Hier erhält man Hilfe im seelischen Ausnahmezustand Treffpunkt für Menschen in tiefer Trauer

Sulzbach · Eine Anlaufstelle für Hinterbliebene in großer seelischer Not: das neue „Lebenscafé“ in Sulzbach

 Andrea Michely und Tina Wagner (von links) laden einmal im Monat trauernde Menschen zur  zwanglosen Zusammenkunft in Sulzbach ein.

Andrea Michely und Tina Wagner (von links) laden einmal im Monat trauernde Menschen zur  zwanglosen Zusammenkunft in Sulzbach ein.

Foto: Thomas Seeber

Plötzlich ist er nicht mehr da. Der Mensch, den man so sehr liebte. Der Teil von einem selbst war. Plötzlich hat der Tod ihn weggerissen. Was bleibt, ist das übermächtige Gefühl der Trauer. Das Gefühl, seelisch in eine dunkle Sackgasse geraten zu sein, aus der es kein Entrinnen gibt.

Jeder trauert anders, vielen Hinterbliebenen jedoch ist eines gemeinsam: Sie können den Verlust nicht allein verarbeiten. Und genau da setzt das an, was sich „Lebenscafé“ nennt. Es ist dies eine besondere Anlaufstelle, die neuerdings in Sulzbach angesiedelt ist. Was es damit auf sich hat, das erklären Andrea Michely, katholische Krankenhaus-Seelsorgerin in der Knappschaftsklinik, sowie Tina Wagner, Pastoralreferentin im Dekanat Saarbrücken und Projektleiterin im „Tante Anna“ genannten Treffpunkt der Generationen (Vopeliusstraße 1) im Gespräch mit der SZ. Das Lebenscafé ist ein Baustein der Trauer-Seelsorge in Sulzbach von Seiten der katholischen Kirche“; sagt Andrea Michely, dabei sei ein neuer wichtiger Ansatz, dass Kirche sich offensiv zu den Menschen hin bewege – zu den Menschen in seelischer Not.Viele hätten nach der ersten ganz akuten Trauerzeit das starke Bedürfnis nach Austausch und Gemeinschaft mit anderen, die sich in der gleichen Situation befinden. Dann könne es gut tun, „ähnlich fühlende Menschen zu erleben, die in einer offenen wie ungezwungenen Atmosphäre ihre Gedanken und Gefühle in einem angenehmen und vertraulichen Rahmen zur Sprache bringen und gleichzeitig Gemeinschaft erleben“, bringen die beiden Frauen ihr Angebot auf den Punkt.  Der Treffpunkt der Generationen sei hierfür ideal. Sie betonen zudem, dass es sich um ein offenes Treffen handelt, ohne Bindungszwang und ohne inhaltliche Gestaltung. Im gemütlichen Ambiente mit gemeinsamen Essen an der Seite von fachlich versierten Trauerbegleiterinnen könne so ein lockerer und dennoch intensiver Austausch erfolgen.

Ein weiterer Baustein der Trauer-Seelsorge in Sulzbach ist das „Wandern für die Seele“. „Beim Wandern kommt nicht nur der Körper in Bewegung, es lösen sich auch innere Verspannungen, man bekommt Kopf und Seele wieder frei.“ Mit diesen Worten werben Andrea Michely und Tina Wagner für diese Art, mit anderen gemeinsam wieder peu à peu ins Leben zurückzufinden.

Es geht insgesamt nicht um platten Trost und Sprüche wie etwa „Die Zeit heilt alle Wunden“ oder „Das wird schon wieder“, sondern um ehrlichen Beistand. Sozusagen um „Trittsteine“, die der trauernde Mensch mit begleitender Hilfe  sich legen kann, um nicht unterzugehen und mit dem Verlust wie auch immer zurecht zu kommen.

Und es gibt, als dritten Baustein, die „Trauergruppe“, die ein gemeinsames Suchen ermöglicht nach Antworten auf die drängenden Fragen, die der Tod bei ihnen aufgeworfen hat. Hier kann man den Schmerz über den Verlust, die Sorgen wegen des Alleinseins sich eingestehen und Zuspruch finden.

Das Lebenscafé ist jeden 1. Donnerstag im Monat von 18 bis 19.30 Uhr im Treffpunkt „Tante Anna“ in Sulzbach geöffnet. Die Trauergruppe trifft sich am 1. Mittwoch im Monat von 17.30 bis 19.30 Uhr am selben Ort. Kontakt: Tina Wagner, Tel. (0151) 52 55 38 56;    Roswitha Kraemer, Tel. (0173) 447  64 22; Andrea Michely, Tel. (0163) 309 17 91.

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