Alkoholprobleme Wie die Caritas Suchtkranken hilft

St. Johann · 225 Klienten haben die Saarbrücker Beratungsstelle im vergangenen Jahr besucht. Die meisten mit Alkoholproblemen.

 Wer zu viel Alkohol trinkt, braucht Hilfe. Bei der Caritas können sich Betroffene beraten lassen.

Wer zu viel Alkohol trinkt, braucht Hilfe. Bei der Caritas können sich Betroffene beraten lassen.

Foto: dpa/Alexander Heinl

Meist handelt es sich um Alkoholprobleme, wenn Suchtkranke Kontakt zur psychosozialen Beratungs- und Behandlungsstelle für Abhängigkeitserkrankungen und pathologisches Glücksspiel der Caritas suchen. Das geht aus dem Jahresbericht des Caritasverbandes für das zurückliegende Jahr im Regionalverband hervor. Demnach haben 225 Klienten die Einrichtung im Caritaszentrum in der Johannisstraße aufgesucht. 63 Menschen kontaktierten die Einrichtung nur einmal. Unter ihnen waren 27 Klienten mit einem Alkoholproblem. Unter den 162 Menschen, die die Einrichtung mehrfach kontaktiert haben, gab es 119 mit Alkoholproblemen. Die Statistik der Caritas führt insgesamt 1802 Kontakte auf. Das Durchschnittsalter der Klienten beträgt 47,7 Jahre, knapp 13 Prozent haben einen Migrationshintergrund, 41,5 Prozent sind Frauen.

„Zum Erstkontakt kommt es meistens über das Telefon. Es folgt das Angebot, zeitnah eine der offenen Sprechstunden zu besuchen“, sagt Birgit Altmeier, die als Leiterin mit den Sozialarbeitern Adele Reuter-Kapp und Johannes Sinnwell bei der Beratungsstelle arbeitet. „Bei einer solchen Sprechstunde ergründen wir zum Beispiel im persönlichen Gespräch, was der Betroffene bereit ist zu tun“, berichtet Sinnwell. Führt der Weg dann zu einer stationären Therapie, hilft die Beratungsstelle lediglich den Antrag auszufüllen. Ist das Problem noch ambulant zu lösen, bietet die Beratungsstelle mehrere Optionen an.

„Wir bieten fünf Gruppen an: die Orientierungs-, die Spieler-, die ambulante Reha-, die ambulante Nachsorge-, und die Angehörigengruppe“, sagt Altmeier. Als wichtig habe sich herausgestellt, das Umfeld der Betroffenen miteinzubeziehen. „Die Arbeit mit den Angehörigen ist wichtig, denn solche Probleme können nur gemeinsam bewältigt werden“, erklärt Altmeier. Es gebe steigende Zahlen bei Migranten und Frauen.

Problematisch sei es, wenn zwei Tabuthemen aufeinander träfen. „Alter und Sucht – da ist man gleich doppelt stigmatisiert.“ Weshalb der Caritasverband auch vom Gesundheitsministerium unterstützt das Programm „Unabhängig im Alter“ anbietet. Laut Altmeier sei der Renteneintritt eine gefährliche Schwelle, die oft Lebenskrisen auslöse. Zum Beispiel, weil der Tag plötzlich unausgefüllt sei. Oder, weil die Bekannten nach und nach wegsterben und die Angst um sich greift, einsam zu sein.

Die Jüngsten, die die Caritas-Beratungsstelle aufsuchen, sind Anfang 20. Für Jugendliche und junge Erwachsene unter 20 Jahren seien andere Stellen zuständig, erklärt Sinnwell. Am Ende des Beratungsangebotes steht die Nachsorge, bei der auch die stationären Fälle wieder zum Fall für die Caritas-Beratungsstelle werden könnten. Altmeier sagt: „Dabei geht es meist in Gruppensitzungen darum, wieder in den Alltag zu finden.“

Einrichtungen wie das Café Jedermann, das ebenfalls an das Caritas-Zentrum angegliedert ist, gehören auch dazu. Mit der Abstinenz alleine sei schließlich erst wenig erreicht, so Altmeier Es gelte auch, neuen Lebensmut und mehr Selbstzufriedenheit zu vermitteln. „Bei zirka zwei Drittel aller Abhängigen hat sich bei Beendigung der Beratung, beziehungsweise der Rehabilitation, die Suchtproblematik deutlich verbessert.“ Wichtig sei es, mit dieser Statistik an die Öffentlichkeit zu gehen. „Damit die Betroffenen wissen, dass es uns gibt, und wie sie uns kontaktieren können“, sagt Birgit Altmeier.

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