Landesamt für Umweltschutz Für den atomaren Ernstfall gerüstet

Saarbrücken · Das saarländische Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz hat Radioaktivitäts-Messstellen zusammengelegt und erweitert.

 Chemielaborant Ulrich Uecker extrahiert im neuen Labor eine Probe zur radiologischen Untersuchung.

Chemielaborant Ulrich Uecker extrahiert im neuen Labor eine Probe zur radiologischen Untersuchung.

Foto: Teresa Bauer

Künftig werden im Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA) in Saarbrücken-St. Arnual auch Nahrungs- und Futtermittel radiologisch untersucht. Bisher oblag dieser Bereich der Umweltüberwachung per Landesverordnung der Universität des Saarlandes, Uniklinik Homburg. Das LUA ist unter anderem zuständig für die Umgebungsüberwachung Cattenom, die Untersuchung von Gewässern, Trink- und Grundwasser, Boden, und Klärschlamm. Die Zusammenlegung beider Messstellen machte einen Erweiterungsbau in St. Arnual notwendig, der jetzt fertiggestellt ist.

Im November 2012 war das LUA in neue Räumlichkeiten umgezogen. 3,4 Millionen Euro investierte das Land einschließlich aller Nebenkosten für diese Baumaßnahmen. Die nun erfolgte Erweiterung des Labors kostete nochmals 1,1 Millionen Euro. Inklusive 250 000 Euro für neue Geräte kostete die Zusammenlegung das Land also rund 4,7 Millionen Euro. In Form eines Bundesverwaltungsauftrages erstattet der Bund den Ländern eine Pauschale von 80 000 Euro jährlich für die Radioaktivitäts-Messungen gemäß des Strahlenschutzvorsorgegesetzes. „Für das Saarland soll diese Pauschale auf rund 150 000 Euro jährlich erhöht werden“, sagte gestern Saar-Umweltminister Reinhold Jost (SPD) bei der Vorstellung der neuen Labore.

Dem LUA steht durch die Zusammenlegung auch mehr Personal zur Verfügung. Den zuvor vier beim LUA und drei bei der Uniklinik Beschäftigten wurden vier weitere zur Seite gestellt. „Endlich haben wir den notwendigen Personalbestand erreicht“, sagte der Leiter des LUA, Thiemo Burgard. Das neue Strahlenschutzgesetz, das bis Ende des Jahres in Kraft treten soll, sei aber ein „gewaltiger Brocken“, sagte Burgard weiter. Es sieht vor, die bis dahin nebeneinander bestehenden Strahlenschutzverordnung, Röntgenverordnung und Strahlenschutzvorsorgegesetz zusammenzufassen. Das bedeutet auch ein größeres Aufgabenspektrum für die Behörde. Minister Jost gab sich aber zuversichtlich, bei Bedarf nachpersonalisieren zu können.

Welche Aufgaben das Landesamt zu erledigen hat, ist gesetzlich vorgeschrieben. 1075 Messungen sind gemäß Probenplan des Bundes für 2018 in allen Bereichen Pflicht. „Eine große Herausforderung“, sagte Jost. Umso effizienter und gründlicher könne der Strahlenschutz nun in einer Hand, statt zuvor in zwei getrennten Bereichen, gewährleistet werden. „Wir können sagen, dass wir die radiologische Umweltüberwachung mit den Investitionen der vergangenen Jahre auf den technisch neuesten Stand gebracht haben und damit auch für künftige Herausforderungen gerüstet sind.“

Rein durch chemische Verfahren können zum Beispiel die radioaktiven Elemente Plutonium und Uran gar nicht erfasst werden, erklärte Stephan Motsch, Leiter des Fachbereiches Radiologische Umweltüberwachung des LUA. Extraktion und hoch sensible radiologische Untersuchungen machen dies erst möglich. Die über 1000 Proben dienen letztlich dazu, ein „Bild von der Umwelt zum jeweiligen Zeitpunkt“ zu erhalten und um für den Ernstfall zu üben. „Wir sind so aufgestellt, dass jederzeit jede Art untersucht werden kann“, sagte Motsch.

Das Saarland liegt bedingt durch seine Nähe zum Atomkraftwerk Cattenom in einer kritischen Zone. Ein Ernstfall im Atomkraftwerk Philippsburg bei Karlsruhe würde ebenfalls das West-Saarland betreffen.

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