Aktion Damit die Erinnerung lebendig bleibt

Völklingen · Zum Jahrestag der Reichspogromnacht wurden, nicht nur in der Völklinger Innenstadt, Stolpersteine poliert.

 Peter Spaniol, Peter Comtesse, Caroline Conrad und Ulrike Krüger (von links) halten kurz inne am Stolperstein für Josef Schirra in der Moltkestraße.

Peter Spaniol, Peter Comtesse, Caroline Conrad und Ulrike Krüger (von links) halten kurz inne am Stolperstein für Josef Schirra in der Moltkestraße.

Foto: Andreas Lang

Anhaltender Regen kann die Mahner an das düsterste Kapitel deutscher Geschichte nicht aufhalten. Die Mitglieder des Aktionsbündnisses Stolpersteine/Frieden sind am Samstag zum zweiten Mal in diesem Jahr losgezogen, um die Stolpersteine in der Innenstadt zu polieren. Zum Jahrestag der Reichspogromnacht.

„Selbstverständlich gehen wir auch bei Regen“, so Bündnissprecherin Caroline Conrad beim Treffpunkt im Café Valz an der Ecke Gatter-/Poststraße: „Was die Leute heute vor 80 Jahren ertragen mussten, steht dazu in keinem Verhältnis, sie wurden mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen und in Nachthemden auf die Straßen getrieben.“ Edith Hügel, Autorin und Mitglied des Aktionsbündnisses, liest noch einen Text, der nachdenklich macht: „In Erinnerung an all die, die ohne eine Spur zu hinterlassen verschwunden sind.“ Die Stolpersteine sollen diese Menschen wieder in die Geschichte Völklingens zurückbringen: „Dadurch kommen sie zurück in die Erinnerung der Stadt, sie haben wieder Namen und sind keine Nummern mehr.“ Wie wichtig es nach wie vor bleibt, vor den furchtbaren Früchten zu warnen, die Hass und Fremdenfeindlichkeit mit sich bringen, sieht Ulrike Krüger in den jüngsten Ereignissen: „Dass nach 80 Jahren noch einmal so etwas geschehen könnte, hätte ich nicht gedacht, angesichts der jüngsten Ereignisse, unglaublich, dass in Deutschland wieder so was passiert.“

Zeit also, die überall in der Stadt verteilten Stolpersteinen aufzupolieren. Ein bisschen Politur auf ein Schwämmchen und nach weniger als einer Minute ist die Patina zu einem schwarzen, flüssigen Film geworden. Noch ein paar Spritzer mit der mitgebrachten Wasserflasche hinterher, und der Stolperstein funkelt wieder wie neu. Dunkel ist jetzt nur noch die Gravur. Die Inschrift ist wieder mühelos zu lesen. Fehlt nur noch frischer Blumenschmuck: Selbstverständlich eine weiße Rose, seit jeher das Symbol für den Widerstand gegen das Nazi-Regime. Und ein weißes Grablicht kommt noch hinzu.

In Völklingen erinnern 27 Stolpersteine und eine Stolperschwelle an Opfer des Faschismus – Juden, Widerstandskämpfer, Zwangsarbeiter, Behinderte. Die meisten davon hat die Völklinger Gruppe in der Innenstadt gesäubert. Auch Schüler des Albert-Einstein-Gymnasiums. In Lauterbach hat sich der SPD-Ortsverein der dort gesetzten Stolpersteine angenommen, andere Mahner sind in Ludweiler, Fürstenhausen und den übrigen Stadtteilen unterwegs.

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