Saarbrücken Stadtreiniger machen 3700 Tonnen Dreck weg

Saarbrücken · Beseitigung von wildem Müll kostet 240 000 Euro im Jahr. Kommunaler Ordnungsdienst sucht Verursacher. Das kann gefährlich sein.

 Fast 1200 Kilometer lang ist Saarbrückens Straßennetz. Dass viele Müll einfach aufs Trottoir stellen, macht Stadtreinigern zusätzliche Arbeit.

Fast 1200 Kilometer lang ist Saarbrückens Straßennetz. Dass viele Müll einfach aufs Trottoir stellen, macht Stadtreinigern zusätzliche Arbeit.

Foto: BeckerBredel

(ole) Rabbiner-Rülf-Platz, Dienstag, 13.05 Uhr. Der drahtige Mann im weißen Polo-Hemd eilt vorüber, nimmt einen letzten Zug. Drei Meter hinter einem Papierkorb mit Zigaretten-Loch schnippt er die Kippe auf den Boden und eilt davon. Würde er nun auf frischer Tat ertappt, wäre das ein Fall für den Kommunalen Ordnungsdienst (KOD). Und für ein Bußgeld von mindestens 15 Euro. Da der Dreckmacher weg ist, müssen die Leute von der Stadtreinigung ran.

Stadtsprecher Thomas Blug  trug auf SZ-Anfrage zusammen, was die Leute vom KOD und die beim Zentralen Kommunalen Entsorgungsbetrieb (ZKE) beschäftigten Straßenreiniger leisten. Denn der Stummel vom Rabbiner-Rülf-Platz ist nur ein Partikel in einem Müllberg – mit Besen, Zangen, Schippen und Kehrmaschinen von den Straßen, Plätzen und Grünflächen der Stadt geholt. 2377 Tonnen wiegt der Kehricht, den die 86 Stadtreiniger im Jahr 2017 beseitigten.  1194 Kilometer lang sind die Straßen, anderthalb Millionen Quadratmeter groß die Flächen, die sauberzuhalten sind. 1485-mal pro Woche leeren die Leute in Orange die Papierkörbe des ZKE.

Die Umwelt-Kolonne  aus zwei Fahrzeugen und je zwei bis drei Besatzungsmitgliedern liest im Jahr durchschnittlich 400 Tonnen Abfall auf. Diese ZKEler beseitigen nicht nur die von Bürgern gemeldeten Dreckecken, sondern steuern auch regelmäßig alle Containerstandplätze an und befreien sie im Schnitt pro Jahr von 390 Tonnen Schmutz und Unrat. Die Stadtreiniger sind an jedem Tag des Jahres im Einsatz. Um 5 geht’s los, um 22 Uhr ist Feierabend.

Zwölf weitere Mitarbeiter der Stadt Saarbrücken sorgen dafür, dass nicht jeder Dreckmacher und Kippen-Schnipper ungestraft davonkommt. Außerdem gehen sie gegen Halter illegal abgestellter Schrottautos (wir berichteten) und Verstöße gegen die Leinenpflicht vor und unterbinden aggressives Betteln.

Manchmal tun sie das mit Informationen darüber, was verboten ist, und mit Appellen an die Vernunft. Aber auch der Bußgeldbescheid gehört zu den Hilfsmitteln der Truppe vom Ordnungsamt. 769  Verfahren leitete der KOD im vergangenen Jahr ein. 2016 waren es sogar 870. Diese Arbeit ist gefährlich. Blug gibt zu bedenken, dass die KODler oft in „spannungsgeladene und von Aggression geprägte Situationen“ geraten. Diese Leute vom Ordnungsdienst hätten es mit zunehmender Respektlosigkeit und einer sinkenden Aggressionsschwelle zu tun.

Dabei weist die Statistik der Stadt zu Übergriffen auf das KOD-Personal nur jene Fälle auf, in denen die körperlichen Übergriffe oder Beleidigungen so massiv wurden, dass die Betroffenen Anzeige erstatteten. Blug: „Hier finden sich Fälle wie Bespucken oder Bedrohungen und körperliche Übergriffe, zum Beispiel massive Rempeleien, wieder.“

Seit September 2015 seien acht Fälle aktenkundig, in denen KOD-Mitarbeiter Strafanzeige erstatteten. Immer wegen Beleidigung, viermal zusätzlich wegen körperlicher Übergriffe, zweimal wegen Bedrohung. Und nicht auf jede Entgleisung von Müllmachern und anderen Tätern reagiere der Ordnungsdienst mit einer Anzeige. Meist bleibe es bei mündlichen Verwarnungen. Hierbei helfe die Ausbildung der KOD-Leute. Denn neben den rechtlichen Grundlagen für die Arbeit erlerne das Team deeskalierendes Verhalten bei Konflikten.

Dabei seien aber sowohl die Ausbildung als auch die Befugnisse der städtischen Ordnungsdienst-Mitarbeiter nicht mit denen von Beamten der Landes- und Bundespolizei vergleichbar. Ihnen sei die Verfolgung von Straftätern vorbehalten, sagt der Stadtsprecher.

Wenn Anzeige erstattet wird, übernehme das städtische Rechtsamt das Verfahren. „In Fällen, in denen sich Mitarbeiter auch als Person unmittelbar beleidigt fühlen, wird diesen zusätzlich zu einer privaten Anzeige geraten.“ Das alles kostet die Leute von der Stadt Zeit und Nerven. Vom Geld ganz zu schweigen. Für den Abtransport und die Beseitigung von wildem Müll zahlt der ZKE rund 240 000 Euro im Jahr.

Die vielen Anrufe am Dreck-weg-Telefon des Entsorgers zeigen, wie wichtig den meisten Saarbrückern eine saubere Stadt ist. Gab es im vergangenen Jahr pro Monat um die 240 Anrufe,  so ist der monatliche Durchschnittswert in diesem Jahr auf 275 Anrufe gestiegen.

Das  Dreck-weg-Telefon des ZKE ist erreichbar unter der Nummer (08 00) 8 88 56 78.

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