Ermittlungen Sexuelle Übergriffe bei der Polizei

Saarbrücken/Homburg · Ein 34 Jahre alter Kommissar steht vor dem Rauswurf, weil er angeblich Kolleginnen im Dienst sexuell belästigt und seinen gepiercten Penis gezeigt hat.

 Die Vorfälle sollen sich teilweise in einem Einsatzfahrzeug der Polizei ereignet haben.

Die Vorfälle sollen sich teilweise in einem Einsatzfahrzeug der Polizei ereignet haben.

Foto: BeckerBredel

Knapp sechs Jahre trug der junge Kommissar die Polizeiuniform. Die dienstliche Karriere des 34-Jährigen steht jetzt vor dem Ende. Ihm droht kurzfristig der Rauswurf. Da er als Beamter noch in der Probezeit steht, wird erwartet, dass er demnächst mangels dienstlicher und charakterlicher Eignung entlassen wird. Polizeisprecher Georg Himbert bestätigte auf Anfrage Informationen unserer Zeitung, wonach der Beamte, der im Saarpfalzkreis wohnt, vom Dienst suspendiert ist.

Dienstwaffe und Polizeiausweis musste er bereits vor Wochen abgeben. Zudem wurde ihm untersagt, mit Beamten der Inspektion Homburg in Kontakt zu treten. Für diese Dienststelle wurde ihm Hausverbot erteilt. Die Polizei hat zudem die Staatsanwaltschaft auf den Plan gerufen. Deren bisheriger Sprecher, Oberstaatsanwalt Christoph Rebmann, erklärte auf Anfrage, gegen den Kommissar werde „wegen des Verdachts der Nötigung, einer exhibitionistischen Handlung, der Beleidigung und der sexuellen Belästigung in mehreren Fälle“ ermittelt.

Innerhalb der Polizei sorgen die gravierenden Vorfälle, die sich in den eigenen Reihen und dies meist im Dienst abgespielt haben, für Gesprächsstoff. Denn: Opfer des Beamten, der als überheblich, von sich selbst überzeugt und forsch auftretend beschrieben wird, sind einige seiner bisherigen Kolleginnen. Junge Polizistinnen, mit denen er in der Inspektion Homburg und der dort stationierten Operativen Einheit (OPE) „Blies 3“ im Schichtdienst arbeitete.

Staatsanwalt und Disziplinarermittler beim Landespolizeipräsidium beschäftigt unter anderem dieser Vorwurf: Der 34-Jährige habe, während er mit einer Kommissarin und einem Kollegen Ende Januar im Streifenwagen auf der Autobahn bei St. Ingbert auf einen Einsatz gewartet habe, seine Uniformhose geöffnet und – obwohl die Frau ihn wiederholt aufgefordert haben soll, dies sein zu lassen – sein Glied samt Intim-Piercing gezeigt. Angeblich wollte aber der Kollege, den die Kommissarin gebeten hatte, sie in dem Kommando mit dem Kommissar zu begleiten, das Piercing sehen. Bei einer weiteren Streifenfahrt soll der Kommissar die Frau dann gefragt haben, ob sie zum Geschlechtsverkehr in den Wald fahren sollten. Aktenkundig ist nach SZ-Information auch ein weiterer Vorfall. So soll der jetzt suspendierte Beamte diese Kollegin wiederholt aufgefordert und unter Druck gesetzt haben, ihm ihren Busen zu zeigen. Bei einer Streifenfahrt im Saarpfalzkreis im Sommer letzten Jahres habe er den Einsatzwagen gegen Mitternacht auf einem Weg geparkt und erklärt, er fahre nicht weiter, bis er ihre Brust gesehen habe. Die Frau soll aus Angst ihre Arme so hingehalten haben, dass er sie mit Handschellen fesseln konnte. Dann habe er ihr T-Shirt nach oben geschoben und ihren Busen betrachtet.

Im Rahmen eines Treffens der „OPE Blies 3“ im Schwarzwald im Oktober 2017 spielte sich wohl vor Zeugen ein weiterer Vorfall mit dem Beamten ab. Die Gruppe saß in geselliger Runde zusammen, als der 34-Jährige nach draußen ging, gegen das Fenster schlug und sein Geschlechtsteil gegen die Scheibe drückte. Ein Kollege habe daraufhin den Vorhang geschlossen.

Offenbar sind Dienstaufsicht und Staatsanwaltschaft weitere sexuelle Belästigungen und Übergriffe sowie obszöne Bemerkungen des Kommissars zum Nachteil weiterer Beamtinnen bekannt. So soll er etwa Frauen kräftig auf den Po geschlagen und in den Schritt gegriffen haben.

Der suspendierte Beamte war Funktionär der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Deren neuer Landeschef David Maaß erklärte auf Anfrage: „Wir sind als GdP schockiert über die im Raum stehenden Vorwürfe. Sollten sich diese bestätigen, dürfte der Kollege dienstlich nicht mehr tragbar sein.“ Als GdP-Vorsitzender distanziere er sich allerdings „deutlich von jedweder Vorverurteilung.“ Es gelte die Unschuldsvermutung. Es seien „be- aber auch entlastende Beweise zu würdigen“.

Der Saarbrücker Rechtsanwalt Joachim Giring ist Verteidiger des beschuldigten Kommissars. Er verwies gegenüber der SZ darauf, dass die Ermittlungen weder verwaltungs- noch strafrechtlich abgeschlossen seien. Giring: „Mein Mandant wird sich nicht in der Öffentlichkeit, aber gegenüber den beteiligten Behörden äußern, um an der Aufklärung der tatsächlichen Geschehnisse mitzuwirken.“

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