Bebauungsplanverfahren ist auf dem Weg Amazon kommt nach Völklingen

Völklingen · Stadtrat leitet Verfahren ein. Betrieb des Verteilzentrums mit bis zu 200 Beschäftigten startet Ende 2020.

 Völklingen bietet Amazon Platz. (Symbolbild)

Völklingen bietet Amazon Platz. (Symbolbild)

Foto: AP/Mark Lennihan

Der Gigant im Online-Handel, Amazon, will in Völklingen ein Verteilzentrum für Pakete betreiben und hat auf seinem Weg dahin ein Etappenziel erreicht: Trotz Kritik an den Arbeitsbedingungen stimmte der Stadtrat zu, das Bebauungsplanverfahren „ehemaliges Kraftwerksgelände“ im Stadtteil Wehrden einzuleiten.

Den Antrag hat aber nicht Amazon, sondern die Firma Goodman Germany GmbH gestellt. Denn der Immobilienentwickler und Investor wird das Gebäude kaufen und das Verteilzentrum mit den Flächen für die parkenden Lkw und Stellplätze für die Mitarbeiter bauen. Die Halle wird nach Angaben der Stadt Völklingen 8000 Quadratmeter groß sein. Das 5,3 Hektar große Areal ist derzeit noch im Eigentum der Kraftwerk Wehrden GmbH. „Die Sicherung als Kraftwerksstandort wird nicht mehr verfolgt“, schreibt die Verwaltung in der Beschlussvorlage.

Die Fläche liegt zwischen der Autobahn 620 und der angrenzenden Bahntrasse im Westen, zwei Gewerbebetrieben an der Kurt-Nagel-Straße und dem „Handwerkerpark“. Die Lkw sollen auch über diese Straße zur Autobahn fahren. Goodman werde alle mit der Planung entstehenden Kosten übernehmen. Gutachten zu Lärm und Verkehr sind geplant, erklärte ein Vertreter von Goodman und lobte den Standort vor allem wegen der kurzen Wege zur Autobahn. Eine „Vorprüfung“ habe ergeben, dass keine „erheblichen Umweltauswirkungen“ zu erwarten sind, teilt die Stadtverwaltung mit.

Thorsten Freers von Amazon sagte während der Stadtratssitzung, der Betrieb des Verteilzentrums werde zum Weihnachtsgeschäft 2020 starten. Dort werden die Pakete sortiert und dann zum Kunden gebracht. 110 Beschäftigte würden in Völklingen arbeiten, zu den Spitzenzeiten im November und Dezember seien es 200. Dazu kämen 400 bis 600 Mitarbeiter bei Kurierdiensten und anderen Paketdienstleistern. Diese würden pro Route und nicht pro zugestelltem Paket bezahlt.

Massive Kritik an den Arbeitsbedingungen bei Amazon kam von der Linken und den Grünen. Paul Ganster (Linke) benutzte gar die Bezeichnung „asozial“. Die Grünen meinten, Amazon lasse keine Mitbestimmung zu und schaffe nur Billigjobs. Freers sagte, die Mitarbeiter erhielten 10,78 Euro Stundenlohn. Die Fahrer bekämen über elf Euro. Amazon werde gern mit dem Jobcenter zusammenarbeiten, um auch Langzeitarbeitslose anzustellen. Studentenjobs stellte Freers ebenfalls in Aussicht. Er versicherte, dass bei Amazon auch Betriebsräte gegründet werden dürfen. Auf Nachfrage erklärte Freers, das Unternehmen beschäftige Leiharbeiter, übernehme aber auch welche in ein festes Arbeitsverhältnis. Mit großer Mehrheit stimmte der Stadtrat schließlich zu, das Bebauungsplanverfahren einzuleiten.

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