Laichzeit Rettung auf gefährlichem Weg zum Teich

Saarbrücken · Kröten, Frösche und Molche wandern zu ihren Laichgewässern. Ehrenamtliche bringen sie sicher über die Straße.

 Helena Hoffmann (vorne) hat an der Straße entlang des Tabaksweihers eine Kröte gefunden.

Helena Hoffmann (vorne) hat an der Straße entlang des Tabaksweihers eine Kröte gefunden.

Foto: Iris Maria Maurer

Es ist halb acht abends. Die Sonne ist schon untergegangen. Sechs Jugendliche stehen auf dem Parkplatz am Tabaksweiher in St. Arnual und machen sich fertig für ihren wöchentlichen Rundgang. Sie ziehen Warnwesten und Handschuhe an, schnappen sich Taschenlampen und Eimer. Jutta Knauf vom Verein Pädsak – Pädagogisch-Soziale Aktionsgemeinschaft auf dem Wackenberg – gibt kurze Anweisungen, wie die Gruppe vorgehen soll. Denn sie retten Leben. Sie sorgen dafür, dass Kröten, Frösche und Molche, die auf dem Weg zu ihrem Laichgewässer sind, auch sicher dort ankommen.

Es ist trocken und kalt. Vielleicht zu kalt? Bevorzugt wandern die Amphibien, wenn es regnet und das Thermometer über acht Grad steigt, erklärt Ute Fugmann, Naturschutzbeauftragte der Landeshauptstadt. Sie koordiniert den Einsatz der vielen Ehrenamtlichen, die seit einigen Wochen morgens und abends in den fünf Schutzbereichen Tabaksweiher, Gersweiler Sprinkshaus, Sonnenberg, Meerwiesertalweg und Fischbachtal im Einsatz sind. Bevor die Freiwilligen loslegen konnten, haben Mitarbeiter des Zentrums für Bildung und Beruf Saar (ZBB) im Auftrag des Amtes für Klima- und Umweltschutz und des Naturschutzbundes (Nabu) Amphibienschutzzäune aufgestellt. Die Zäune sollen die Amphibien auf ihrem Rückweg von den Winterquartieren in ihre Laichgewässer davor bewahren, von Autos überfahren zu werden. Die Tiere wandern entlang der Zäune und fallen in Eimer, die in der Erde versenkt sind. Helfer nehmen sie aus den Eimern und tragen sie in gesonderten Behältern zum Gewässer.

Die Jugendlichen leuchten mit ihren Taschenlampen vor und hinter die Zäune sowie in die Eimer. „Ich hab’ eine Kröte“, ruft plötzlich eine junge Frau. Das Tier sitzt etwas versteckt unter einem Laubhaufen. „Du musst sie mit der ganzen Hand aufheben. Aber ganz sanft“, sagt Jutta Knauf. Die Jugendliche traut sich nicht recht. Knauf zeigt ihr, wie es geht. „Die Kröte ist ganz steif. Es ist zu kalt“, sagt Knauf. Sie legt sie in einen Eimer, der mit etwas Laub gefüllt ist. „Das ist stressfreier für die Tiere“, erklärt Ute Fugmann. Ein Männchen, sind sich die Jugendlichen sicher. Knauf ist skeptisch. „Ich denke, es ist ein Weibchen. Männchen sind viel kleiner.“ Ein Blick von Expertin Fugmann genügt: „Das ist ganz klar ein Männchen.“ Von denen gibt es auch viel mehr. Die Weibchen sind in der Unterzahl. Oft tragen sie ihre männlichen Artgenossen huckepack zu den Laichplätzen – auch zwei, drei oder sogar vier auf einmal. Die Jungs und Mädchen finden an diesem Abend „nur“ drei Kröten, die sie sicher am Ufer des Tabaksweihers absetzen. Einen Rückwanderer bringen sie wieder in sein Quartier. Im vergangenen Jahr hätten sie an manchen schon bis zu hundert Tiere gezählt. Da war es aber auch wärmer, sagt Knauf.

„Es ist toll zu wissen, dass wir zum Überleben der Tiere beitragen“, sagt die 14-jährige Ayleen Roob. Sie war bereits im vergangenen Jahr als Amphibienhelferin unterwegs. „Wir helfen, dass sie nicht aussterben“, ergänzt die 17-jährige Lara Koni. Jedes Jahr melden sich viele Jugendliche, um mitzumachen, sagt Jutta Knauf. Manchmal seien es so viele, dass nicht alle teilnehmen könnten. „Sie haben Spaß daran, die Natur kennenzulernen, und finden es super spannend.“ Positiver Nebeneffekt: Die Jungs und Mädchen sammeln nebenbei Müll ein, der am Straßenrand liegt.

An diesem Abend sind die Jugendlichen nicht die einzigen ehrenamtlichen Krötenretter. Auf ihrer Tour um den Tabaksweiher treffen sie auf Margarethe Buhre und Ulrike Beckert. Die beiden Damen sind schon seit Jahrzehnten dabei. „Mein Enkel hat mich auch schon begleitet. Er lebt in Salzburg und hilft auch dort den Tieren über die Straße“, sagt Beckert.

 Um sie sicher über die Straße zu bringen, werden die Kröten in einen Eimer mit etwas Laub gesetzt.

Um sie sicher über die Straße zu bringen, werden die Kröten in einen Eimer mit etwas Laub gesetzt.

Foto: Iris Maria Maurer

Nach rund einer Stunde ist für diesen Abend Schluss. Die Ehrenamtler kehren zum Parkplatz zurück. Nächste Woche begleiten sie erneut die Kröten auf ihrer Wanderung.

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