Hilfe zur Selbsthilfe Saarbrücker eröffnen Wasserläden in Afrika

Saarbrücken · Wasser sei eins der drängendsten Probleme Afrika, sagen Christoph Dillenburger und Tibor Sprick. Sie wollen Hilfe zur Selbsthilfe leisten.

 780 Euro kostet es, einen Laden wie diesen, der Wasser filtert, zu eröffnen. Zwei Saarbrücker wollen in Tansania in solche Läden investieren.

780 Euro kostet es, einen Laden wie diesen, der Wasser filtert, zu eröffnen. Zwei Saarbrücker wollen in Tansania in solche Läden investieren.

Es fing damit an, dass Tibor Sprick Christoph Dillenburger für „bescheuert“ hielt und ihm das auch sagte. In wenigen Tagen nun werden die jungen Männer in einem Flugzeug nach Afrika sitzen, um etwas zu tun, was beide für das Gegenteil von bescheuert halten: afrikanische Dörfer mit sauberem Wasser versorgen. Dazwischen liegen sieben Jahre, viele Gespräche über, wie die beiden es formulieren, „Gott und die Welt, die Probleme der Gesellschaft und all das“, die Erkenntnis, dass Reden alleine nicht hilft, eine E-Mail nach Tansania und einige mutige Entscheidungen.

Eine davon hat Christoph Dillenburger vor einigen Wochen getroffen. Der 25-Jährige hat seinen Job bei einer großen Versicherung gekündigt, weil ihm klar geworden sei, dass das Unternehmen, bei dem er sein Geld verdient, auch Geschäfte macht, die er nicht für moralisch hält, und er selbst längst eine Aufgabe für sich entdeckt hatte, die faszinierender war als alles, was er bis dahin als Kaufmann für Versicherungen und Finanzen getan hatte. Mit seinem Freund Tibor Sprick, der an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) studiert, hat er ein Projekt entwickelt, das Menschen nicht den Tod bringt, sondern das Leben erleichtert.

Kennengelernt haben sich die beiden beim Football-Training. „Da gab es erstmal Knatsch“, erinnert sich Dillenburger. Er hatte kaum Ahnung von diesem Sport und beging gleich einen Fehler, der den erfahreneren Spieler Sprick an der Zurechnungsfähigkeit des Neuzugangs zweifeln ließ. „Bist Du bescheuert?“, habe Sprink in angepflaumt, erinnert sich Dillenburger. Die beiden haben sich trotz des schlechten Starts schnell angefreundet, viel miteinander gerdet und recht bald festgestellt, dass Gespräche die Welt nicht besser machen. „Wir haben überlegt, wie wir anpacken können“, sagt Sprinck.

In dieser Zeit sind sie auf die Erfindung eines Ingenieurs aus Tansania gestoßen, der einen Wasserfilter erfunden hat, mit dem man kostengünstig und ohne Strom Wasser filtern kann. Die beiden haben dem Mann, Askwar Hilonga, eine E-Mail geschrieben, um zu klären, wie sie helfen können. Der Mangel an sauberem Trinkwasser, sei nämlich eins der zentralen Probleme in Afrika, sagt Dillenburger. Je nach Region sind Menschen sechs bis sieben Stunden am Tag zu Fuß unterwegs, um an sauberes Wasser zu kommen. „Und auch wenn es in anderen Regionen nur vier Stunden sind, die Zeit fehlt den Kindern, um in die Schule zu gehen“, sagt Dillenburger. „Rund 319 Millionen Menschen leben in Gegegenden, in denen man nicht wie bei uns einfach den Wasserhahn aufdrehen kann“, weiß er.

Um etwas dagegen zu tun, haben die beiden das „Blue Future Project“ ins Leben gerufen. Inzwischen, sagt Dillenburger, sind er, Tibor Sprinck und Askwar Hilonga ein Team. Ein Filter versorge rund 100 Menschen am Tag mit sauberem Wasser. Die Idee: Die drei Männer suchen Menschen in Tansania, die bei ihnen einen Kleinkredit von 780 Euro aufnehmen. So viel kostet ein Wasserstand mit Filter. Diese Stände sollen in vielen afrikanischen Gemeinden die Versorgung mit gutem Wasser verbessern.

„Wir wollen den Menschen nicht wie in der klassischen Entwicklungshilfe eine westliche Ideologie überstülpen. Wir wollen in eine Technik, die dort entwickelt wurde, investieren und die Menschen einbeziehen“, erklärt Sprick. „Blue Future“ wolle daher auch „keine Spendenorganisation sein, die jedes Jahr die Hand aufhält“. Sobald sie aus Afrika zurück sind, soll in einem Internetshop der Verkauf von T-Shirts, Kaffeebechern und anderen Produkten mit dem Logo des Projekts beginnen. Das Geld und Spenden wollen die beiden jungen Männer in Immobilien investieren, die dauerhaft Gewinn abwerfen. Wie das recht gewinnbringend funktioniert, hat Christoph Dillenburger in seinem bisherigen Beruf gelernt. Nun wolle er mit all seinem Wissen „positive Dinge bewirken“.

Das Ganze sei so, erklärt Christoph Dillenburger: Wenn man einem Mann einen Fisch gibt, ist er an diesem Tag satt. Wenn man ihm aber das Fischen beibringt und ihm die Ausrüstung dafür gibt, kann er sich und seine Familie jeden Tag ernähren. Tibor Sprick nickt. Beide hoffen, dass es genügend Menschen gibt, die das Projekt nicht für bescheuert halten, es unterstützen und sich dazu die Internetseite anschauen, auf der dann bald über die Afrikareise berichtet wird.

 Christoph Dillenburger (links) und Tibor Sprick.

Christoph Dillenburger (links) und Tibor Sprick.

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