Circus Krone in Saarbrücken Löwen und Dinosaurier im Zirkuszelt

Saarbrücken · Der Circus Krone gastiert seit dieser Woche in Saarbrücken. Die Macher betrachten sich selbst als Tierschützer.

 Menschen, Tiere, Sensationen: Jana Lacey-Krone, Direktorin des Münchner Circus Krone, am Donnerstag bei der ersten Vorstellung in Saarbrücken auf dem Elefanten Bara.

Menschen, Tiere, Sensationen: Jana Lacey-Krone, Direktorin des Münchner Circus Krone, am Donnerstag bei der ersten Vorstellung in Saarbrücken auf dem Elefanten Bara.

Foto: Oliver Dietze

Nicolai Tovarich tritt auf wie ein Löwe. Der Ansager des Circus Krone streckt sich. Er hebt sein Kinn leicht an. Brüllen muss Tovarich nicht. Die Leute haben auch so Respekt vor ihm. Der Engländer, Fliege, Smoking, glänzende Schuhe, schaut sich um im weiten Zirkuszelt. „Wo sind heute die Vorbilder?“, fragt der 66-Jährige. Früher habe es Schwarz und Weiß gegeben, gute Helden, böse Helden. Heute sieht Tovarich in der Welt zu viel Grau. Passt das zur Manege, den bunten Scheinwerfern, in deren Licht der Dompteur Martin Lacey mit 26 Raubkatzen in den Käfig steigt? Der Circus Krone preist Lacey als „Superhelden“. Nur bewegt sich jemand wie er längst im Graubereich der öffentlichen Meinung.

Seit dieser Woche gastiert der Circus Krone in Saarbrücken, auf dem alten Messegelände am Schanzenberg. „Willkommen im größten Zirkus der Welt“, begrüßt Tovarich das Publikum. Wer für das Münchner Unternehmen arbeitet, formuliert in Superlativen. Der Circus Krone präsentiert sich als der FC Bayern traditioneller Unterhaltung. Mit 212 Mitarbeitern und rund 100 Tieren reist er durch mehr als 30 Städte. Doch: Wohin der Zirkus auch kommt, der Zweifel ist schon da. In Saarbrücken verabschiedete der Stadtrat kürzlich eine Resolution gegen Wildtiere in der Manege. Am Samstag plant die Tierbefreiungsoffensive Saar zwei Mahnwachen am Circus Krone. Ist das, was sich im Zirkuszelt abspielt, noch zeitgemäß?

Andreas Kielbassa, Pressesprecher des Circus Krone, kennt solche Fragen. „Sie sehen: Den neuen Stadtteil von Saarbrücken“, sagt Kielbassa, als er die Presse am hauseigenen Zoo empfängt. Auch wenn manche Kommunalpolitiker seinen Arbeitgeber gern von hier fernhalten würden. Schwarze Schafe machten es dem Branchenprimus schwer, sagt der Pressemann: „Wir müssen und wollen transparent sein.“ Kielbassa führt in den Marstall, wo 36 Hengste untergebracht sind. Die Boxen seien doppelt so groß wie gesetzlich vorgeschrieben, sagt er. Der Krone-Sprecher berichtet vom Schicksal des Nashorns Tsavo, dreieinhalb Tonnen schwer, dem der Zirkus eine neue Heimat gegeben habe. Zeigt auf den Kühlwagen mit dem Rindfleisch für die Raubtiere, geliefert von einer Metzgerei aus Franken. Kosten: 20 000 Euro im Monat. „Wir unterscheiden zwischen Tierrechtlern und Tierschützern“, sagt Kielbassa. „Als Tierschützer sehen wir uns.“

Eine Glocke ertönt. „Jetzt beginnt der Einlass.“ Kielbassa bringt die Besucher ins Zirkuszelt, hinter die Manege, zu den „Dinosauriern der Zirkusbranche“, wie er sagt. Der Clown Fumagalli schminkt sich in seiner engen Garderobe. Der Italiener kam vor 61 Jahren in Genua zur Welt. Auf einer Tournee. „Ich bin stolz zu sagen, dass ich im Zirkuswagen geboren bin“, sagt Fumagalli. Vor der schmalen Treppe zum Clown steht Ansager Tovarich. Der Zirkus sei die wahre Welt, älter als Fernsehen oder Fußball, verkündet er. Was sagt jemand wie er über Demonstranten vor dem Circus Krone? „Unsere Löwen sind 21 Generationen hier, das sind alles Zirkustiere“, meint Tovarich. Die Augen der Kinder leuchteten, wenn sie die Tiere sähen.

Es ist ein klassisches Spektakel, das der Circus Krone über drei Stunden bietet. Auf einem artistisch-künstlerischen Niveau, das es so nur selten zu sehen gibt. Mit internationalen Akrobaten, eigenem Ballett, dem Clown Fumagalli – und dressierten Tieren, vom Papagei bis zum Elefanten. Eine der Hauptfiguren ist Direktorin Jana Lacey-Krone, die Erbin der vor einem Jahr verstorbenen Prinzipalin Christel Sembach-Krone.

 Hinter den Kulissen: Krone-Clown Fumagalli frisiert sich.

Hinter den Kulissen: Krone-Clown Fumagalli frisiert sich.

Foto: Oliver Dietze

Bernhard Theobald aus Wadgassen gefällt das Programm. Er ist mit seiner Familie da, hat zwei Enkel, vier und fünf Jahre alt. Was meint er zu Elefanten und Löwen? Tierschutz und artgerechte Haltung dürften nicht zu kurz kommen, findet Theobald. Aber man solle das Kind auch nicht mit dem Bade ausschütten. Als er wieder im Publikum sitzt, tritt Martin Lacey auf. Die Manege verlässt der Dompteur unter donnerndem Applaus.

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