SPD-Oberbürgermeisterin und CDU-Bürgermeister in Völklingen Bunt hat seinen Charme

Eine SPD-Oberbürgermeisterin, ein CDU-Bürgermeister und ein Stadtrat, der in Farben von schwarz über rot und tiefrot, grün, gelb, blau und hellbraun changiert und jederzeit für Überraschungen  gut ist: Völklingens politische Zukunft ist bunt. Das birgt Risiken, aber auch Chancen.

SPD-Oberbürgermeisterin und CDU-Bürgermeister in Völklingen: Bunt hat seinen Charme
Foto: SZ/Robby Lorenz

Das größte Risiko ist, dass sich Parteipolitiker bis hin zur Handlungsunfähigkeit bekriegen. Aber solche Sturheit liegt, soweit zu erkennen, weder in Christiane Blatts noch in Christofs Sellens Natur. Und beide sind – ein großer Vorteil – von früherem Zank und Streit unbelastet. Für den die Wähler  jüngst bei der OB-Wahl der alten Parteipolitiker-Generation einen kräftigen Denkzettel gaben.

Beinahe hätte es da der parteilose Kaufmann Stefan Tautz aus Wehrden auf den Chefsessel im Rathaus geschafft. Mit dem Versprechen, ausschließlich zum Wohle Völklingens zu agieren. Im ersten Durchgang schlug Tautz  den CDU-Kandidaten Kevin Frank aus dem Feld. Und im Wahl-Krimi am Tage der Stichwahl sicherten letztlich nur die Stimmen ihrer Heimatbastion Ludweiler Christiane Blatt einen hauchdünnen Sieg.

Der Denkzettel erwischte insbesondere die CDU. Die Parteiführung gab dann prompt Noch-Oberbürgermeister Klaus Lorig die Schuld an der Niederlage. Dabei hatte sie ihn – und ebenso Parteifreund Jochen Dahm bei den Stadtwerken – lange Jahre unbehelligt wirtschaften lassen. Alles gestützt auf eine absolute CDU-Mehrheit im Stadtrat.

Nun ist alles anders. Doch es war schon mal so: Ab Mitte der 70er Jahre wurde Völklingen schon einmal von einer rot-schwarzen Verwaltungsspitze regiert. Mit Hilfe einer großen Koalition waren Raymund Durand (SPD) zum Oberbürgermeister und Heinrich Schüßler (CDU) zum Bürgermeister gewählt worden. Ältere Völklinger erinnern sich: Der Jurist Durand und der Baufachmann Schüßler ergänzten sich gut.

Das neue Duo muss sich erst  noch absprechen. Als Blatts Schwerpunkte gelten bisher Kultur und Soziales. Aber im Hintergrund stehen ebenso Allrounder-Kenntnisse als gelernte Kauffrau, Landtagsabgeordnete und Ortsvorsteherin. Sellen ist Jurist mit Schwerpunkt Zivilrecht, gleichzeitig als Betreuer sozial engagiert, erfahren in Vereinsarbeit und als Imker hellhörig für Belange von Umwelt und Natur.

„Bunte Führungsspitzen haben einen gewissen Charme“, sagte Paul Ganster, damals noch Angehöriger der Linkspartei, am Abend der jüngsten Bürgermeisterwahl. Da ist schon etwas Wahres dran.

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