Gedanken über „Reste“ Nicht so präzise, bitte!

Resttage, Restwochen – Reste geben Anlass zum Nachdenken. So richtig schön sind sie nie.

 Kommentarkopf Kohl Jasmin

Kommentarkopf Kohl Jasmin

Foto: SZ/Astrid Müller

Ich wünsche Ihnen einen schönen Resttag“,  steht in der Mail. Förmlich, freundlich, präzise – das passt zum Absender, meiner Sparkassenberaterin. Der Haken: Die Mail bekomme ich um 10.17 Uhr. „Resttag? Der hat doch gerade erst richtig angefangen?!“,  wundere ich mich. Es lässt sich ja schon an sich über den Sinn dieser verwunderlichen Wortkombination streiten: Reicht denn „Tag“ nicht aus? Und ist sich die Absenderin überhaupt bewusst, dass sie mir mit dieser überpräzisen Formulierung ausdrücklich nur einen schönen Tag wünscht – was ist denn bitteschön mit der Nacht? Soll die etwa unschön werden? Nach weiteren Minuten des philosophischen Vor-mich-hin-Sinnierens wird mir klar: Natürlich habe ich dieses artifizielle Präfix auch schon benutzt. Gerne spreche ich beispielsweise von der Restwoche, wenn es eine dieser unsäglichen Wochen ist, die schon am Montag träge beginnen und wo das erlösende Wochenende dann einfach nicht kommen mag. Ein Rest  ist ja auch per se etwas Unerfreuliches. Keiner hat mit ihm gerechnet,  trotzdem ist er einfach da. Und belästigt einen mit seiner Existenz. Egal ob Essensrest oder Restalkohol. Ich komme zu dem Schluss: Der Rest an sich ist eine negative Erscheinung.

Oje, langsam dämmert es mir. Vielleicht hatte meine Sparkassenberaterin einfach einen schlechten Tag und wollte mir das so zum Ausdruck bringen? Und ich halte mich für empathisch. Denkste.

Am besten schreibe ich ihr gleich eine Mail und gehe der Sache auf den Grund. Wie ich schließe, weiß ich zumindest schon mal: Einen schönen ganzen Tag!

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