Fall am Saarbrücker Staden Arzt nach Tod der Ehefrau angeklagt

Saarbrücken · Staatsanwalt wirft 62-jährigem Internisten gefährliche Körperverletzung und fahrlässige Tötung vor.

 (Symbolbild)

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Foto: dpa/Peter Steffen

  Rund zwei Monate saß der Facharzt Dr. S. im vergangenen Sommer in Untersuchungshaft. Dann wurde der Haftbefehl wegen Verdacht des Totschlags an seiner damals 51 Jahre alten Ehefrau aufgehoben. Der Mann kam wieder auf freien Fuß. Ursprünglich waren die Ermittler davon ausgegangen, dass der Mediziner, der in einer Praxis in Neunkirchen wirkte, seine Partnerin erwürgt hatte. Nach einem  Gutachten der Gerichtsmedizin war nach Angaben der Staatsanwaltschaft „nicht mehr zweifelsfrei anzunehmen, dass das Würgen“ die Ursache für den Tod der Frau war. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den Arzt erhoben, wirft ihm gefährliche Körperverletzung und fahrlässige Tötung vor. Dies bestätigte Mario Krah, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Saarbrücken, auf Anfrage unserer Zeitung. Dr. S. soll sich demnach vor dem Schöffengericht am Amtsgericht Saarbrücken verantworten.

Der Fall sorgte Anfang Juli im Wohngebiet am Saarbrücker Staden für Aufsehen: Beamte eines Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Polizei stürmten die Wohnung in einem Haus in einer Verbindungsstraße zwischen Bismarckstraße und Staden. Der Arzt, der angeblich als Jäger im Besitz von Waffen war, sollte gedroht haben, sich selbst zu töten. Er wurde in eine Klinik gebracht und später festgenommen. Am Vortag hatte er selbst den Notarzt alarmieren lassen, weil seine Frau leblos  im Ehebett lag. Polizisten soll er anfangs Verletzungen seiner Frau mit einem Sturz im Flur der gemeinsamen Wohnung plausibel erklärt haben. Nach seiner Vernehmung kehrte er in die Wohnung zurück.

Die Staatsanwaltschaft geht jetzt davon aus, dass die Frau, die erheblich unter dem Einfluss von Alkohol und Medikamenten stand, bei einem Sturz „erhebliche Verletzungen im Gesicht“ erlitt. Am Abend des 8. Juli 2017 soll es zudem zu einem Streit gekommen sein. Nach einer Rekonstruktion des Geschehens habe der Mediziner sich entweder über seine auf den Schultern liegende Partnerin gestützt oder gekniet, oder sie gegen eine Wand gedrückt. Dabei soll er mit beiden Händen kräftig gegen den Kehlkopf gedrückt haben, der brach. Die Frau schleppte sich wohl noch ins Bett. Dort soll sich der Arzt, der sich selbst schlafen legte, die tiefe Bewusstlosigkeit der 51-Jährigen festgestellt haben, ohne sofort Hilfe zu leisten oder zu alarmieren. Die Frau starb. Erst später wurde der Notarzt gerufen.

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