Landespolitik Warum es Frauen in der AfD im Saarland so schwer haben

Saarbrücken · Wären bei der Landtagswahl im Saarland 2017 nur Frauen wahlberechtigt gewesen, säße die AfD heute nicht im Parlament. Denn in dieser Gruppe bekam sie nach einer Auswertung der Forschungsgruppe Wahlen nur vier Prozent der Stimmen (bei Männern aber acht Prozent).

 Die Vize-Vorsitzende des AfD-Kreisverbands Saarlouis, Irene Lienshöft.

Die Vize-Vorsitzende des AfD-Kreisverbands Saarlouis, Irene Lienshöft.

Foto: Thomas Büch

Dass die AfD ein Frauenproblem hat, zeigt sich auch bei ihren Mandats- und Funktionsträgern. Die dreiköpfige Landtagsfraktion ist ein reiner Männer-Club. Im Landesvorstand sitzen gar 19 Männer und nur eine Frau. Umstände, die Dörr gerne humorvoll kommentiert: Die AfD-Fraktion sei die Landtagsfraktion mit den wenigsten Männern, kalauerte er jüngst. Was in absoluten Zahlen zutreffend ist; schließlich ist sie auch die mit Abstand kleinste Fraktion. Und zum Frauenanteil von fünf Prozent im AfD-Landesvorstand bemerkte Dörr scherzhaft: „Das ist ja schon mal was, dann haben wir die Fünf-Prozent-Klausel ja schon übersprungen.“ Ursprünglich gab es im Landesvorstand zwei Frauen, doch eine gab ihr Vorstandsamt in diesem Jahr ab, nachdem sie wegen Volksverhetzung verurteilt worden war (die SZ berichtete).

Zu den Gründen, warum die Unterrepräsentanz von Frauen in der AfD ein derart eklatantes Ausmaß angenommen hat, gibt es unterschiedliche Vermutungen. Irene Lienshöft, stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbandes Saarlouis und eine der wenigen Frauen in führenden Parteiämtern, macht Parteichef Dörr dafür verantwortlich. „Die starken Frauen in der Saar-AfD benötigt Herr Dörr nur für Wahlkämpfe“, sagt sie. Zwar waren auf den AfD-Listen für die Landtagswahl 2017 bloß acht von 41 Plätzen mit Frauen besetzt; allerdings spielten Frauen im Wahlkampf eine prominente Rolle, etwa im Wahlwerbespot der AfD. Und Lienshöft, damals die einzige Frau auf der AfD-Liste im Wahlkreis Saarlouis, wurde trotz eines aussichtslosen Listenplatzes auf Wunsch der Wahlkampfleiter so stark plakatiert, „dass man denken konnte, ich wäre der Spitzenkandidat“.

Lienshöft sagt über den 80-jährigen Landeschef Dörr, dieser komme aus einer Zeit, als Frauen noch ihren Ehemann um Erlaubnis fragen mussten, um einen Beruf ausüben zu dürfen. „Solche sozialen Prägungen kann man ab einem gewissen Alter schwer bis gar nicht ändern oder ablegen.“

Auf Bundesebene sieht es allerdings ähnlich aus: Der Frauenanteil der AfD-Bundestagsfraktion beträgt 16 Prozent, in der Mitgliedschaft elf Prozent. Dies sind jeweils die niedrigsten Werte aller Bundestagsparteien. AfD-Landeschef Dörr sieht darin grundsätzlich kein Problem. In allen Parteien, die er kenne, seien bedeutend mehr Männer als Frauen, „weil Männer entweder auch interessierter sind oder vielleicht auch mehr Zeit haben, abkömmlicher sind, um sich mit solchen Sachen zu befassen“, sagte Dörr. In der AfD sei dieser Unterschied ausgeprägt. „Wir werden daran noch arbeiten“, verspricht der Parteichef.

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