Marilyn-Ausstellung Marilyn, wenn sie mal nicht die Monroe war

Speyer · Marilyn Monroe: Bis heute steht der Name für einen Mythos. In einer Sonderausstellung widmet sich das Speyerer Museum den unbekannten Seiten der Diva.

 Kurze Flitterwochen-Pause: Marilyn Monroe machte 1954 auf ihrer Hochzeitsreise nach Japan in Korea einen Zwischenstopp, um vor US-Soldaten aufzutreten.

Kurze Flitterwochen-Pause: Marilyn Monroe machte 1954 auf ihrer Hochzeitsreise nach Japan in Korea einen Zwischenstopp, um vor US-Soldaten aufzutreten.

Foto: The LIFE Images Collection/Getty Images/Mai

Superstar und Sexbombe auf der einen und sensible, emanzipierte Künstlerpersönlichkeit auf der anderen Seite: Diese beiden Lesarten beherrschen den Mythos Marilyn Monroe. Vor allem die zweite Variante rückt angesichts des stilprägenden Äußeren der platinblonden Hollywood-Diva oftmals in den Hintergrund. Diesem privaten Bild jedoch widmet das Historische Museum der Pfalz in Speyer seine Ausstellung „Marilyn Monroe. Die Unbekannte“. Die rund 400 Exponate wie Kleidungsstücke, Briefe und Fotos stammen vorwiegend aus der Privatsammlung Ted Stampfer und sind jetzt bis 16. Juni zu sehen.

Bis Monroe Weltruhm erlangte, war es ein langer Weg. Ihn zeichnet die Schau akribisch nach. 1926 wurde die Monroe in Los Angeles als Norma Jeane Mortenson und dem Taufnamen Norma Jeane Baker geboren. Da ihre Mutter unter psychischen Problemen litt, wuchs sie vor allem in einem Waisenhaus und bei Pflegeeltern auf. Mit der Pubertät habe sie begonnen, enge Pullover wie den ausgestellten sowie Jeans zu tragen, erklärt Kurator Lars Börner. „Das war damals sehr ungewöhnlich.“

1942 heiratete sie einen Nachbarsjungen und arbeitete später in der Rüstungsindustrie. Zeitgleich fertigte sie kunstvolle Modezeichnungen an und verdingte sich als Fotomodell, wofür sie sich ihre eigentlich brünetten, krausen Haare erstmals blondieren ließ. In der Ausstellung sind Lockenwickler sowie ihre Gesichts- und Augencreme von Erno Laszlo zu sehen. Der Kosmetiker habe die Pflegeprodukte extra für Monroe angemischt, erklärt Leihgeber Ted Stampfer. In dieser Phase wurde sie auch von der Filmbranche entdeckt und änderte ihren Namen. Abgesehen von einer Hauptrolle in „Versuchung auf 809“ belief sich ihr Hollywood-Engagement zunächst nur auf kleine Rollen.

Das änderte sich schlagartig 1953. Mit drei wegweisenden Werken, dem Thriller „Niagara“, dem Filmmusical „Blondinen bevorzugt“ mit dem Hit „Diamonds Are a Girl‘s Best Friend“ sowie der Komödie „Wie angelt man sich einen Millionär“ ging ihr Stern am Firmament des Filmhimmels auf. 1955 kam Billy Wilders Komödie „Das verflixte siebte Jahr“ und 1959 „Manche mögen‘s heiß“ mit dem Song „I wanna be loved by you“ in die Kinos. Originalskripte zu den Streifen, in Vitrinen mit Kino-Anmutung angeordnet, illustrieren die Karriere in der Filmindustrie an der Westküste.

Auch privat war die zweite Hälfte der 1950er Jahre für Monroe ziemlich turbulent. Ihre erste Ehe hielt nur vier Jahre. „Sie wollte diese Scheidung, um Karriere zu machen“, stellt Stampfer fest. Überhaupt sei sie eine Person gewesen, „die sehr clever“ gewesen sei. 1954 suchte sie ihr privates Glück mit dem Baseballstar Joe DiMaggio. Im Rahmen ihrer Hochzeitsreise nach Japan sang Monroe – bekleidet mit einem Spaghettiträgerkleid – in Südkorea vor etwa 60 000 US-Streitkräften in Pelzmützen.

Die Verbindung mit DiMaggio währte allerdings nur neun Monate. 1955 begann sie einen Neuanfang in New York, wo sie, mit den Vertragsbedingungen in Hollywood sehr unzufrieden, als damals einzige Frau eine Filmfirma gegründet habe, so Börner. Ein Jahr später heiratete sie den Dramatiker Arthur Miller. Für ihn konvertierte sie zum Judentum, jedoch blieb beider Kinderwunsch nach drei Fehlgeburten unerfüllt. Monroes Alkohol- und Medikamentenkonsum nahm zu, und 1961 ließ das Paar sich scheiden.

Im gleichen Jahr erschien Monroes letzter vollendeter Film, „Misfits – Nicht gesellschaftsfähig“, zu dem Miller das Drehbuch schrieb. Aus der Zeit stammt auch ein in rotem Stoff eingefasster Terminkalender mit vielen Einträgen bis hin zu Zahnarztterminen sowie ein privates Telefonverzeichnis, nach dem Frank Sinatra unter „CR 6-0032“ zu erreichen war.

1962 kehrte sie nach Los Angeles zurück und im Mai sang beziehungsweise hauchte sie im New Yorker Madison Square Garden zum 45. Geburtstag John F. Kennedys „Happy Birthday, Mr. President“ und löste damit einen Skandal aus. Wenig später starb sie in ihrer Heimatstadt an einer Überdosis Schlafmittel, die genauen Umstände sind bis heute ungeklärt. Börner erläutert, es gebe neben den Thesen Ermordung auf Veranlassung der Kennedys, durch die Mafia oder Selbstmord auch die der fahrlässigen Tötung durch die falsche Medikamentation durch die Ärzte. Auch wenn sich das vielleicht nie klären lässt: Der Mythos Marilyn lebt.

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr. An Heiligabend von 10 bis 14 Uhr, an Silvester von 10 bis 16 Uhr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort