Bilanz des Marx-Jahres in Trier Kaiser Nero lässt Karl Marx alt aussehen

Trier · In Karl Marx’ Heimatstadt ist man zufrieden mit der Resonanz auf das Jubiläumsjahr. 200 Jahre nach seiner Geburt bescherte der Philosoph Trier reichlich Besucher, vom Rekord der Nero-Schau aber ist man aber weit entfernt.

 „Marx macht mobil“: Gleich vier Trierer Museen befassten sich seinem Jubiläumsjahr mit Karl Marx (hier ein Blick in die Schau im Stadtmuseum Simeonstift). Rund 150 000 Besucher werden es wohl sein, wenn kommendes Wochenende die Ausstellung „Karl Marx 1818-1883 Leben. Werk. Zeit.“ im Rheinischen Landesmuseum und im Simeonstift endet.

„Marx macht mobil“: Gleich vier Trierer Museen befassten sich seinem Jubiläumsjahr mit Karl Marx (hier ein Blick in die Schau im Stadtmuseum Simeonstift). Rund 150 000 Besucher werden es wohl sein, wenn kommendes Wochenende die Ausstellung „Karl Marx 1818-1883 Leben. Werk. Zeit.“ im Rheinischen Landesmuseum und im Simeonstift endet.

Foto: dpa/Harald Tittel

Noch ist die Party nicht ganz vorbei. Aber kurz vor Ende des Festprogramms zum 200. Geburtstag von Karl Marx sind die Organisatoren in Trier ziemlich zufrieden. „Unsere Ausstellung war ein Erfolg, das Konzept ist aufgegangen“, sagt Beatrix Bouvier, die wissenschaftliche Leiterin der zentralen rheinland-pfälzischen Landesausstellung, über den in Trier geborenen Philosophen. Auch wenn ein neuer Besucherrekord nicht zu erwarten ist, hat die Marx-Schau in zwei Trierer Museen Bouvier zufolge ihre gesetzten Ziele erreicht.

„Wir wollten Diskussionen anregen, ein bisschen Sachlichkeit reinbringen und Information vermitteln. Und das haben wir geschafft“, sagt Bouvier. Es sei genau richtig gewesen, den Denker in seiner Zeit zu zeigen – auch wenn das nicht jedem gefallen habe. „Andere fanden das gerade gut.“ Für die Schau wurden so viele Exponate zu dem Visionär zusammengetragen wie nie zuvor: gut 400 Objekte von 110 Leihgebern aus 11 Ländern. Marx gilt als geistiger Vater des Kommunismus und ist bis heute umstritten.

Zu der erwarteten Gesamt-Besucherzahl wollte sich die Karl Marx-2018-Ausstellungsgesellschaft nicht äußern. Zahlen solle es erst nach dem Ende der Schau „Karl Marx 1818–1883. Leben. Werk. Zeit.“ am 21. Oktober geben, hieß es. Mitte September vermeldeten die Macher der Landesausstellung gut 65 000 Besucher für das Rheinische Landesmuseum Trier und das Stadtmuseum Simeonstift Trier. Zum Vergleich: Die Sonderausstellung über den römischen Kaiser Nero im Jahr 2016 hatte an den beiden Standorten gut 272 000 Besucher angezogen.

Die Stadt Trier ist zufrieden. „Die große Landesausstellung im Karl-Marx-Jahr war aus unserer Sicht ein Erfolg“, sagt Kulturdezernent Thomas Schmitt (CDU). Die Resonanz der Besucher sei fast durchweg positiv gewesen. „Wir nähern uns der Marke von 150 000 Besuchern aller Museen“, sagt er – und meint damit vier Museen in Trier, die sich 2018 mit Marx beschäftigt haben. Zudem habe das Rahmenprogramm im Jubiläumsjahr mit Musik, Tanz, Workshops und Vorträgen gezeigt: „Marx macht mobil – das galt für die Einheimischen wie die Touristen.“

Mit guten Zahlen haben die Trierer Touristiker aufzuwarten. „Das Jubiläumsjahr hat Trier touristisch noch einen Schub gebracht“, meint der Prokurist der Trier Tourismus und Marketing GmbH, Hans-Albert Becker. Hunderte Führungen rund um den weltberühmten Denker Marx wurden gestemmt; sechs Prozent mehr Besucher und sechs Prozent mehr Übernachtungen ausländischer Gäste stehen in der bisherigen Bilanz. „Viele sind über Marx auf Trier aufmerksam geworden.“

Der zum 200. Marx-Wiegenfest aufgelegte Null-Euro-Schein sei ein Verkaufsschlager geworden, erzählt Becker. Rund 130 000 Exemplare des violetten Scheins seien in mehr als 40 Länder verkauft worden. „Mit solch einem Erfolg hätte keiner gerechnet.“ Der Schein werde auch über das Marx-Jahr hinaus verkauft. „Marx bleibt ja ein Bestandteil unserer Stadt.“ Marx wurde am 5. Mai 1818 in Trier geboren - und lebte die ersten 17 Jahre seines Lebens dort.

Zudem habe Trier mit der anfangs umstrittenen großen Bronzestatue von Marx einen neuen touristischen Anziehungspunkt bekommen. „Da stehen immer mehr als 20 Leute und machen Fotos“, sagt Becker. Das mitsamt Sockel 5,50 Meter hohe Denkmal hatte die Volksrepublik China Trier als Geburtsstadt von Marx zum runden Geburtstag geschenkt. „Die Statue hat – genau wie die Ausstellung und die vielen Veranstaltungen des Rahmenprogramms – dafür gesorgt, dass Karl Marx im Gespräch ist“, meint Schmitt. Seit Mai feiert Trier seinen bekanntesten Sohn.

Auch nach dem Ende des sechsmonatigen Veranstaltungsreigens geht eine Marx-Ausstellung in Trier weiter: Die neu konzipierte Dauerausstellung im Museum Karl-Marx-Haus, dem Geburtshaus von Marx. Mehr als 40 000 Besucher aus aller Welt sind seit Anfang Mai bereits in dem schmucken barocken Wohnhaus gewesen. „Die Gäste zeigen sich begeistert von dem Geburtshaus. Es ist das größte Exponat der Ausstellungen“, sagt der frühere Ministerpräsident des Landes und Vorsitzende der Friedrich-Ebert-Stiftung, Kurt Beck (SPD), freudig.

 Erst umstritten, jetzt geliebt: Die Marx-Statue, ein Geschenk der Volksrepublik China an die Stadt Trier.

Erst umstritten, jetzt geliebt: Die Marx-Statue, ein Geschenk der Volksrepublik China an die Stadt Trier.

Foto: dpa/Harald Tittel

Zu den vielen Veranstaltungen im begleitenden Programm werden am Ende mehr als 50 000 Menschen gekommen sein, schätzt Leiter Rudolf Hahn. Und beim Abschlussfest am 21. Oktober im Theater Trier werde es eine zweifache Staffelübergabe geben: Vom Karl-Marx-Haus an das Engels-Haus in Wuppertal sowie von der Stadt Trier an die Stadt Wuppertal. Denn 2020 wird in der Geburtsstadt von Friedrich Engels, dem Freund von Marx, der  200. Geburtstag von Engels gefeiert.

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