Facebook, Twitter und Co. Wie Saar-Politiker soziale Medien für sich nutzen

Saarbrücken · Ausgerechnet der Senior macht’s vor: Oskar Lafontaine ist der erfolgreichste Landespolitiker des Saarlandes – zumindest auf Facebook.

Altmeister Oskar Lafontaine bevorzugt Facebook.

Altmeister Oskar Lafontaine bevorzugt Facebook.

Foto: BeckerBredel

Ob ein Foto vom frisch geborenen Sohn des saarländischen Ministerpräsidenten oder eine kurze Stellungnahme der stellvertretenden Ministerpräsidentin zur Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer als neue CDU-Vorsitzende. Der Umgang mit sozialen Medien ist für viele Politiker inzwischen Bestandteil des Tagesgeschäfts. Denn Kommunikationsplattformen wie Facebook, Twitter, YouTube oder Instagram helfen, einen direkteren Kontakt zu den Wählern zu ermöglichen. Die Bedeutung dieser Medien ist spätestens seit der letzten US-Präsidentschaftswahl deutlich geworden. Aber nicht nur auf Bundesebene spielt ein gekonnter Auftritt im Internet eine Rolle, sondern auch in der Landespolitik.

Im saarländischen Landtag liegt da Linken-Fraktionschef Oskar Lafontaine mit rund 72 500 Facebook-Fans klar vorn. Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (42, SPD) folgt mit rund 16 600 Anhängern bei Facebook auf Platz zwei; Neu-Ministerpräsident Tobias Hans (40, CDU) bringt es als Dritter immerhin schon auf 10 200 Facebook-Follower. Lafontaines Beliebtheit lässt sich wohl vor allem auf seine Zeit als Bundesvorsitzender der Linken zurückführen. Im Gegensatz zu Hans und Rehlinger ist der 75-jährige Alt-Linke lediglich auf dem ältesten Social-Media-Kanal Facebook aktiv. Die SPD-Landesvorsitzende und Vize-Ministerpräsidentin hingegen hat neben ihrer Facebook-Seite auch einen Twitter-Account, dem rund 2250 Menschen folgen. Der Regierungschef ist sogar auf drei Kanälen präsent: Neben Facebook hat er auf Instagram 3800 Abonnenten und auf Twitter rund 4000.

Die meisten Politiker verfassen ihre Beiträge selbst, dabei werden die Vorzüge der einzelnen Plattformen auch unterschiedlich genutzt. So werden bei Instagram neben beruflichen gerne auch private Bilder gezeigt. Tobias Hans präsentiert sich hier mit Pferd und Familie. Bei Twitter und Facebook postet er eher politische Statements. „Tobias Hans geht es vor allem darum, einen authentischen Einblick in Leben, Wirken und Arbeit zu vermitteln und inhaltliche Schwerpunkte darzustellen“, erklärt Regierungssprecherin Anne Funk.

Anke Rehlinger sagt: „Mir ist der Kontakt über die sozialen Medien wichtig.“ Allerdings bedeute ihr „der persönliche Kontakt mit den Bürgern“ noch mehr. Und warum ist sie auf Instagram nicht präsent? „Da habe ich schon nachgedacht“, antwortet sie. Vielleicht legt sie da 2019 nach. Lafontaine sehe sein Facebook-Konto vor allem als Möglichkeit, um mit seinen „zahlreichen Fans in Kontakt zu bleiben und zu kommunizieren. Und so auch seine Inhalte zu verbreiten“, erklärt Martin Sommer, Linken-Pressesprecher.

Im bundesweiten Vergleich der Ministerpräsidenten belegt Tobias Hans, was die Zahl der Facebook-Fans betrifft, aktuell den elften Platz. Zum direkten Vergleich: Malu Dreyer (SPD) aus Rheinland-Pfalz liegt mit rund 60 300 Fans auf Platz zwei. Dies geht aus einer neuen Studie der baden-württembergischen Firma VICO Research und Consulting hervor, die sich mit der Analyse von Social Media befasst. Demnach liegt, nimmt man alle Plattformen zusammen, Manuela Schwesig (SPD) aus Brandenburg mit 185 000 Fans auf Platz eins der Länderchefs. Allerdings überzeugt laut dieser Studie Tobias Hans durch seine hohe Interaktionsrate, das heißt, seine Fans reagieren besonders oft auf das, was er postet. In diesem Punkt liegt Hans bundesweit im oberen Drittel der Ministerpräsidenten, auch weit vor Dreyer, die bloß auf Platz zehn rangiert.

Die saarländischen Bundespolitiker Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), Heiko Maas (SPD) und Peter Altmaier (CDU) bewegen sich offenbar versiert auf den Kommunikations­plattformen. Dabei variiert allerdings die Zahl der Anhänger zum Teil gravierend. Während Außenminister Heiko Maas rund 300 000 Twitter-Follower und etwa 46 000 Facebook-Fans hat, erreicht Wirtschaftsminister Altmaier bei Twitter um die 241 000 Menschen und über Facebook nur 16 000. Der frisch gewählten CDU-Parteivorsitzenden Kramp-Karrenbauer folgen bei Twitter lediglich 51 000 Menschen. Ihre Facebook-Seite gefällt immerhin 35 000 Bürgern.

 Neben den Politikern sind auch die Parteien in den sozialen Medien aktiv. Dabei fällt besonders auf, dass die Saar-AfD mit beinahe 25 000 „Gefällt mir“-Angaben bei Facebook, deutlich vor der zweitplatzierten CDU (rund 15 000 „Likes“) rangiert. Schlusslicht im Saarland mit lediglich 1500 Facebook-„Likes“ sind die Grünen. Der Erfolg der AfD entspricht dem bundesweiten Trend der Partei. Denn auch dort liegt sie mit rund 440 000 Facebook-Fans weit vor den anderen Parteien. Nach einer Studie der CSU-nahen Hans-Seidel-Stiftung ist dies darauf zurückzuführen, dass die AfD gezielt diese Kanäle verwendet, „um die traditionellen Medien zu umgehen“. Und da die Anhänger dieser Partei sich meistens in Austausch mit Gleichgesinnten bewegten, entstünden laut Studie sogenannte „Echokammerstrukturen“. Das heißt, die Menschen, die sich etwa auf den AfD-Kanälen bewegen, werden durch Gleichgesinnte in ihrer Meinung bestärkt und von abweichenden Standpunkten abgeschirmt. Dass auf den Social-Media-Kanälen viele ihre Meinung äußern, bedeutet eben noch nicht unbedingt Meinungsvielfalt.

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