Herbstkirmes-Finale mit Jahrmarkt „Jahrmarkt ist zweimal im Jahr Pflicht“

Völklingen · In Völklingen ist er eine unverrückbare Tradition: der Jahrmarkt am Kirmesdienstag. Und viele Kunden kehren Jahr für Jahr treu wieder.

 Neue Sofakissen gefällig? Oder vielleicht farbenfrohe Tischdecken? Auf dem Jahrmarkt im Völklinger Eligius-Viertel gehört all das zum Angebot. Christel Zimmer (links) genießt es sichtlich, sich am Stand von Melanie Sand (rechts) umzuschauen.

Neue Sofakissen gefällig? Oder vielleicht farbenfrohe Tischdecken? Auf dem Jahrmarkt im Völklinger Eligius-Viertel gehört all das zum Angebot. Christel Zimmer (links) genießt es sichtlich, sich am Stand von Melanie Sand (rechts) umzuschauen.

Foto: BeckerBredel

Kirmesdienstag ist Jahrmarkt. In Völklingen ist das ein ungeschriebenes Gesetz, und dementsprechend pilgern die Völklinger ins Eligius-Viertel. Viele getrieben von der persönlichen Tradition und lieb gewonnenen Angewohnheiten. „Zaziki-Würzmischung kaufe ich nur auf dem Jahrmarkt“, sagt Anja Heßedenz am Gewürzestand. Der steht selbstverständlich mitten in der Forbacher Passage. Das Ärztezentrum dahinter ist noch relativ neu – aber der Gewürzestand zum Jahrmarkt ist gefühlt schon immer da.

„Jahrmarkt ist zweimal im Jahr Pflicht“, meinen auch Elke und Gerd Imhof. „Eine Muskatnuss und vielleicht ein Portemonnaie“, sagt er und bezeichnet lachend sein eigenes Einkaufsverhalten diesbezüglich „fast schon als Tick“. „Staubsaugerbeutel – die von der bestimmten Marke“, das ist das Suchraster von Elfriede Maus auf dem Jahrmarkt: „Ich benutze jetzt schon ein älteres Modell, und auf dem Jahrmarkt werde ich in Sachen Staubbeutelvorrat immer wieder fündig.“

Was sie nicht davon abhält, auch an anderen Ständen zu stöbern. Etwa bei den Tüchern am Stand von Melanie Sand, wo sich auch Christel Zimmer beraten lässt. Sie interessiert sich für hübsche Tischdecken. Riano Cevini ist auf der Suche nach Neuem – er wird bei Reinhold Willems fündig. „Aus Simmern im Hunsrück“, wie der sich sogleich vorstellt, um dann sein Produkt anzupreisen. Nämlich einen Feuchtreiniger, der wahre Wunder zu vollbringen verspricht. Teerflecken von Autokarossen, na klar. Vor Ort vorgeführt funktioniert‘s. Und Willems gehen die Sprüche nicht aus: „Ob im Osten oder Westen, feucht geht’s immer am besten.“ Oder, nachdem er eine Brille mit demselben Reiniger gesäubert hat: „Putz’ die Fenster damit, und du musst einen Zettel an die Scheibe hängen, sonst sieht die keiner mehr.“ Klar, ein bisschen Show gehört dazu.

Ebenso wie so manches Schwätzje. Der Jahrmarkt als riesige Kontaktbörse für all die, die sich ewig nicht mehr gesehen haben. Und sie treffen sich überall. Kurz hinter dem Stand mit scharfen Messern. Sie plaudern irgendwo zwischen Kleiderständern, Kräuterbonbons und Bambussocken, um nach jedem „Schwätzje“ ausgiebig weiter zu bummeln.

Selbstverständlich muss auch gefeilscht werden. Auf 19 Euro setzt einer der Händler zum Beispiel eine Umhängetasche fest. Als er merkt, dass sein Gegenüber nicht anbeißt, sinkt der Preis rapide. Über 18 und 17 kommt er schnell auf 15 Euro. „Ich  muss noch überlegen, komme später wieder“, meint seine mögliche Kundin. Um ihrem Begleiter wenige Schritte weiter flüsternd zu offenbaren: „Wenn der so schnell nachgibt, geht noch mehr.“

„Schade, der Schwarzwälder-Schinken-Mann ist nicht mehr da, da habe ich immer gerne gekauft“, bedauert Sigi Freund. Überhaupt seien es wieder weniger Stände geworden: „Oder zumindest ist die Angebotspalette kleiner geworden.“ „Schade“, sagen auch die Feuerwehrleute Rafael Mailänder und Hans Werner Zimmer. In der gemeinsamen Mittagspause sind sie in der Hoffnung auf einen Imbiss auf den Jahrmarkt gezogen. „Und der große Betrieb kommt erst noch – heute Mittag“, sagt Christa Mörsdorf, die zusammen mit Ehemann Harald  Gastwirtin im Pfarrgarten ist, im Bistro Jean M., um genau zu sein. Am vermutlich letzten 30-Grad-Tag des Spätsommers ist sehr wahrscheinlich, dass ihre Prognose sich erfüllt.

 Sooo blank: Riano Cevini (links) lässt sich von Verkäufer Reinhold Willems ein Reinigungsmittel vorführen.

Sooo blank: Riano Cevini (links) lässt sich von Verkäufer Reinhold Willems ein Reinigungsmittel vorführen.

Foto: BeckerBredel

Hoffnungsfroh gehen auch die Schausteller auf der Herbstkirmes auf Hindenburg- und Rathausplatz in den Dienstag, der bei ihnen traditionell Familientag und ermäßigte Preise bedeutet. Das zumindest teilweise sonnige Nachmittagswetter nährt die Hoffnung darauf, dass viele Familien den Jahrmarktbummel mit einen Abstecher zum Herbstkirmesfinale  krönen.

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