Dreharbeiten zu neuem ZDF-Krimi Im Saarland wird wieder gemordet

Saarbrücken · Derzeit wird der dritte Teil der ZDF-Krimireihe „In Wahrheit“ gedreht. Der Drehort bringt das Filmteam zum Schwärmen.

 Christina Hecke alias Kommissarin Mohn nimmt einen Verdächtigen (Antonio Wannek) in die Zange unter dem wachsamen Blick von Regisseur Miguel Alexandre (r.).

Christina Hecke alias Kommissarin Mohn nimmt einen Verdächtigen (Antonio Wannek) in die Zange unter dem wachsamen Blick von Regisseur Miguel Alexandre (r.).

Foto: Oliver Dietze

In der Grundschule St. Josef in Saarbrücken-Malstatt scheint alles seinen normalen Gang zu nehmen. In den Klassenzimmern hört man die Kinder plappern, der Schulhof liegt verlassen da. Nur die Lastwagen hinter der Schule lassen erahnen, dass heute kein gewöhnlicher Schultag ist. Ein Filmteam der Produktionsfirma Network Movie hat hier für ein paar Tage seine Zelte aufgeschlagen, um Szenen des dritten Teils der saarländischen ZDF-Krimireihe „In Wahrheit“ zu drehen. Arbeitstitel: „Stille Wasser sind tief“.

In einem See nahe einer alten Bergarbeitersiedlung wird die Leiche des 16-jährigen Marlon gefunden. Der Fall führt Kommissarin Judith Mohn (Christina Hecke) zurück zu ihren eigenen Wurzeln. Mohn ist in der Arbeitersiedlung aufgewachsen, hat ihr aber den Rücken gekehrt und ist Kommissarin geworden, was nicht jedem dort gefällt.

In einer ruhigen Seitenstraße der Schule, gegenüber einer verrammelten Eckkneipe, die ihre besten Zeiten hinter sich hat, sind die Dreharbeiten in vollem Gange. Hecke packt einen Müllmann am Arm, reißt ihn herum und faucht ihn an. Ein kurzer Blick zu Regisseur Miguel Alexandre: „Ist das gut, wenn ich ihn voll anföhne?“ Plötzlich stolpert ein Passant in die Szene. Kein Problem: Noch wird nicht gefilmt. Die Schauspieler gehen mit dem Regisseur die Szene durch, proben Bewegungen, Betonung und Mimik.

22 Drehtage sind angesetzt, bis 5. September soll der Film im Kasten sein. Genug geprobt: Jetzt wird’s ernst. Robin Sondermann, der Mohns Kollegen Freddy Breyer spielt, schlendert die Straße auf und ab, während das Team Kameras und Scheinwerfer aufbaut. Die Hände hinterm Rücken verschränkt, bewegt er lautlos die Lippen, jetzt bloß kein Textaussetzer. Der Maskenbildner legt bei Hecke noch schnell Lipgloss nach, Hecke schließt die Augen, sammelt sich, dann geht’s los.

Cut. Nochmal. Dreharbeiten – eine Aneinanderreihung von endlosen Wiederholungen. Und doch sind die Schauspieler immer auf dem Punkt, Hecke nimmt den Müllmann auch beim sechsten Versuch mit der gleichen Intensität in die Zange wie beim ersten Mal. Ein nicht endenwollendes Sirenengeheul in der Ferne zwingt zum Unterbrechen. Alle wieder in Position, neuer Versuch, da wirft jemand irgendwo eine Kreissäge an. Eine Assistentin wird losgeschickt, um den Störenfried ausfindig zu machen. Als endlich Ruhe einkehrt, bricht die Sonne gleißend durch die Wolken. Der Regisseur steckt’s auf: Mittagspause.

Miguel Alexandre („Der Mann mit dem Fagott“, „Die Frau vom Checkpoint Charlie“) hat wie bereits im ersten Teil die Regie übernommen. Den zweiten Teil drehte Regisseur Matthias Tiefenbacher („Tatort“, „Polizeiruf 110“). Volle Absicht sei der Wechsel gewesen, sagt Producer Moritz Mihm: „Wir wollten verschiedene Blicke auf den Stoff und die Figuren.“

Der dritte Teil spielt im Arbeitermilieu, die typische Plattenbausiedlung haben die Filmemacher bewusst vermieden. „Wir wollten einen anderen Zugang finden, eine Siedlung, die etwas Malerisches hat und ausstrahlt: „Da wird zusammengehalten“, sagt Mihm. Die richtige Kulisse für die „working class mit Herz“, wie Mihm es ausdrückt, fanden sie in dem französischen Örtchen Villerupt nahe der luxemburgischen Grenze. Dabei traten unerwartete Probleme auf, denn die echten Spurensicherer der saarländischen Polizei, die als Komparsen dabei sein sollten, durften nicht mit – französisches Hoheitsgebiet.

Schauspieler und Producer schwärmen regelrecht vom Saarland als Drehort – „das ist keine Pflichtübung, das sage ich von Herzen“, beteuert Hecke. Die Saarländer seien „wahnsinnig offen und nett“. Anders als in München oder Berlin, wo die Menschen mit den Augen rollen, wenn schon wieder ein Filmteam die Straße versperrt und ihnen die Parkplätze wegnimmt, scheinen sich die Saarländer zu freuen, wenn bei ihnen gedreht wird. Rudolf Kowalski, der als pensionierter Kripobeamter Markus Zerner wieder dabei ist, ist da von anderen Sets ganz anderes gewohnt: „Noch ist das Fernsehen hier nicht so geläufig, dass Leute mit Apfelsinen nach uns werfen.“

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