SPD-Ortsverein feiert 100. Geburtstag
Völklingen · Im Völklinger Restaurant Simona klirren an diesem Sonntag die Sektkelche. Bildungsminister Commerçon hält Ansprache.
Am 1. März 1917, noch mitten in den Wirren des Ersten Weltkrieges, gründete sich der Ortsverein der SPD in Völklingen. Den 100. Geburtstag begeht der Verein mit einer Feierstunde. Am Sonntag, 21. Mai, treffen sich Parteimitglieder, Freunde, Wegbegleiter von 14 bis 18 Uhr im Restaurant Simona in der Gatterstraße. Bildungsminister Ulrich Commerçon wird für Anke Rehlinger, einspringen, sie lässt sich entschuldigen, und die Festansprache halten, eine Ehrung von 40 altgedienten SPD-Jubilaren ist vorgesehen. Die musikalische Umrahmung übernimmt Wolfgang Winkler. Auch eine Festschrift hat der Ortsverein mit seinem Vorsitzenden Albert Augustin auf den Weg gebracht, 45 Seiten dick, gespickt mit Daten und Fakten, die die wechselhaften Geschichte der großen Volkspartei in der Region beleuchten.
Aber, bei aller Feierlaune, wie sieht es eigentlich aktuell bei den Völklinger Sozialdemokraten aus? Die Glanzzeiten sind längst vorbei, als die Sozis fast 30 Jahre lang in Folge den Völklinger Oberbürgermeister gestellt hatten. Ist die SPD eine alte Dame geworden, die einen Rollator benötigt? Zahnlos, ohne Biss? Seit 14 Jahren lenkt ein CDU-Mann die Geschicke der Stadt, Klaus Lorig, kritisch beäugt von den Sozialdemokraten. "Konstruktive Opposition" nennen sie das. So ist es in der Festschrift nachzulesen. Die Liste der Vorwürfe ist lang. Man kennt sie. Zu viele Ankündigungen und Versprechungen gebe es, denen keine Taten folgten. Schwere Managementfehler bei den Stadtwerken hätten dazu geführt, dass diese fast Insolvenz hätten anmelden müssen. Oder die endlosen Verzögerungen beim Bau eines City-Centers.
Soviel Kritik fordert die Frage nach Führungsanspruch geradezu heraus. Zweimal scheiterte die SPD mit ihren Oberbürgermeister-Kandidaten, in 2003 und 2010. Jetzt hat die Partei eine neue Chance, den Rathauschef zu stellen. "Wir sind vorbereitet", sagte Christiane Blatt, die für die SPD im Landtag sitzt und seit einigen Tagen auch dessen Vizepräsidentin ist, am Freitag anlässlich eines Redaktionsbesuches. Der Rücktritt von Lorig sei längst überfällig gewesen. Wer zum Kandidaten um das Amt des Völklinger Oberbürgermeisters ihrer Partei nominiert wird, ob sich die SPD dem Vorschlag Lorigs anschließt, schon im September ins Rennen zu gehen - zeitgleich mit der Bundestagswahl - lässt Christiane Blatt offen. Aber: "Für Wähler ist es schon attraktiver, nur einmal zur Wahl zu gehen." Jetzt müsse sich die SPD zunächst beraten.
Anknüpfen an die guten alten Zeiten, das würde die Völklinger SPD gerne: 1974 wurde Raymond Durand zum Oberbürgermeister gewählt. Seine Schwerpunkte waren die Innenstadtsanierung, die Ansiedlung des Globus-Handelshauses und weiterer Gewerbetreibenden in den Saarwiesen, der Ausbau der Fernwärme, Ausbau des Wohngebiets Sonnenhügel.
1989 übernahm Hans Netzer. Seine Amtszeit bis 2003 steht für eine erfolgreiche Haushaltssanierung und zahlreiche Projekte seines Programms "Wohnung-Arbeit-Versorgung-Bildung-Erholung". Insgesamt sind in seiner Amtszeit etwa 420 Millionen Euro in städtische Infrastruktur geflossen, vermeldet der Ortsverein in seiner Festschrift.
Zu träumen gewagt hatte die SPD wieder mit ihrem Kandidaten Martin Schulz, der Bundeskanzler werden soll. Als Mehrheitsbeschaffer sollte er auch bei den saarländischen Landtagswahlen im März helfen. Seit Ende der Ära Lafontaine/Klimmt hatten es auch hier die Sozis nicht mehr geschafft, den Regierungschef zu stellen. Vergeblich, die Schulz-Euphorie ist verflogen. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Albert Augustin ruft in seinem Grußwort den Genossen zu: "Lasst uns konstruktiv für eine bessere Gesellschaft streiten… Werdet und seid Teil dieser großen Idee, die nun seit 154 Jahren versucht, die Lebenssituation von Menschen zu verbessern - 100 Jahre davon in Völklingen!".