Tollwut bei Fledermäusen Wenn der Nachtschwärmer zubeißt

Saarbrücken/Heusweiler · Fledermäuse sind wahre Virenschleudern. Auch Tollwut können sie übertragen. Das Risiko für den Menschen ist gering. Allerdings ist Vorsicht angeraten, wenn man ein krankes Tier findet.

 Fledermäuse sind sehr scheu und beißen oder kratzen nur, wenn sie sich bedroht fühlen.

Fledermäuse sind sehr scheu und beißen oder kratzen nur, wenn sie sich bedroht fühlen.

Foto: Nabu unteres Illtal/Foto: Nabu/Joachim Schmidt

Ein Mann aus Heusweiler hat kürzlich auf seinem Grundstück eine tote Fledermaus gefunden. Weil er glaubte, dass mit dem Tier irgendetwas nicht stimmt, benachrichtigte er das Umweltministerium. Das Tier wurde im Labor des Landesamtes für Verbraucherschutz in Saarbrücken untersucht. Die Veterinäre stellten fest: Tollwut. Trotzdem bestehe kein Grund zur Panik, sagt Arnold Ludes, Präsident der saarländischen Tierärztekammer: „Die Gefahr, sich mit Fledermaus-Tollwut zu infizieren, ist nicht sehr groß, aber sie existiert.“ Denn Fledermäuse sind natürliche Virenreservoirs. Wenn Menschen unvorsichtig und leichtfertig mit ihnen umgehen, kann es zu Infektionen mit Krankheiten wie Tollwut kommen, die für Menschen tödlich enden können.

Ein kleiner Kratzer oder ein Biss einer Fledermaus sollten auf keinen Fall ignoriert werden. Aufgrund einer solchen Verletzung ist vor etwa einer Woche ein sechsjähriger Junge aus Orlando (Florida) gestorben. Eine Fledermaus kratzte den Jungen, als dieser das Tier streicheln wollte und infizierte ihn mit Tollwutviren. Eine Woche später zeigte der Junge Symptome der Erkrankung: Er war orientierungslos und benommen, hatte Kopfschmerzen. Die Ärzte konnten ihn nicht mehr retten.

Der Junge starb, weil die Eltern ihren Sohn nicht direkt nach der Verletzung zum Arzt brachten. Ein fataler Fehler, weiß Ludes. „Die Impfung muss so schnell wie möglich danach erfolgen. Eine Infektion mit Tollwut ist ohne eine schnelle Behandlung für den Menschen tödlich.“ Fledermäuse attackierten jedoch nicht wahllos Menschen, sie seien eher scheu. „Die Tiere beißen oder kratzen, wenn man versucht, sie anzufassen oder wenn sie sich bedroht fühlen. Von sich aus attackieren diese Tiere keine Menschen“, sagt Ludes. Da der Fledermaus-Finder aus Heusweiler das Tier weder hochhob noch berührte, kam es hier zu keiner Verletzung. Dies sei das richtige Verhalten im Umgang mit Fledermäusen, egal ob tot oder lebendig, sagt der Tierarzt und empfiehlt: „Wenn man sich von den scheuen Tieren fernhält, besteht absolut keine Gefahr.“

Das Virus werde ausschließlich über den Speichel auf Hautwunden übertragen, erklärt eine Sprecherin des Umweltministeriums: „Wer doch ein Tier anfassen muss, sollte dicke Handschuhe tragen, damit es zu keiner Verletzung kommen kann.“ Allgemein gilt die Tollwut seit 2008 in Deutschland als ausgerottet. Dies betreffe jedoch nur die Fuchstollwut und nicht das Tollwutvirus bei Fledermäusen, sagt die Sprecherin. In den vergangenen zehn Jahren wurde bei insgesamt sieben Fledermäusen im Saarland Tollwut nachgewiesen, zuletzt im Oktober 2017 und nun Anfang Januar. Todesfälle nach Kontakt mit Fledermäusen oder eine Übertragung auf Haustiere wie Katzen oder Hunde sind dem Ministerium nicht bekannt. Ohne direkten Kontakt seien auch Hausbesitzer mit Fledermäusen im Dachstuhl keiner erhöhten Gefahr ausgesetzt.

Wer in den Wintermonaten eine Fledermaus sieht, sollte ihr nicht zu nahe kommen, rät Ludes. Denn die Tiere seien eigentlich noch im Winterschlaf. Die Tatsache, dass sich das gefundene Tier in Heusweiler außerhalb seiner Höhle befunden hat, ist ein Indiz dafür, dass die Fledermaus krank war. „Fledermäuse, die krank sind, erwachen früher aus ihrem Winterschlaf, sie verlieren die Orientierung und wechseln den Standort, bis sie schließlich an dem Virus sterben“, erklärt Ludes.

Auch das Umweltministerium rät: „Wer häufig Kontakt mit Tieren hat, sollte sich impfen lassen. Die modernen Impfstoffe gelten als gut verträglich und schützen zuverlässig.“ Aber nicht jeder Fledermausbiss bedeute automatisch, dass man sich mit Tollwut infiziert habe. Es gilt: „Die Bisswunde sollte sofort gründlich mit Wasser und Seife gereinigt werden. Danach sollte der Betroffene unverzüglich einen Arzt aufsuchen.“

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