Angriffe auf Heinz Bierbaum und Oskar Lafontaine Sieger im Machtkampf bei Saar-Linken verspotten ihre Gegner

Saarbrücken · Thomas Lutze findet es gut, dass die „Pensionäre“ im Vorstand zurückgetreten sind. Selbst Oskar Lafontaine wird innerparteilich nicht mehr geschont.

 Der Machtkampf bei den saarländischen Linken ist entschieden.

Der Machtkampf bei den saarländischen Linken ist entschieden.

Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Der Machtkampf bei den saarländischen Linken ist entschieden: Die Gruppe um Partei-Vize Andreas Neumann und den Bundestagsabgeordneten und Saarbrücker Kreischef Thomas Lutze hat sich durchgesetzt, ihre Gegner um die zurückgetretenen Landesvorstandsmitglieder Heinz Bierbaum, Leo Stefan Schmitt und Elmar Seiwert, die der Landtagsfraktion und Oskar Lafontaine nahestehen, haben sich resigniert von der Landesebene zurückgezogen.

Lutze begrüßte, dass Bierbaum, Schmitt und Seiwert ihre Posten aufgegeben haben. „Drei Pensionäre gehen in Rente. Gut so, das haben sie sich verdient“, erklärte Lutze. „Man kann vielleicht nicht jeden integrieren.“ Bierbaum warf er vor, dieser betreibe „Hinterzimmerpolitik“ und wolle „die Partei kaputt machen, weil er mit sich und seiner Rolle unzufrieden ist“. Erst sei er bei der Landtagsfraktion „rausgekegelt“ worden und jetzt nicht mehr im Bundesvorstand. „Da bleibt nur noch Nachtreten, und das noch gegen die Falschen.“

Entscheidend für die Rücktritte von Bierbaum, Schmitt und Seiwert war laut Presserklärung „die Weigerung der Mehrheit, die dringend notwendige Mitgliederbereinigung vorzunehmen“. Damit sei der „unseligen Praxis der Mitgliedermanipulation weiterhin Tor und Tür geöffnet“. Seiwert verkündete unterdessen auch seinen Rücktritt aus dem Merzig-Waderner Kreisvorstand. Er begründete dies mit einem mehrheitlich angenommenen Antrag der Kreisvorsitzenden Dagmar Ensch-Engel, den restlichen Mitgliedern des Landesvorstands zu danken und ihnen uneingeschränkte Solidarität zuzusagen.

 Thomas Lutze ist bei den Saar- Linken sehr einflussreich, wenn auch ohne Funktion im Landesvorstand.

Thomas Lutze ist bei den Saar- Linken sehr einflussreich, wenn auch ohne Funktion im Landesvorstand.

Foto: Alle Rechte beim Dt. Bundestag/Achim Melde

Die verbliebenen Vorstandmitglieder um den Lutze-Vertrauten Andreas Neumann weisen die Vorwürfe zurück. Lutze erklärte, in seinem Saarbrücker Kreisverband sei die Anzahl der beitragssäumigen Mitglieder von 220 auf 106 zurückgegangen. „Der Rest folgt nach der Sommerpause.“

In dem innerparteilichen Konflikt der Saar-Linken wird auch Fraktionschef Oskar Lafontaine nicht mehr geschont. Der Schatzmeister der Saar-Linken, Manfred Schmidt, schrieb dieser Tage in einer E-Mail: „Wir arbeiten weiter im Sinne der Partei und nicht eines Sonnenkönigs. Zuerst kommt der Landesverband und dann erst die Landtagsfraktion.“ Schmidt wirft den drei Zurückgetretenen vor, im Landesvorstand „ausschließlich im Interesse und Auftrag von Oskar“ agiert zu haben: „Wir werden euch nicht vermissen.“

 Heinz Bierbaum trat aus dem Landesvorstand zurück. Er ist einer von Lutzes Gegenspielern.

Heinz Bierbaum trat aus dem Landesvorstand zurück. Er ist einer von Lutzes Gegenspielern.

Foto: dpa/Rainer Jensen

Schon bei der erstmaligen Landtagskandidatur der Linken im Jahr 2009 sei bei den Mitgliedern manipuliert worden, um an Mandate zu kommen, so der Schatzmeister. „Dieses Vorgehen war jedem bekannt. Aber für Oskar hat das gepasst, es wurde akzeptiert und damit wurde das Fehlverhalten seitdem totgeschwiegen.“ Dies habe andere Mitglieder offensichtlich veranlasst, ihre Chance vielleicht mit ähnlichem Vorgehen zu nutzen. „Und nun, da sich für die handelnden Personen in der Landtagsfraktion abzeichnet, dass ihr jahrelang erfolgreiches System der Manipulation nicht mehr aufgeht, dass auf einmal andere Mehrheiten entstehen, ist der Aufschrei groß“, schreibt Schmidt.

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