Neue Freie Liste in Völklingen „Wir Bürger“ wollen Stadtpolitik aufmischen

Völklingen · Stephan Tautz (59) will nach seiner hauchdünnen Niederlage bei der Völklinger OB-Wahl mit einer freien Liste namens „Wir Bürger“ in den Stadtrat einziehen.

 Stephan Tautz (links) gratulierte nach dem regelrechten Krimi bei der OB-Wahl im Oktober 2017 umgehend Siegerin Christiane Blatt (rechts). Nun kehrt er in die Stadtpolitik zurück.

Stephan Tautz (links) gratulierte nach dem regelrechten Krimi bei der OB-Wahl im Oktober 2017 umgehend Siegerin Christiane Blatt (rechts). Nun kehrt er in die Stadtpolitik zurück.

Foto: Thomas Seeber

Vor der Kommunalwahl am 26. Mai in Völklingen werden die Karten neu gemischt. Mit einer freien Liste namens „Wir Bürger“ wollen der Kaufmann Stephan Tautz (59, parteilos) aus dem Stadtteil Wehrden und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter in Stadtrat und Ortsrat einziehen.

Stephan Tautz hatte bereits für Aufsehen gesorgt, als er bei der Oberbürgermeisterwahl in Völklingen im Oktober 2017 nur knapp gegen die heutige Amtsinhaberin Christiane Blatt (SPD) unterlag. Tautz fehlten lediglich gut 200 Stimmen zum Sieg. Nun will er zumindest im Stadtrat für neue Verhältnisse sorgen, wobei ihm Mitstreiter wie Manfred Becker (67) zur Seite stehen. Becker, früher SPD, heute parteilos, langjähriger Beamter im Rathaus und dort zuletzt Leiter des Rechnungsprüfungsamtes, war Vorsitzender der Interessengemeinschaft der Wehrdener Bürger und Vereine und ist auch heute noch ihr Geschäftsführer.

Tautz und Becker sind in Begleitung in die SZ-Redaktion in Völklingen gekommen, um dort die Ziele von „Wir Bürger“ zu erläutern. Mit dabei ist Klaus Oberbillig (56), Versicherungsmakler in Völklingen, und als Verstärkung sind auch die Söhne Tarik (Tautz, 25) und Armin (Oberbillig, 22) mitgekommen. Klaus Oberbillig hat schon Stationen bei den Grünen und bei der FDP hinter sich, und Armin Oberbillig hatte es bei der Jungen Union probiert. Sie eint nun mit Becker die Enttäuschung über das Treiben in den etablierten Parteien. Tautz sieht als regelmäßiger Beobachter in Stadtratssitzungen diesen Eindruck bestätigt: „Die stimmen nur noch ab, wie ihnen von oben gesagt wird.“

Die neue freie Liste will nun nach Angaben der Gesprächspartner bei der Wahl „über zehn Prozent“ erreichen und „zumindest drittstärkste Kraft“ im neuen Stadtrat werden. „Dann können wir ein Wörtchen mitreden. Eine Alternative zur großen Koalition von SPD und CDU wäre schön“, sagt Klaus Oberbillig. Auf dem Weg zum Ziel wollen sie vor allem auch die bisherigen Nicht-Wähler mobilisieren. „Bei der letzten Stadtratswahl sind von 30 000 Wahlberechtigten rund 18 000 zu Hause geblieben“, erinnert Stephan Tautz.

Im Stadtrat wollen „Wir Bürger“ dann rein sachorientiert abstimmen. Sie schließen laut Tautz lediglich eine Zusammenarbeit mit der NPD („falls sie noch mal reinkommt“) aus. Die gegenwärtig zwei AfD-Ratsmitglieder stufen sie nicht als „Rechte“ ein.

Das Wahlprogramm („wir werden 15 bis 20 Punkte vorschlagen“) wird derzeit in einer Reihe von Arbeitsgruppen ausgearbeitet. Fest stehen laut Tautz und Becker jedenfalls bereits drei Punkte: „Wir Bürger“ lehne jede weitere Steuererhöhung ab, und der Stadtrat solle sich selbst auf 45 Sitze wie bisher beschränken, denn, so Becker: „Sechs Leute mehr machen über fünf Jahre mindestens eine fünfstellige Summe aus“ (siehe Info). Und es werde bei „Wir Bürger“ keinen Fraktionszwang geben, „denn wir sind alle mündige Bürger“.

„Wir Bürger“ befindet sich laut Tautz derzeit auf dem Wege der Eintragung ins Vereinsregister. Der Mitgliederkreis sei bereits auf über 70 Personen angewachsen. Der weitere politische Fahrplan soll bei einem für jeden offenen Bürgertreff am 17. Januar (19 Uhr, Bistro 06, Clubheim des SV Röchling Völklingen) erörtert werden.

Die Listen zur Kommunalwahl müssen bis spätestens 21. März im Rathaus eingereicht werden. „Wir Bürger“ braucht als Voraussetzung zur Kandidatur Unterstützungsunterschriften von Wahlberechtigten mindestens in der dreifachen Zahl der zu wählenden Stadtratsmitglieder. Nach seiner Erfahrung bei der Oberbürgermeisterkandidatur ist Tautz zuversichtlich, dass dies „binnen einer Woche“ gelingt.

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