Grubenwasser PCB-Filter aus St. Ingbert: Sechs Monate plus X

Saarbrücken · Die Einschätzung des saarländischen Unternehmens Blue Filtration GmbH, eine Filteranlage für das Umweltgift PCB im Grubenwasser in sechs Monaten fertigzustellen, „berücksichtigt in diesem Zeitrahmen natürlich nicht mögliche Vergaberichtlinien, Ausschreibungen und so weiter“, erklärte Geschäftsführer Martin Kaschek gestern auf SZ-Anfrage. Die dafür benötigte Zeit komme zu den sechs Monaten hinzu. „Ich habe nur gesagt, ab Auftragseingang kann ich die Anlage in sechs Monaten fertigstellen.“ Ein Sprecher des Bergbaukonzerns RAG betonte gegenüber der SZ: „Wir müssen die Auftragsvergabe ausschreiben. Wir sind ein subventioniertes Unternehmen.“ Zu der St. Ingberter Firma erklärte der Sprecher: „Wir werden auf das Unternehmen zugehen.“ Es sei allerdings „absolut unüblich, in einer Angebotsphase in der Presse oder Öffentlichkeit über technische und kaufmännische Bestandteile eines Angebots zu diskutieren“.

Eine Pilotanlage zur PCB-Filterung soll im Sommer bei der RAG in Nordrhein-Westfalen in eine halbjährliche Testphase gehen (wir berichteten). Mit einem Einsatz an den Grubenwasser-Einleitstellen im Saarland wird nach erfolgreichem Testlauf erst im nächsten Jahr gerechnet. Das hatte im Saarland zu Kritik geführt. Umweltminister Reinhold Jost (SPD) teilte gestern mit: „Wir sind dankbar für jeden Hinweis, der die RAG dabei unterstützen kann, ihren Verpflichtungen nachzukommen.“ Mit der Firma Blue Filtration habe man bereits Kontakt aufgenommen. Geschäftsführer Kaschek erklärte, ein Treffen im Ministerium solle „noch in dieser Woche“ stattfinden.

Für Irritationen sorgte derweil, dass der Blue-Filtration-Geschäftsführer Kaschek Vorstandsmitglied bei den St. Ingberter Grünen ist. „Das hat ein Geschmäckle“, erklärte der CDU-Landtagsabgeordnete und Vize-Vorsitzende des Landtagsausschusses für Gruben­sicherheit und Nachbergbau, Günter Heinrich. „Weshalb kommen die Grünen, die ihren Landtagswahlkampf hauptsächlich mit dem Thema Grubenwasser bestritten haben, jetzt damit an – und nicht schon damals?“

Der AfD-Landtagsabgeordnete Rudolf Müller sagte gestern vor der Landespressekonferenz, es lasse ihn hellhörig werden, dass PCB gerade jetzt zum Thema gemacht werde und sofort eine saarländische Firma bereitstehe, das Problem zu lösen. Die Fraktionschefs von CDU, SPD und Linken sagten, man müsse ernsthaft prüfen, ob Blue Filtration tatsächlich in der Lage ist, die angekündigte Lösung umzusetzen. Sie betonten jedoch, dass vor allem die RAG in der Verantwortung stünde.

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