Saarbrücken Unn wenn se ned gestorb sinn...

Saarbrücken · Walther Henßen hat 20 Märchen der Gebrüder Grimm ins Rheinfränkische übersetzt.

 Esel, Hund, Katze und Hahn – die Bremer Stadtmusikanten aus dem Märchen der Gebrüder Grimm haben es nach Saarbrücken und ins „rheinfränkische Saarlännisch“ geschafft.

Esel, Hund, Katze und Hahn – die Bremer Stadtmusikanten aus dem Märchen der Gebrüder Grimm haben es nach Saarbrücken und ins „rheinfränkische Saarlännisch“ geschafft.

Foto: Geistkirch-Verlag/Bernd Kissel

„Hänsel und Gretel“, „Schneewittchen“, „Frau Holle“ oder „der Froschkönig“ – jeder kennt die Märchen der Gebrüder Grimm und wurde vielleicht durch die eine oder andere Weisheit ein Stück weit geprägt. Der Übertragung in die saarländische Mundart hat sich nun Walther Henßen gewidmet. In seinem Buch „Unn wenn se ned gestorb sinn…“ hat Henßen mit trockenem Humor, wie man ihn aus der TV-Serie „Heinz Becker“ kennt, 20 Märchen ins rheinfränkische „Saarlännisch“ übersetzt und dabei das Denken der Saarländer mit eingebracht. Jedoch wurde der Urtext nicht Wort für Wort bearbeitet, erklärt Henßen. „Mansches driggt ma als Saarlänner halt ebbes annerschder aus“, heißt es im Vorwort.

Der ehemalige Pfarrer (Jahrgang 1938) stammt aus Ottweiler und beherrscht somit den hiesigen Dialekt perfekt. Schon 1981 hielt er seine ersten Mundartgottesdienste, über die die Saarbrücker Zeitung damals schrieb: „Gott muss Saarländer gewesen sein!“. Trotz großer Heimatverbundenheit wohnt Henßen seit einiger Zeit schon in Essen. „Auch einem Pfarrer tut Abwechslung gut. Es ist nicht ratsam, ein ganzes Berufsleben nur an einer Stelle zu sein“, findet er.

Nachdem er mit seinem Buch „Em Zimmermann Jupp sei Älschder“ 2013 mächtig Erfolg erlangte, nahm Henßen im Winter sein viertes Buch in Arbeit. Bei seinen ersten Texten habe er sich strikt an das Original gehalten, erklärt der Schriftsteller, „die nachfolgenden Bücher geben mir etwas mehr Spielraum, auch für humorvolle Gedanken.“

Drei Monate schrieb er an seinem neuen Werk. Die Idee zu dem Märchenbuch bekam der Autor beim Durchschalten des Fernsehprogramms. Vor allem in der Vorweihnachtszeit habe er beobachtet, dass die ARD fast an jedem Sonntagmorgen zwei Märchenfilme ausstrahlte. „Offensichtlich werden Märchen nicht alt“, sagt Henßen. Und die Geschichten der Brüder Grimm seien schlichtweg am bekanntesten.

Das Märchen Nummer acht, „Dischje, deck disch …“, auch bekannt als „Tischlein deck‘ dich“, sei ihm besonders gut gelungen, da in ihm 60 typisch saarländische Ausdrücke vorkommen. Allein für den Ausdruck „seine Schläge kriegen“ hat Henßen fünf saarländische Redewendungen gefunden: „der gebbt gedrasselt“, „der kried sei Fäng“, „der gebbt gewamschd“, „der gebbt geschwaad“ und „der kriehd de Rigge poliert“. Und bei den Sterntalern hat ein Mädchen so bitterlich gefroren, „weil’s nix fier unnedrunner gehadd hat“. Wörter, von denen Henßen glaubt, sie seien nicht jedem geläufig, erklärt er in Fußnoten.

Kritik zu seiner eigenen Saarlandisierung habe er kaum bekommen. „Die Resonanz zu meinem ersten Buch ‚Em Zimmermanns Jupp sei Äldschder’ war überwältigend“, erzählt der Saarländer stolz. Mittlerweile sei schon die fünfte Auflage erschienen. Wenn überhaupt, würden sich die Leser über die Schreibweise einzelner Wörter beklagen. „Überdies ist ein Dialekt etwas sehr Lebendiges und ist stets in der Veränderung“, sagt Henßen.

Ob sein neues Buch an den bisherigen Erfolg anknüpfen kann, wird sich zeigen. An diesem Donnerstag um 19.30 Uhr hält Walther Henßen die erste Lesung bei der Saarbrücker Buchhandlung „Bock & Seip“. Der Eintritt kostet acht Euro.

 Walther Henßen hat schon mehrere Mundart-Bücher geschrieben.

Walther Henßen hat schon mehrere Mundart-Bücher geschrieben.

Foto: Geistkirch-Verlag

Das Märchenbuch von Walther Henßen „Unn wenn se ned gestorb sinn…“ mit 22 Märchen der Gebrüder Grimm ist 184 Seiten stark und ab 24. Mai für 19,80 Euro im Buchhandel zu erwerben.

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