie hingegen gar nicht. Fotos: Barbara Cornetz

Woher sie bloß kommt? Nicht einmal das lässt sich über Lisbeth mit Sicherheit sagen. Diese Fundkatze mittleren Alters war nicht gechippt, als sie ins Tierheim ankam. Ihr schlechter Zustand war unverkennbar. Wunden überzogen ihren Körper. Schnell stellte sich heraus, dass die Katze eine schwere Futterallergie hat. Doch seit die Betreuer Lisbeth eine Diät verordneten, heilt die Haut überraschend schnell. "Es wäre toll, wenn Lisbeth ein Zuhause findet bei Menschen, die bereit sich intensiver mit Allergien bei Katzen befassen", sagt Heimsprecherin Tabatha Walter. Vor allem aber muss sie raus aus dem Heim. Denn die vielen Reize, denen sie dort ausgesetzt sind, überfordern sie. Dazu Walter: "Lisbeth zieht sich immer mehr zurück und reagiert oft sehr zickig."

Dabei war dieses sensible Tier sehr verschmust und zutraulich, bis die stressige Flut der Eindrücke Lisbeths gute Seiten zuschüttete. "Wir würden uns Menschen wünschen, die nicht gleich aufgeben sondern Lisbeth Zeit lassen, wieder Vertrauen zu fassen", sagt Katzenkennerin Walter.

Kommen wir zu Akiro, einem schönen Kerl. Und so verschmust. Freundlich geht der Siam-Bursche auf Menschen zu. Da dürfte es ein Leichtes sein, ihn zu vermitteln? Nein. Gleich zwei Krankheiten machen die Suche nach neuen Besitzern schwierig. Akiro hat sich mit dem Katzenaidsvirus FIV infiziert. Und er hat Diabetes .

Tabatha Walter macht gar kein Hehl daraus, dass dieser Kater nichts für Anfänger ist, ja sogar die erfahrenen Betreuer ganz schön fordert. "Im Moment bekommt er zweimal täglich Lantus; an der optimalen Einstellung arbeiten wir noch. Eine Vermittlung wird nicht einfach werden, über eine Dauerpflegestelle für ihn würden wir uns sehr freuen." Und doch hofft Walter auf Menschen, die Akiro ohne Wenn und Aber ein richtiges Zuhause geben.

Nun zu Heino . Er verträgt sich mit anderen Katzen nur bedingt und kehrt schon gern den Chef heraus. Als Einzelkater wäre er daher sicher besser aufgehoben. Sein Alter ist nicht bekannt, es dürfte zwischen drei und sechs Jahren liegen. Allerdings ohne Gewähr, wie seine Betreuer betonen. Sie finden, Heino sollte nicht zu Kindern und Anfängern vermittelt werden. Denn er zeigte sich anfangs Menschen gegenüber sehr dominant und ist im Heim nicht ausgelastet. Sprecherin Tabatha Walter ist aber sicher, dass sich sein Verhalten bei einer Freigangmöglichkeit bessert.

Heino spielt sehr gern und intensiv. Beim Streicheln zeigte er, wann er genug hat, und biss auch mal kräftig zu. Die Betreuer verbringen aber sehr viel Zeit mit ihm, und mittlerweile ist er ein richtiger Schmusi.

Dino ist ein Fundkater im mittleren Alter, der vor langer Zeit einen Bruch an einem Hinterlauf hatte. Der wurde nie versorgt und ist dementsprechend mehr schlecht als recht zusammengewachsen. Das bereitet ihm manchmal Schmerzen. Leider kann man da nachträglich operativ nichts mehr machen. In solchen Fällen bringt eine Kur mit Medikamenten wie Traumeel oft Linderung. Die alte Wunde dämpft nicht Dinos großen Freiheitsdrang. Auch im Heim büxt er gern aus und inspiziert die Flure des Katzenhauses. Er ist ein Einzelkater, bei anderen Katzen rastet er aus. Anscheinend hat er sehr schlechte Erfahrungen mit Artgenossen gemacht. Zu Menschen ist er lieb und zeigt sich sehr verspielt. Jedoch sollte er zu nicht zu Katzenanfängern und kleinen Kindern.

Weitere Informationen über die Katzen gibt es im Tierheim täglich (außer montags) unter Telefon (06 81) 5 35 30.FIV - was nun? Klartext aus Expertenmund

Im Saarbrücker Tierheim gehört die Betreuung kranker Katzen zum Alltag. Diese Tiere können sich, ähnlich wie wir Menschen, Immunschwäche-Viren einhandeln oder Diabetes bekommen. Doch beides muss einem artgerechten und glücklichen Tierleben nicht im Wege stehen. Die Katzenexpertinnen des Bertha-Bruch-Heims fassen zusammen, worauf es ankommt.

Katzenaids: Eine der Risikogruppen Nummer eins für die Ansteckung mit dem Katzen aids-Virus FIV sind unkastrierte Kater, die meist einem Raufhandel nicht abgeneigt sind und sich über Verletzungen infizieren. Weibliche Katzen stecken sich oft beim Deckakt an. FIV-Katzen können jahrelang völlig gesund leben. Irgendwann schwächelt das Immunsystem, und sie neigen zu Infektionen. FIV-Katzen gehören zu ihrem eigenen Schutz in die Wohnung. Das soll ihr Infektionsrisiko senken. Virusträger können eine normale Lebenserwartung haben. Es gibt keinen Grund, sie im Tierheim zu vergessen. Es sind genauso liebenswerte Geschöpfe wie ihre Artgenossen. "Krank werden kann jede Katze, unsere FIVis haben ein schönes Zuhause verdient wie alle anderen Tiere im Heim. Und wenn man zwei zusammen in der Wohnung halten kann, wird es ihnen auch nicht langweilig."
Beharrlichkeit führt zum Erfolg

 ARRAY(0x9dae858)

ARRAY(0x9dae858)

Foto: BARBARA CORNETZ
 ARRAY(0x9e26770)

ARRAY(0x9e26770)

 ARRAY(0xa3f33d0)

ARRAY(0xa3f33d0)

Foto: BARBARA CORNETZ

Diabetes : Die Ursache ist ein Mangel am Hormon Insulin. Hauptkennzeichen ist der dauerhaft erhöhte Blutzuckerspiegel. Die klassischen Symptome eines Diabetes sind vermehrte Wasseraufnahme und Urinausscheidung sowie Gewichtabnahme trotz erhöhter Futteraufnahme. In erster Linie geht es bei der Therapie des Diabetes darum, den Blutzuckerspiegel konstant zu senken und den Energiehaushalt zu stabilisieren. Meist müssen diabetische Tiere Insulin bekommen. In der Regel wird das Hormon zweimal täglich unter die Haut gespritzt. Üblich ist die Gabe kurz vor einer Mahlzeit.

Allerdings kann es dabei zu einer Unterzuckerung kommen, wenn die Katze die Nahrung verweigert. Daher wird den Haltern schlechter Fresser manchmal empfohlen, die Katze erst nach der Mahlzeit zu spritzen. Die Therapie des Diabetes fordert viel Engagement, Konsequenz und Beharrlichkeit, doch wer die Herausforderungen des Alltags mit einem zuckerkranken Stubentiger meistert, wird mit einem Tier belohnt, das trotz seiner Krankheit eine relativ hohe Lebenserwartung hat und dieses Leben auch in vollen Zügen genießen kann.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort