Bienensterben Land will Bienen besser schützen

Saarbrücken · Die Imkerei im Saarland boomt. Den hiesigen Bienen dürfte es noch relativ gut gehen. Dennoch will der Landtag ihre Lebensbedingungen verbessern.

 Rund 2000 Imkerinnen und Imker und 10 000 Bienenvölker gibt es im Saarland.

Rund 2000 Imkerinnen und Imker und 10 000 Bienenvölker gibt es im Saarland.

Foto: dpa/Patrick Seeger

Als ein Supermarkt in Hannover kürzlich sämtliche Produkte aus dem Sortiment nahm, die es ohne Bienen nicht gäbe, waren plötzlich 60 Prozent der Regale leer. Ein eindrucksvolles Bild, das zeigt, wie sehr die Lebensmittelproduktion auf die kleinen Brummer angewiesen ist. Die Politik hat das Problem inzwischen erkannt. Zwar ist umstritten, ob die Insekten wirklich vom Aussterben bedroht sind (siehe Artikel rechts). Dennoch hat der saarländische Landtag einstimmig beschlossen, die Bienen besser schützen zu wollen. In einem Antrag, den CDU und SPD eingebracht hatten, heißt es, „ein Miteinander von Politik, Landwirten und Imkern“ sei dazu unbedingt notwendig. Unter anderem wird in rechtlich unverbindlicher Form empfohlen, spezielle Weidemischungen zu säen, um blühende Wiesen zu schaffen. Der Einsatz von Glyphosat und anderen Pflanzenschutzmitteln solle weiter verringert werden, der Landwirtschaft wird ein „kritischer Umgang“ mit Pestiziden empfohlen. Insgesamt solle die Pflanzenvielfalt gefördert werden.

Die CDU-Abgeordnete Petra Fretter sprach von einer alarmierenden Entwicklung und warnte: „Es ist fünf vor zwölf.“ Ganz so schwarz wollte ihr Fraktionskollege Günter Heinrich die Lage nicht malen. Als man 2013 erstmals über das Bienensterben im Landtag diskutierte, habe es noch deutlich weniger Imker gegeben als heute: „Wir sind ein wesentliches Stück weiter als andere Bundesländer.“

Tatsächlich steht das Saarland im bundesweiten Vergleich recht gut da. Christian Pfeil, Vorsitzender des Landesverbands saarländischer Imker, spricht gar von einem „Bienenparadies“. Denn im Vergleich zu anderen Bundesländern gebe es keine großen landwirtschaftlichen Flächen nur mit Raps oder Mais. „Für die Biene ist die Vielfalt der Pollen wichtig.“ Immer mehr Saarländer entdecken Pfeil zufolge die Imkerei für sich. „Wir haben in den vergangenen fünf Jahren 1000 Imker dazugewonnen: Das Hobby boomt“, sagt Pfeil. Es sei sogar teilweise so, dass Neu-Imkerkurse den Andrang gar nicht mehr aufnehmen könnten. „Wir haben Zuwächse von etwa zehn Prozent pro Jahr. Das ist alles sehr erfreulich.“ Saarlandweit gebe es derzeit rund 2000 Imker. Dennoch sieht auch Pfeil Handlungsbedarf: Man müsse im Saarland beispielsweise noch mehr Blühflächen anbieten. Denn Winterverluste bei den Völkern gingen zum Teil auch auf „eine schlechte Pollenversorgung“ zurück. Insgesamt rund 10 000 Bienenvölker gibt es im Land.

Dass es den Bienen im Saarland noch vergleichsweise gut geht, liegt Umweltminister Reinhold Jost (SPD) zufolge auch am hohen Anteil des Biolandbaus – mit mehr als 16 Prozent der bundesweit höchste. Das hehre Ziel, das sich die Fraktionen in ihren Antrag geschrieben haben: Der Anteil soll weiter auf 25 Prozent steigen. Jost betonte, dass dies nicht umsonst zu haben ist: Für eine solche Steigerung müssten die Fördermittel des Landes auf weit über 20 Millionen Euro verdoppelt werden. Dennoch: „Es wäre gut investiertes Geld“, meinte Jost. Das sah auch sein Fraktionskollege Magnus Jung so: „Wenn wir weiter so wirtschaften wie bisher, entziehen wir uns selbst die Lebensgrundlage.“

Ralf Georgi (Linke) hält auch ein Umdenken in der Bevölkerung für notwendig: „Jeder kann einen kleinen Beitrag leisten.“ Blühwiesen statt englischem Rasen und einfach mal auf das Mähen verzichten. Bei der AfD rannten die Koalitionsfraktionen mit ihrem Antrag laut Rudolf Müller „offene Türen ein“. Die Partei habe schon in ihrem Wahlprogramm die Rettung der Honigbiene gefordert.

Wie ernst es den Parlamentariern mit ihrem Einsatz für die Bienen ist, könnten sie relativ einfach selbst beweisen. Direkt neben dem Landtag liegt eine große Wiese – kurz gemäht und blümchenarm. Eigentlich ideal für ein „Bienenparadies“. Das sahen auch die Abgeordneten  so. „Es gibt nix Gutes, außer man tut es“, gab Minister Jost die Marschrichtung vor.

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