Hindus Ein farbenfroher Umzug in der Salzstadt

Sulzbach · Etwa 500 Hindus zogen gestern zu Ehren ihrer Göttin durch die Stadt. Viele Gäste und Schaulustige folgten dem bunten Spektakel.  

 Der Umzug führte vom Tempel durch Altenwald und zurück.

Der Umzug führte vom Tempel durch Altenwald und zurück.

Foto: Thomas Seeber

Man muss nicht in ferne Länder reisen, um exotisch-kulturelle und religiöse Veranstaltungen zu sehen. Da genügte gestern ein Besuch am Hindu-Tempel in Altenwald, der einzigartig in Südwestdeutschland ist. Schätzungsweise 500 gläubige Hindus liefen bei einem feierlichen eineinhalbstündigen Umzug zusammen mit Anwohnern, Gästen und Schaulustigen entlang der Bergstraße, Oststraße durch die Sulzbachtalstraße zurück zum Tempel in der Grubenstraße. Zuvor war die prächtig geschmückte Statue der Tempelgöttin Sri Maha Mariamman, der indischen Muttergöttin, aus dem Gebäude getragen und auf einem mit Blumengirlanden dekorierten Wagen fixiert worden.

Am Wagen weht die deutsche Flagge neben der Flagge des Tempels. Ein Zeichen der Ehrung und der Dankbarkeit. An der Seite der Statue sitzen zwei ranghohe Priester, die eigens aus Holland und aus Paris angereist sein. Anschließend werden die Ehrengäste begrüßt und gesegnet und ihnen ein Schal über die Schultern gelegt. Unter ihnen die Erste Beigeordnete Mary-Rose Bramer, Polizeichef Peter Komp und Bürgermeister Michael Adam.

„Ich freue mich, mit ihnen gemeinsam dieses schöne Fest zu feiern. Wir leben in Respekt und Freundschaft zusammen und möchten dies auch weiterhin mit all unseren Religionen vor Ort tun“, führt Adam bei seiner kurzen Ansprache aus. „Ich bin begeistert, wie hier friedlich und tolerant gegenseitig Respekt gezeigt und gefeiert wird“ ergänzt Markus Uhl, CDU-Kandidat für den Bundestag. Dann setzt sich der Zug langsam in Bewegung. Festlich und farbenfroh gekleidete Frauen ziehen den Wagen mit dicken Seilen und begleiten ihn mit Gesängen und Gebeten, während die Männer ihn schieben oder bremsen, wenn es bergab geht. Dazu rhythmisches Trommeln und der durchgängige Ruf „Aroharra“, was so viel bedeutet, wie „gib uns Kraft“. Viele Männer sind oberkörperfrei und tragen traditionelle Gewänder und Tücher um die Hüfte, die meisten Gläubigen sind barfuß. Drei Tänzer führen die Prozession an mit kunstvollen Aufbauten aus Holz und Pfauenfedern auf den Schultern. Sie bringen ein schmerzvolles Opfer dar. Während einer Haken durch die Haut seines Rückens gezogen hat, hat ein anderer Speere und Nägel durch Lippen, Stirn und an den Füßen. „Diese Männer geben der Göttin etwas sehr Persönliches, ihren Schmerz. Das tun sie aus Dankbarkeit, wenn ihnen etwas Gutes widerfahren ist oder als Bitte um Anerkennung ihrer Gebete,“ erklärt Kajen Jegatheesan, der Neffe des Hindu-Priesters Sukithasan Sanmugasarmaund. Er erklärt den Besuchern das Geschehen. Viele Gläubige tragen Töpfe mit Opfergaben auf dem Kopf oder Tontöpfe in den Händen, in denen immer wieder ayurvedische Kräuter und Salben verbrannt werden. Einige gehen den ganzen Weg rückwärts und werden gestützt.

An den Fenstern und am Straßenrand verfolgen zahlreiche Schaulustige und Anwohner das farbenfrohe Spektakel, das immer wieder ins Stoppen kommt. Ihnen reichen die jungen Zugbegleiter süße Früchte und Getränke.

Renate Klos lebt in direkter Nachbarschaft zum Tempel und hat vor ihrem Haus einen Tisch mit Früchten aufgebaut und erbittet hierfür Segen. „Seit eine tamilische Familie mein Elternhaus gekauft hat, sind wir wie eine gemeinsame Familie. Ich könnte mir keine besseren Nachbarn wünschen“, schwärmt sie. Gabriele und Herbert Jung wohnen ebenfalls ganz in der Nähe. „Es gab noch nie Störungen durch den Tempel, alle sind immer sehr nett und zuvorkommend, wir haben sie gerne bei uns.“

 Stolz tragen diese Gläubigen die Statue ihrer Tempelgöttin.

Stolz tragen diese Gläubigen die Statue ihrer Tempelgöttin.

Foto: Thomas Seeber

Was auffällt: Müll wird sofort aufgesammelt. „Gestern haben einige Gläubige sogar die Straßen gereinigt“ merkt eine Anwohnerin an. Als dann am Ende des Umzugs ein kurzer Regenschauer einsetzt, freuen sich die Gläubigen. Sie werten dies als Antwort und Zustimmung ihrer Göttin. „Wir sind Deutschland und Sulzbach so sehr dankbar, dass wir unsere Religion hier ausleben dürfen, wie es bei uns Tradition ist. Das ist nicht selbstverständlich. Für diese Möglichkeit danken wir allen sehr“,  betont Kajen Jegatheesan.

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